FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Pflanzen „hören“ das Knabbern von Raupen und reagieren auf die Geräusche

Eine neue Studie zeigt, dass Pflanzen abwehrend reagieren wenn ihnen das Fressgeräusch von Raupen vorgespielt wird.
Raupe einer Rundflügel-Kätzcheneule, Orthosia Cerasi. Bild: Harald Schüpfle / Wikimedia | Lizenz: CC BY 2.5

Wie wir vor kurzem berichteten, haben Flusskrebse Angst vor bereits erlebten Gefahren. Eine Entdeckung bei der die Überraschung in der Biologengemeinde groß war und die Tierrechtler sich wissenschaftlich gebauchpinselt fühlten. Jetzt bekommen auch die Pflanzenrechtler und Blumenbesinger ein wissenschaftlich abgesichertes Argument über die Wahrnehmunsfähigkeit ihrer Freunde aus Chlorophyll. Denn Pflanzen „hören" und reagieren abwehrend auf die Knabbergeräusche von Raupen.

Anzeige

Das berichtet eine heute im Journal Oecologia veröffentlichte Studie der Botaniker Heidi Appel und Rex Cocroft von der Universität Missouri in Columbia. Um ihre Ergebnisse zu veranschaulichen und zu verhörlichen, drehten die beiden Autoren dieses Video, in welchem das Raupenknabbern zu hören ist und die Wissenschaaftler ihren Versuch erklären.

Um die Vibrationen, die hungrige Raupen beim Beißen erzeugen, in einem Blatt zu messen, nutzten die Forscher ein Lasermikrofon, welches die Zeitspanne zwischen dem Aussenden des Lasers und der Rückkehr des reflektierten Lichtes ermittelt. Auf ein Blatt gerichtet misst der Laser so sogar kleinste Bewegungen durch Wind, Insektengesang oder eben Mampfgeräusche.

Die Forscher konnten auch messen, dass während des Raupenknabberns die Acker-Schmalwand (so heisst die Pflanze) beginnt, Senföle in ihren Blättern zu produzieren, die für Raupen giftig sind. Je näher die Raupe herankroch, desto mehr Senföl ließ sich messen. Dieses Phänomen ereignete sich sogar, wenn der Pflanze lediglich die aufgezeichneten Fressgeräusche vorgespielt wurden, ohne dass eine Raupe auf ihr herumkletterte oder wenn die Raupe gerade satt war und nur auf dem Blatt abchillte.

Wind oder Grashüpfergesang dagegen produzierten keine Abwehrreaktion in den Blättern. Im Video vermutet Heidi Appel deswegen, dass man Pflanzen mit bestimmten Sounds auf eine Raupeninvasion vorbereiten könnte—eine Art Musik-Pestizid. Dieses Ergebnis wird auch die leidenschaftlichen Pflanzenbeschaller freuen, für die schon lange klar ist, dass Techno und Heavy Metal für Ihre Cannabispflanzen schädlich ist, Mozart hingegen ein Segen.

Ob du deine Palme jetzt mit deinem Musikgeschmack verwöhnst oder nicht, diese Studie zeigt zum erstem Mal, dass zumindest manche Pflanzen Luftvibrationen, also Geräusche, wahrnehmen und spezifisch auf sie reagieren. Wenn dir also der Fikus verrottet, dann liegt es vielleicht einfach an deinem Musikgeschmack.