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Reisen

Internationaler Umtrunk

Letzten Oktober hat sich ein freundlicher Chinesischer Doktor namens Ting-Kai Li von seinem Posten als Direktor des Nationalen Instituts für Alkoholmissbrauch und Alkoholismus zurückgezogen. Während seiner Amtszeit hat Dr. Li...
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von Bruno

Letzten Oktober hat sich ein freundlicher Chinesischer Doktor namens Ting-Kai Li von seinem Posten als Direktor des Nationalen Instituts für Alkoholmissbrauch und Alkoholismus zurückgezogen. Während seiner Amtszeit hat Dr. Li Forschungen vorangetrieben, die untersuchten, wie und warum das Trinken großer Mengen von Schnaps bestimmte Leute mit größerer Wahrscheinlichkeit in verschwitzte Idioten mit rotgeränderten Augen und braunen Lebern verwandelt. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen war die Tatsache, dass bestimmte ethnische Gruppen genetisch dazu veranlagt sind, hemmungslose Trunkenbolde zu werden, während andere mit einer natürlichen Aversion gegen den Stoff geboren werden. Frag irgendeinen Indianer und er wird dir sagen, dass das nichts Neues ist, aber Dr. Li war der Erste der eine gründliche Erklärung für Alkoholismus in Zusammenhang mit Genetik lieferte.

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Portugal PEDRO: Liqueur From Beira**

France  SOPHIE: French Absinthe

Japan MASAKI: Shōchū

Jamaica OMAR: Jamaican Rum
   
Sweden MILÈNE: Aquavit
   
Mexico ALEJANDRO: Silver Tequila
   
Belgium MOENEN Jenever
   
USA ALYSSA Bourbon
   
Germany VANESSA Hunt-master**

Der Großteil von Dr. Lis Arbeit konzentrierte sich auf Alkoholdehydrogenase, das Enzym also, das die Leber benutzt um jenes Gift zu abzubauen, das es einfacher macht Sex mit hässlichen Menschen zu haben. Bestimmte Völker (vor allem die Chinesen und Japaner) besitzen ein mutiertes Gen, das es ihnen schwerer macht, Alkohol zu verarbeiten. Wenn sie mehr trinken als sie sollten, treten schnell die Begleiterscheinungen auf: Das Blut strömt in die Haut, das Herz schlägt in rasendem Tempo und der Magen beginnt sich anzufühlen, als würde er ein Viererpack Doppel-A Batterien verdauen.
 Es hört sich faszinierend an, aber letztlich sind nur die Nüchternen daran interessiert, tiefgründige Artikel über wissenschaftliche Entdeckungen zu lesen. Dr Li`s Erkenntnisse in einer kontrollierten, realistischen Versuchsanordnung zu testen, war für uns der einzig mögliche Weg, um die erblichen Gefahren des Alkoholkonsums wirklich zu erkunden und die Weltbevölkerung zu warnen. Außerdem war es ein guter Vorwand um einen Haufen Ausländer abzufüllen und auszulachen.

Der Vergleich erforderte es, eine ganze Reihe Ethnien zu versammeln*, sie in eine Bar zu schicken und sie trinken zu lassen. Um wirklich fair zu sein, und die begrenzte Auswahl an Alkoholika ihrer jeweiligen Vorfahren auszugleichen, bekam jede/r Teilnehmer/in einen Schnaps aus seinem/ihrem Heimatland vorgesetzt. Dann stellten wir jedem Fragen über nationale Kultur, Geschichte und Geographie; das diente als Barometer für die geistige Klarheit und als zusätzliche Methode der Bloßstellung. Jede falsche Antwort bedeutete einen Schnaps. Gewinnen sollte derjenige, der nach drei Stunden noch imstande wäre, Fragen korrekt und zusammenhängend zu beantworten.
Dies sind unserer Ergebnisse:

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* Russen, Polen und jeder von irgendwo aus Großbritannien wurden ausgeschlossen. Schließlich brachten diese Länder einige der bestfunktionierenden Trinker aller Zeiten hervor. Wir nennen Boris Yeltsin, Winston Churchill und Papst Johannes Paul II als Beleg
** Die Markennamen der Schnäpse wurden ins Englische übersetzt, da wir keine rechtliche Erlaubnis hatten sie zu benutzen. Google die Übersetzungen, um herauszufinden, was wirklich auf dem jeweiligen Etikett steht.

Alle wirkten etwas angespannt und keiner erklärte sich bereit den Anfang zu machen, also wurden Strohhalme gezogen, um festzustellen, wem die Eröffnungsfrage gestellt werden sollte. Unser Mann aus Japan zog den Kürzesten, und es wurde entschieden, dass die Reihe der Fragen von Masaki aus im Uhrzeigersinn laufen sollte. Kurz darauf ließen wir einen echten Barkeeper die erste Runde ausschenken, die den Teilnehmern Glück bringen sollte.

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Wir dachten, wir gehen das Ganze langsam an und fragen einfache Fragen in der ersten Runde. Masakis war: "Welcher Ozean umgibt Japan?" Er wirkte verwirrt und hielt für ein paar Sekunden inne, bevor er sagte "No English please!", was die falsche Antwort war. Wir ließen ihn trinken.

Während der zweiten Runde wusste Milène den Namen der berühmten megalithischen Gesteinsstrukturen in Südschweden nicht (es sind die Ale-Felsen), also wurde sie gezwungen ein Glas Aquavit zu schlucken (der so schmeckt wie geschmolzene Lakritzschlangen die in Wasserstoff-Peroxid aufgelöst wurden).

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Unsere Teilnehmer aus Mexico, Amerika, Portugal und Frankreich lieferten die nächsten vier Fehlschläge. Den schwerwiegendsten Fehltritt beging Sophie. Sie war sich sicher, die Lateinische Wurzel des Wortes France sei franc (es ist francia, oh mann…). Ihre Bestrafung war ein stechender Schluck Absinth.

In der vierten Runde baten wir Alejandro die Mexikanische Nationalhymne zu singen. Er schaffte ungefähr eineinhalb Strophen, bevor er sein Gesicht in unpatriotischer Scham verbarg. El hombre konnte nicht mal den Titel der Hymne nennen und so leerte er widerwillig ein Glas Tequila.

Als die dritte Runde begann, ließ unser Belgischer Freund dermaßen den Snob raushängen, dass man meinen konnte er hätte die Waffel erfunden. Er musste sogar noch jedesmal zögern, bevor er seine komplett richtigen Antworten nannte und sagte sogar es sei "zu einfach". Also entschieden wir uns dazu, ihn nach dem geschätzten Wert von Belgiens Bruttoinlandsprodukt 2008 zu fragen. Seine Antwort,"Ich würde sagen 100 millionen Dollar", lag nur um wenige Milliarden daneben. Er wurde gezwungen, zum ersten Mal vom Jenever zu kosten, ein Gin-ähnliches Kotzwasser, das Wacholderbeerenextrakt enthält, um den Geschmack zu überdecken. Jeder jubelte, und wir fuhren fort ihm im weiteren Verlauf unfairerweise extrem schwere Fragen zu stellen.

Nach einer fünfminütigen Raucherpause marschierten wir unermüdlich voran mit Runde Vier. Ungefähr jetzt begannen die Dinge etwas aus dem Ruder zu laufen. Einige unserer Patrioten begannen Drinks außerhalb der Reihe zu nehmen und feierten ihre korrekten Antworten mit einem Schnaps.

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Das war zwar nicht regelwidrig, verfeinerte allerdings auch nicht gerade ihre Allgemeinwissenskompetenzen. Masaki war besonders eifrig, und innerhalb weniger Runden zog er sich auf die Damentoilette zurück um "ein paar Sachen geregelt zu kriegen:" Dr. Lis Behauptungen, die Japaner seien beschissene Trinker, bewiesen sich immer mehr als wahr.

Vanessa hatte beschlossen ihren deutschen Stolz raushängen zu lassen, indem sie ein traditionelles Dirndl für das Event trug. Es bewies sich als zentrale Quelle der Ablenkung für die männlichen Teilnehmer, aber es half ihr nicht dabei sich an eines der wichtigsten Daten der modernen Geschichte zu erinnern: die Kapitulation von Nazi Deutschland. Währenddessen waren alle anderen dabei locker zu trinken und sich leicht zu betatschen. Wir beschlossen eine zweite fünfminütige Unterbrechung zu nehmen, um die Sache etwas atmen zu lassen. Portugal, Schweden und Belgien waren in Führung und Frankreich war knapp dahinter.

Bevor wir die fünfte Runde begannen, besuchte Masaki zum zweiten Mal das Klo und verpasste seine Frage, womit er sich erfolgreich für den weiteren Verlauf disqualifizierte. Er bestand darauf sich wieder hinzusetzen, also machte sein Nachbar, Omar der Jamaikaner, den offiziellen Kotzeimer bereit für den Fall jeglicher unfreiwilliger Entleerung. Spontan starteten wir eine Blitzrunde, bei der jeder Teilnehmer außer dem gerade Befragten, sich im Falle einer korrekten Antwort einen genehmigen musste. An diesem Punkt stolperte Masaki um die Bar herum und so wurde er vorsichtig in ein Taxi gesetzt und nach Hause geschickt.

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Während der Blitzrunde waren unsere Teilnehmer gezwungen insgesamt sieben Schnäpse zu trinken. Ein wahrer Wirbelwind der Trunkenheit, der zum ersten zerbrochenen Glas des Wettbewerbs führte. Es wurde entschieden, niemanden deswegen ausscheiden zu lassen, da es offensichtlich eine Leistung der gesamten Gruppe gewesen war.

In Runde sechs nahmen die Dinge wirklich eine magenverrenkende Wendung zum Schlimmeren.

Alyssa, unsere Amerikanerin, wirkte relativ gefasst, bis zu diesem Glas Bourbon, auf das eine Expedition auf die Toilette unter Begleitung erfolgte. Zehn Minuten später wurde entschieden, dass sie nach Hause geschickt werden musste.

Im Interesse der Sicherheit (und des Bedürfnisses nicht eimerweise Kotze aufzuwischen) legten wir im weiteren Verlauf eine Sudden-Death Spielweise fest.

Alejandro and Omar antworteten falsch und wurden umgehend rausgeschmissen, aber Omar sagte er hätte zu viel Spaß und exte weiterhin Rum.

Moenen verschwand unter mysteriösen Umständen und verspielte so die Chance auf einen belgischen Sieg. Pedro wusste nicht, wie viele Gemeinden Portugal hat, also war er draußen. Er behauptete, das Ganze sei abgekartert, also taten wir so, als ließen wir ihn weiterspielen. Wir fanden das lustig.

Sophie und Milène waren die letzten verbleibenden Frauen. Madame Sophie beantwortete ihre letzte Frage falsch, während Milène das Jahr wusste, in dem Finnland gegen das Schwedische Königreich revoltierte um unabhängig zu werden. Sie wurde zur Siegerin erklärt und ihr Spontanpreis war all der übriggebliebene Schnaps. Hinterher erklärte die Schwedin erstaunlich zusammenhängend: "Ich fühle mich wie ein Wikinger! Aber ich fühle mich, als würde ich jeden bewundern. Ich möchte jeden zum Botschafter meines Landes machen - meines Königreichs der Trunkenheit!" Herzlichen Glückwunsch, Milène! Die Alkoholverehrer der Welt salutieren dir.

ROCCO CASTORO

FOTOS: ED ZIPCO