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Zombie-Kampfdrohnen und Cyber-Saurier made in Berlin

Zwei Berliner erschaffen in ihrer schummrigen Kellerwerkstatt ihre eigenen DIY-Supermonster.
Bild: Gergana Petrova

Es ist immer schön zu hören, wenn lokal gefertigte Produkte mit den ganz Großen mithalten. Als wir erfuhren, dass direkt bei uns um die Ecke menschliche Zombiekampfdrohnen und DIY-Actionfiguren hergestellt werden, die es mindestens mit dem Apokalypsemonster Godzilla aufnehmen können, haben wir uns natürlich sofort auf den Weg gemacht.

Unser Rechercheausflug in die Werkstatt des Berliner Unternehmens Goodleg Toys, das im Januar 2013 von Lucas Rellecke und Pablo Perra gegründet wurde, sollte uns tatsächlich nicht nur von B-Movieaction und Horrortrash schwelgen lassen, sondern erlaubte uns einen angenehmen Einblick in die wahnwitzige Figuren-Parallelwelt der beiden Bastler.

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Pablo Perra und Lucas Rellecke vor ihrer Figurenwand. Alle Bilder: Gergana Petrova

„Wir lieben und atmen Spielzeuge."

 Das verkünden die beiden Toymaniacs schon auf ihrer Webseite. „Vor allem die, die wir niemals hatten, weil wir sie zuerst selbst herstellen mussten."

Die sympathischen Dino-Menschen mitten in der Mutation zu cyber-genetischen Killersauriern.

Die erste Produktion von Goodleg Toys war die Science Fiction-Utopie „War on Prehis." Die dystopische Geschichte eines Planten, der von Dino-Menschen beherrscht wird, deren Überlebende nach einer Katastrophe zu cyber-genetischen Killersauriern mutieren. Ihre ultimative Waffe waren Cyborg-Zombie-Kampfdrohnen, die die Dinos aus den Überresten menschlicher Lebensformen herstellten, welche sich in den äußeren Rändern von Prehis angesiedelt hatten. Sie sind ausgerüstet mit Morgenstern, Sense, Kettensäge, oder Fleischwolf.

Die lebensfeindliche Umwelt auf dem Planeten Prehis brachte eine neue Generation gnadenloser Killer hervor: halb Dinosarier, halb Mensch, halb Zombie, halb Maschine. Und sie alle Kämpfen den „War on Prehis."

Manche versuchen die Figuren so realistisch wie möglich zu machen. Wir bevorzugen die Fiktion.

Pablo Perra erzählte uns anlässlich unseres Studiobesuchs gerne, dass ihm die Absurdität und Übertreibung der War on Prehis Geschichte eine wahre Freude ist: „Ich finde das super, weil man total viel damit machen kann. Ich habe früher Actionfiguren auf Flohmärkten oder auf ebay gekauft und sie dann in Stücke geschnitten und neu zusammengesetzt." Inzwischen ist er sein eigener Toy-Designer und entwirft und produziert die Figuren komplett selbst.

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Gelernt haben die beiden Fans die Herstellung von Actionfiguren nicht. Auf einer Ausstellung entdeckte Lucas die zusammengebastelten Gestalten von Pablo und fragte ihn, ob er solch schöne Monster nicht auch komplett selbst herstellen könne. Dank der freundlichen Anregung produzieren die beiden Trash-Fans heute ihre eigenen Welten mit Hilfe von monstermäßig viel Fantasie und Modelliermasse.

Unser persönliches Lieblingsarbeitsgerät in der Werkstatt von Goodleg Toys: der Druckkessel. Die Kellerwerkstatt selbst wartet mit perfekt schummrigem Licht auf für visionäre Arbeiten an War on Prehis.

Auch die Arbeitsgeräte selbst werden in die Utopie eingebaut. Das Bild oben zeigt den Druckkessel mit dem die Figuren gefertigt werden. Er scheint direkt einer Crystal Meth-Küche entsprungen zu sein, entstammt jedoch einer Lackierwerkstatt.

„Es ist ein Lackierkessel, in den Luft herein gepumpt wird und der Luftdruck zerquetscht die Luftblasen so stark, dass sie nicht mehr zu sehen sind. Da bekommt man richtig schöne, saubere Güsse." erklärt Pablo Perra den Einsatz der Maschine.

Zombiekampfmaschine in der Modellagephase.

Aus der Reihe „Zodiak".

Eine Figur der „Wrestlers of the Universe" (WotU)

Insgesamt entstanden in der Werkstatt von Pablo und Lucas schon 35 verschiedene Figurentypen, die jeweils in einer exklusiven Auflage von handgefertigten 20 bis 50 Stück erschienen sind. Sie kosten auf der Onlineseite zwischen ca. 30 und 70 Euro. Über mangelnde Nachfrage können sich die beiden Berliner offensichtlich nicht beklagen, denn ihre Figuren sind zu großen Teilen vergriffen.

Bei den Kreationen aus dem Hause Goodleg Toys dürfte auch dem letzten Skeptiker einleuchten, dass Actionfiguren zwar Spielzeuge sind, aber die Grenze zur Kunst problemlos überschreiten können. Auch die Käufer sind wohl eher leidenschaftliche Fans von B-Movies, Horrortrash und Science Ficiton, die die Figuren mit einem Staubläppchen in ihren vorsichtigen Fingern bewundern.

Bei Pablo und Lucas bekommst du beim Erwerb nicht nur ein Spielzeug sondern auch noch einen persönlichen Werkstatt-Handschlag vom Designer. Das DIY-Prinzip klingt zwar manchmal etwas nach Häkeln oder Lampenschirme basteln, passt jedoch bei Goodleg Toys wie die Handgranate auf's Cyborgvisier. Neben den Figuren sind auch die Verpackung und alle andere Zusatzteile zur Figur von Pablo und Lucas komplett selbst gestaltet. So können sie ihren eigenen Stil bis ins Detail durchziehen—und wie mir Pablo noch einmal gerne verdeutlichte setzen sie voll auf Fiktion:

„Es gibt gerade so eine Szene, die versucht, die Figuren so realistisch wie möglich zu machen, das ist nicht unser Ding. Ich bevorzuge die stilisierteren Figuren."

Im März erschien übrigens das erste Comic mit dem Titel „First Chunk" von Pablo Perra, das an die Geschichten und Figuren der Goodleg Toys angelehnt ist. Das Heftchen ist mindestens genauso unterhaltsam wie die liebevolle Handarbeit der Actionfiguren.