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Nikotin Für Alle!

Liebe Passivraucher, verschwindet aus unserer Rauchwolke.

An einem launigen frühherbstlichen Abstimmungssonntag wurden die Vernunft, der westliche Kapitalismus und das Schreien der Lämmer – mal wieder - ad Absurdum geführt.  Während sich in den letzten Wochen leicht homoerotisch angehauchte Tabakhippies mit pinkem Promomaterial für die Erhaltung der Gratisgesellschaft einsetzten, waren es ausgerechnet die Gesundheitsfaschisten, die den Weg des Lichtes beschritten. Sie suchten die Trennung der Rassen in Rauchende einerseits und höchstens empört Glühende andererseits. Die Spaltung der Gesellschaft in die zivilisierte Gruppe der Innenraumbewohner und diejenige, die unter freiem Himmel den Kräften der rauen Natur ausgeliefert wird. Doch hatten sie auch den Schutz des zahlenden Nikotinkonsumenten vor dem auf der Suche nach einem Gratisschuss die Nase ins Fumoir haltenden Qualmschmarotzer im Blick. Ein höchst ehrenwertes Anliegen, denn:

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Wie kann es sein, dass in unserer heidifizierten Konföderation jede Geldbörse mit Stacheldraht umzäunt wird, doch Passivrauchen legal bleibt? Nieder mit der Freigiebigkeit! Wie komme ich denn dazu jedem Dahergelaufenen meinen nikotingeschwängerten Atem in den Arsch zu blasen? Angesichts eines Päckchenpreises, der vermuten lässt, dass die kleinen Sargnägel nächstens noch mit Hakenkreuz versehen in den Kellern der UBS verschwinden, sehe ich mich in keinster Weise dazu veranlasst meinen teuer verdienten Drogengenuss mit Teilzeitjunkies und Schnorrern zu teilen. Der Platz an den hinterwäldlerischen Stammtischen dieser Nation ist schliesslich seit Jahrzehnten auch nicht ohne Darlegung eines todversprechenden Röntgenbildes und ein von unzähligen Stumpen goldleuchtendes Lächeln zu erringen. Schimpft mich Traditionalist, doch irgendwann ist auch mal gut. Ich erwarte mir nach abebben des stets zu kurzen Nikotinflashs und während ich mir die eine an der nächsten anzünde, mich unter meinesgleichen wiederzufinden. Der Marlboro Mann hatte Glück, denn hätte ihn der Krebs nicht dahingerafft, hätte er sich vermutlich ob der endlosen Debatten all der versteckten Moralisten schlicht zu Tode gelangweilt. Ja, genau so Leute wie du, die mir voll Furcht, Neid und Ekel dabei zusehen wie ich in jahrelang perfektioniertem Ritual das Zellophan meines dritten Päckchens an diesem Tag aufreisse, leicht zitternd darauf wartend, dass ich ihnen doch endlich meinen Atem feil biete. Geht mir aus der Sonne. Verlasst meine Wolke.

Ich wünsche mir mehr Konsequenz in dieser Welt. Ich möchte in kein Fumoir, das sich zur Hälfte aus nur einatmendem, nicht inhalierendem Pöbel zusammensetzt. Die Liga der Krebse sieht das Licht am Ende des Tunnels, hat jedoch den Zarathustra in den Knien und kein Rückgrat es zu erreichen. Ich verlange Bluttests bevor jemand in Raucherbereiche zugelassen wird. Oder eine Messung der Lungenfunktion und garantiert will ich nicht ahnungslos konsumierend ein Gespräch mit jemandem beginnen, der einen Marathon in weniger als acht Stunden läuft.

Nicht eher darf die Elite des Nikotins ruhen als dass die totale Trennung erreicht ist. Nie wieder soll ein Raucher den Teilzeitkonsum seines Umfeldes mitfinanzieren müssen. Wie lange dauert es noch, frage ich mich, bis in jedem Stundenhotel ein Moralist mit aufs Zimmer geht, sich ob Freier und Nutte fröhlich einen abrubbelt, grüsst und mit verurteilendem Blick wieder geht.