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Popkultur

Das Bildrausch-Filmfest streichelt unsere Bildgeilheit

Bis am 1. Juni bekommen unsere Augen in Basel Dauerorgasmen. Wir verlosen Tickets für Jodorowskys „Dance of Reality", „Violet" und „Ich will mich nicht künstlich aufregen".

Am Mittwoch startet das Filmfestival Bildrausch im Stadtkino und dem Kultkino Basel. Das Bildrausch nimmt seinen Namen ernst: Alle gezeigten Filme sind eine Augenweide. Am Bildrausch-Festival baut der Sehsinn seinen Vorsprung weiter aus. Unsere von 70 Jahren TV- und 150 Jahren Kinogeschichte gezüchtete Bildgeilheit wird gestreichelt und hochgezüchtet. Wir, die irgendwo zwischen die Generation Star Wars und die Generation Porno geboren wurden, sind also das Idealpublikum.

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Auf der 2D-Leinwand oder im Wahrnehmungslabor3D können wir vom Mittwoch, 28. Mai, bis Sonntag, 1. Juni, die besten Filme des europäischen Festivaljahrs geniessen. Damit auch unsere Leser nicht zuhause bleiben und alte Star Wars-Filme und/oder schmutzige Videos schauen, verlost VICE nochmals je zwei Tickets für die Filme „Violet", „Ich will mich nicht künstlich aufregen" und Jodorowskys „The Dance of Reality". Einfach eine Mail mit dem gewünschten Film an benjamin.vonwyl@vice.com .

„Violet" ist ein Traumaporno

Violet ist pures Bild, fast so intim wie ein privates Fotoalbum. Ein blonder Junge hat miterlebt wie sein bester Freund von einer Gruppe Unbekannter zu Tode geprügelt wurde. Eine emotionslose Überwachungskamera zeigt den Mord. Der Film zeigt die Zeit danach. Und wir erleben sein Trauma auf der BMX-Schanze, beim Frühstück und an Hardcore-Konzis. Wir sind immer ganz nah am Trauma und fühlen uns dabei widerlich. Das ist ein Traumaporno, ein Film für Gschpürschmi-Menschen ohne Skrupel.

„Ich will mich nicht künstlich aufregen" regt mich auf

Hip hip für einen Absatz Theorieschwangerschaft! In „Ich will mich nicht künstlich aufregen" wollen ideologisch geschulte Biobürger Kunst machen und reden darum gekünstelt. Dazwischen sind viele gut ausgeleuchtete Bände aus der Suhrkamp-Wissenschaftsreihe im Bildfokus. Alles, was alle Satiriker am Prenzlauer Berg nervt, ist hier versammelt. Auch die bodenständig gedachten Deutschtürken labern noch wie Doktoranden der Wissenschaftsforschung. Das soll uns dann irgendwas über die Postdemokratie erzählen, bleibt aber leer. Wie ein Kracht-Roman und „Ich will mich nicht künstlich aufregen" geniesst sich auch so gut wie ein Kracht-Roman. (Recht gut.)

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Ich will in „The Dance of Reality" leben!

Jodorowsky ist der Darth Vader des Surrealismus und der Godfather von Action, die mehr will, als die Stars and Stripes- Onanie von Michael Bay. In „The Dance of Reality" erzählt Jodorowsky seine Kindheit und das Leben seines Vaters, nicht wie es war, sondern wie er es erlebt hat. Tim Burton meets Game of Thrones. Sind Burtons Filme auch quietschfidel wenn Blut fliesst, tut bei „The Dance of Reality" jeder Fleischfetzen und jeder Pestkranke weh.

Da ist auch die Verbindung zu Game of Thrones: Drachenkitsch hat hier nichts verloren, aber Inzest, Sex, Gewalt gibt es zuhauf. Eine Mutterwalküre mit Opernstimme so grossbrüstig wie in Freuds feuchtestem Traum, rassistische Kriegskrüppel, die nur noch Torso sind und revolutionäre Sitzungen in Bordellen oder in McCarthys Kommunismus-Nightmare. Das ist Buñuel auf Speed. Dieser Film ist das zwanzigste Jahrhundert, nicht wie es war, sondern wie es Jodorowsky erlebt hat. Wenn er stirbt, wünschen wir uns alle, dass er uns als kosmischer Godfather das 21. Jahrhundert gestaltet.