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Ultras Gelsenkirchen boykottieren das Derby in Dortmund

Die Polizei will weniger Gästetickets an die Schalker Fans herausgeben und ihre Anreise erschweren. Merkwürdig, dabei hatte die Polizei doch das Verhalten beider Fanlager in den letzten beiden Jahren explizit gelobt.
Foto: Imago

Die Ultras Gelsenkirchen planen, das Derby am 8. November beim Revier-Nachbarn aus Dortmund zu boykottieren. Grund dafür sei die Reduzierung des Gästekontingents von 8000 auf 6500 Tickets und die Verhinderung einer freien Anreise.

In einer Stellungnahme äußerten sich die Ultras Gelsenkirchen ausführlich zu den Maßnahmen, die laut ihnen wohl von der Polizei im Gespräch mit beiden Vereinen ausgehandelt wurden. So teilte die Schalker Fanbetreuung den Ultras erst mit, dass die Polizei das Kontingent auf 4000 Tickets halbieren wolle, was aber Schalke 04 und Borussia Dortmund ablehnten. Danach einigten sich die Parteien auf einen laut Sicht der Ultras „faulen Kompromiss".

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Der sieht vor, dass die Knappen 6500 statt 8000 Gästetickets bekommen, aber die Anreise der Schalker massiv erschwert werden soll. So wirbt der Verein für eine geschlossene Anreise mit Bussen von Gelsenkirchen nach Dortmund. Die Alternative sei eine Zugfahrt zum Dortmunder Hauptbahnhof, wo separate S-Bahnen für die Königsblauen zum Westfalenstadion fahren. In diese S-Bahnen dürfen laut Informationen der Ultras nur so viele Fans hinein, wie Sitzplätze vorhanden seien. Fans, die sich dem entziehen, sollen auf einem Platz in der Nähe des Stadions „umfangreiche Kontrollen über sich ergehen lassen und werden das Spiel aller Voraussicht nach nicht besuchen dürfen".

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Die Ultras befürchten aus „Erfahrungen der Vergangenheit", dass die vorgeschriebenen Maßnahmen „zu einer erheblichen Verzögerung der gesamten Anreise" führten. Sie beteuern, dass der Boykott „schmerzhaft" sei und sich „absolut nicht gegen unseren Verein oder unsere Mannschaft richtet", jedoch sei „das Grundrecht auf Bewegungsfreiheit drastisch eingeschränkt". Der Schritt sei zudem nötig, da sie befürchten, dass das Innenministerium und die Polizei doch noch weitergehende Einschränkungen umsetzen.

Gründe für diese Maßnahmen wurden von der Polizei noch nicht erläutert. Die Ultras GE erwähnten die friedlichen Spiele in den letzten zwei Jahren, wo die Fans auf „Bewährung" waren, nachdem es zuvor massive Ausschreitungen gab. So sprach die Polizei 2014 vom „friedlichsten Revierderby aller Zeiten" und im Februar diesen Jahres zog Dortmunds leitender Polizeidirektor Dieter Keil ebenfalls ein positives Resümee: „Meine Anerkennung verdient die große Mehrheit der friedlichen und fußballbegeisterten Fans, die dem Dortmunder Sicherheitskonzept erneut zu einem Erfolg verholfen haben."

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Nach dem Derby-Boykott von den Fanszenen vom 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach setzen sich nun also auch die Ultras aus Gelsenkirchen gegen die Regulierungen von Vereinen, Verbänden und der Polizei zu Wehr. Ziel sei es, „dass ein Umdenken in den Köpfen der Entscheidungsträger stattfindet", denn „wie jedes Fußballspiel, lebt vor allem das Derby von den Emotionen und der Leidenschaft der Fans." Ob die Fans vom BVB , ähnlich wie die Kölner bei den Gladbachern, auch die rivalisierenden Schalker Fans unterstützen, ist noch nicht bekannt. Die Ultras Gelsenkirchen versuchen zumindest auch andere Fanklubs zu mobilisieren. Ein neuer Konflikt zwischen der deutschen Ultrabewegung und Liga, Vereinen und Behörden scheint indes so klar wie das Motto der UGE: „Wir Schalker wollen unser Derby zurück—Volles Gästekontingent & freie Anreise—100% Derby!"

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