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Muslimischer Profifußballer verweigert Reporterin Handschlag

Nacer Barazite vom FC Utrecht wollte einer TV-Reporterin wegen seines Glaubens nicht die Hand reichen. Die niederländische Öffentlichkeit empört sich. Ein bekannter Journalist riet Barazite, „sich vom IS rekrutieren zu lassen".
Screenshot: twitter.com/stopmoslimhaat

In den Niederlanden sorgte ein verweigerter Handschlag für weitreichende Diskussionen im ganzen Land. Nach dem 4:2-Sieg des FC Utrecht gegen Twente Enschede gab der niederländische Fußballprofi und gläubige Muslim Nacer Barazite der TV-Reporterin Hélène Hendriks ein Interview und wollte der Reporterin anschließend aus religiösen Gründen nicht die Hand schütteln. Dem männlichen Interviewer John de Wolf gab er jedoch einen Handschlag.

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Nicht nur Islam-Kritiker, sondern auch tausende Niederländer und auch Personen des öffentlichen Lebens kritisieren nun das Verhalten des im niederländischen Arnhem geborenen Stürmers vom FC Utrecht. So sorgte Johan Derksen mit einer Aussage in einer TV-Talkshow für einen weiteren Eklat: „Wenn er sich so benimmt, muss er sich für den IS rekrutieren lassen", sagte der frühere Chefredakteur des Fußball-Magazins Voetbal International.

Neben dem 25 Jahre alten Barazite ist auch Mitspieler Yassin Ayoub gläubiger Muslim. Beide Spieler stammen aus Marokko, aber spielten mehrfach für die niederländischen Junioren-Nationalmannschaften. Barazite, der schon beim FC Arsenal und Austria Wien unter Vertrag stand, spielte in 34 Länderspielen für „Jong Oranje". Der FC Utrecht hat mit beiden Spielern diverse Verhaltensabsprachen, damit diese ihren Glauben ausleben können, ohne die sportlichen Abläufe nicht zu stören. Der Verein richtete auf Wunsch beider Spieler einen Gebetsraum ein, jedoch mussten sie akzeptieren, dass sie sich von der weiblichen Team-Physiotherapeutin behandeln lassen.

#FOX + #islamofobie + #Barazite + media / sociale ophef + verwijderde tweets + gestolen telefoon = @hendrikshelene pic.twitter.com/bvg0k20RPC
— Stop Moslimhaat (@stopmoslimhaat) 3. November 2015

Wie so oft spaltet ein bestimmtes Ausleben des Islams die westeuropäische Gesellschaft. Ein muslimischer Facebook-User erklärt etwa, dass der Vorfall sich keineswegs gegen Frauen richte. „In der Islamischen Kultur ist das Handgeben einer Frau überaus respektlos gegenüber ihr selbst. Sie ist etwas wertvolles und sollte entsprechend ihrer Essenz, die so etwas verlangt auch behandelt werden. Für den einen vollkommen nachvollziehbar als auch erfreulich, für den anderen ist dieser Form fremd und seltsam", erklärt er. Ein anderer Nutzer antwortet ihm: „Dennoch sind wir hier in Europa und nicht im mittleren Osten, hier in Europa ist dieses Verhalten höchst beleidigend und da er in Europa aufgewachsen ist, weiss er das auch."

In der hochgeschaukelten Diskussion stehen sich Religionsfreiheit und die Gleichstellung von Frau und Mann gegenüber. Der FC Utrecht und Hélène Hendriks einigten sich auf eine Konsenslösung: Die Fox-Reporterin gab an, dass der FC Utrecht bereits in der vergangenen Saison Mitarbeiter des Vereins und Medienvertreter informiert hatte, dass beide muslimischen Spieler Frauen nicht die Hand geben. Sie hatte dies jedoch vergessen. „Mit dieser Information sind die Medien respektvoll umgegangen", sagte auch Utrecht-Sprecher Martin Versteeg dem NRC Handelsblad.

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