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Musik

Musikreviews der Woche mit Fang Island Major und Bernadette La Hengst

Grundsolide Housemannskost, norwegischer Black Metal und ein bisschen zu wenig Radikalität.

FANG ISLAND
Major
Sargent House/Cargo

Eine Band aus Brooklyn, deren Mitglieder sich auf der Kunstschule kennengelernt haben, das hatten wir ja wirklich schon lange nicht mehr. Wartet, Rhode Island School of Design sagtet ihr? Ist das nicht die gleiche Klitsche, die schon die Yeah Yeah Yeahs, Les Savvy Fav, Lightning Bolt und die Talking Heads hervorgebracht hat? Und wie kommt es eigentlich, dass man nie von Bands hört, deren Mitglieder sich auf einer verdammten MUSIKschule kennengelernt haben? Dann müssten wir Musikjournalisten uns auch nicht länger mit den ganzen Freaks rumschlagen, die einfach nur zu blöd waren, die Photoshop-Zwischenprüfung zu bestehen.

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JOSEPH NOISE

BERNADETTE LA HENGST
Integrier mich, Baby
Trikont/Ritchie

Spätestens mit der reibungslosen Räumung des letzten Occupy-Camps ist der Eindruck entstanden, dass politischer Protest nicht gewaltsam sein muss, um keinen Erfolg zu haben. Man kann auch ganz friedlich und mit einer Blume im Haar scheitern. Und zweifellos bietet sich La Hengsts kuschelige Sozialromantik für diese neuartige Form außerparlamentarischer Nicht-Opposition als Soundtrack an: Sollten wir uns nicht einfach alle an den Händen nehmen, „Komm, komm, Grundeinkomm’n“ singen, noch eine Bio-Rhabarberschorle trinken und ins Bett gehen? Nun ja, die Musikredaktion von VICE, dem Zentralorgan für Sludge-Metal-Propaganda und politische Bildung, möchte hier zumindest leise Zweifel anmelden. Ein klein wenig mehr Radikalität hätte man vermutlich wagen können, ohne dafür gleich in einem russischen Straflager zu landen.

ANONYMOUS

SYSTEM OF SURVIVAL
Needle And Thread
Bpitch Control

Das Grundrezept solider Housemannskost ist mit einer eingängigen Piano-Hook und ein paar Loops derart simpel, dass man schnell Gefahr läuft, dessen Umsetzung derart zu banalisieren, dass das Ergebnis am Ende allenfalls für die kollektive Bespaßung auf der nächsten Billig-Partyinsel reicht. Aber auch wenn Ellen Aliens neueste Entdeckung jahrelange Ibiza-Erfahrung mit sich bringt, funktioniert der Seiltanz zwischen platt und deep auf Needle And Thread ausgezeichnet. In Sachen floortauglichem Techhouse mit perfiden Detroit Techno-, Soul- und Funkeinsprenkslern sind sie zwar fast genauso risikounfreudig wie Soul Clap – aber eben auch genauso gut.

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RAY CHARLES DARWIN

ÅRABROT
Mæsscr
Fysisk Format

Die vermeintliche (Black) Metal-Band aus Norwegen soll ihren Namen einer örtlichen Müllhalde mit einem naheliegenden Heim für schwer erziehbare Jugendliche entliehen haben. Mit (Black) Metal verbindet die beiden Rest-Mitglieder ungefähr so viel wie Lady Gaga mit Gism: im Subtext und/oder Detail dann doch mehr als man denkt. Årabrot galten auch mal als Vorhut einer neuen, norwegischen Welle von Noise-Rock. Hier verschrecken sie mit Interpretationen von zwei Songs aus dem Liederbuch des schwulen Okkult-Faschos Douglas P., lassen mit „Poor Man” Lee Hazlewood einen guten Mann sein und werfen noch zwei mürrische eigene Songs in den mulchigen Mix.

APPROVED BY VAN HELSING