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Wie ein MMA-Kämpfer behandelt wurde, weil der Notarzt ihn für einen Flüchtling hielt

Weil der deutsche Kampfsportler Dib Akil vor Schmerzen nicht sprechen konnte, bekam er das „Flüchtlings"-Service-Programm des Krankenhauses zu spüren.
Foto: Privat

Foto: Privat

Als Dib Akil am Montagabend vom Training nach Hause kam, hatte er plötzlich solche Schmerzen, dass seine Familie den Notarzt rief. Aber schon als der ankam, waren die Pfleger extrem unfreundlich seiner Familie gegenüber—wegen seines Migrationshintergrundes, meint der MMA-Kämpfer Akil, der 2014 auch mal Präsident der Rocker von United Tribuns in Bad Oeynhausen war.

Noch in derselben Nacht hat er sich in einem wütenden Facebook-Post über das Verhalten der Ärzte und Krankenschwestern des Krankenhauses Bad Oeynhausen beschwert. Ich habe Dib angerufen, um die ganze Geschichte zu hören.

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VICE: Hallo Dib, geht es dir jetzt besser?
Dib Akil: Ja, ich habe jetzt noch zwei Termine beim Arzt, und dann muss man mal schauen, wie das weitergeht.

Warum musstest du eigentlich den Notarzt rufen?
Ich kam vom Training in die Wohnung und plötzlich hatte ich solche Schmerzen, dass ich geschrien habe. Dann ist mir schwindlig und übel geworden, und ich bin umgekippt.

Was ist dann passiert?
Die kamen dann an, und meine Mutter wollte denen nur sagen, welche Schmerztabletten ich zu mir genommen habe. Aber meine Mutter beherrscht die deutsche Sprache nicht zu hundert Prozent, und dann haben die gleich „Ja ja komm, is jut" gemeint. Daraufhin habe ich erstmal auch nichts mehr gesagt.

Wie ging es dann weiter?
Auf der Station haben die mich dann noch was gefragt, aber da konnte ich vor Schmerzen schon nicht mehr antworten. Da dachten die wohl, der ist halt ein Asylant. Da haben die angefangen zu lästern. Meine Mutter und meine Brüder waren mittlerweile ins Krankenhaus gekommen, was selbstverständlich ist. Daraufhin fragt die Krankenschwester: „Wer seid ihr denn?" Und die haben geantwortet, dass sie zu Herr Akil gehören. Da meinte die nur „Armes Deutschland". Daraufhin habe ich auch nicht geantwortet. Dann ging es weiter mit „Das hat Deutschland noch gefehlt, dass die hier rumkutschiert werden!".

Was hast du dann gemacht?
Da habe ich dann vor Wut geschrien. Mein Bruder ist dann reingekommen, und ich habe gesagt: „Komm, wir hauen ab. Ich bleibe hier auf keinen Fall, bevor ich meine Nerven ganz verliere." Dann haben die sich erschreckt und meinten sofort: „Nein, Sie haben das falsch verstanden, das war nicht auf Sie bezogen!" Ich habe denen dann aber nur gesagt, dass es hier nichts mehr zu reden gibt, und bin dann ziemlich sauer rausgegangen.

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Aber du bist ja eigentlich ein bekannter Kampfsportler, oder?
Ich habe schon einen Namen im Kampfsport hier in der Gegend, auch weil ich viele Schulbesuche mache und zu armen Kindern gehe. Ich bin Schwergewichts-MMA-Kämpfer und kämpfe für die libanesische Nationalmannschaft.

Hattest du mit so etwas gerechnet?
Niemals. Also, dass man in einem Krankenhaus so behandelt werden kann, von Leuten, die einen Eid geschworen haben, damit habe ich nicht gerechnet. Viele Deutsche schreiben mir jetzt, dass sie sowas selber auch erleben, wie ihre Kollegen sowas von sich geben.

Wie denkst du jetzt darüber?
Ich bin sehr sauer. Ich sage mal so, das ist der Rassismus, der in den Leuten noch drin ist. Ich bin Deutscher, ich bin hier geboren. Also, das bezieht sich jetzt auf das Krankenhaus, das ist jetzt nicht auf ganz Deutschland bezogen. Aber ich finde, da muss jeder drüber sprechen. Ich will nur auf eins hinaus: Sollte das einer Person passieren, die die deutsche Sprache wirklich nicht beherrscht, und die dann so behandelt wird—das ist krass, das ist eine Schweinerei.

Die Mühlenkreiskliniken, die das Krankenhaus in Bad Oeynhausen betreiben, haben uns folgende Stellungnahme zu dem Vorfall geschickt:

„Grundsätzlich haben wir den Auftrag, die medizinische und pflegerische Versorgung der Menschen im Kreis Minden-Lübbecke und darüber hinaus zu sichern und zu entwickeln. Mit unseren über 4.300 Beschäftigten aus über 30 Nationen behandeln wir mehr als 200.000 Patienten pro Jahr in unseren Krankenhäusern. Leider gelingt es uns nicht in jedem Fall, die Patientenbedürfnisse auf allen Ebenen zu befriedigen. Wir nehmen mögliche Beschwerden stets als Hinweis auf Möglichkeiten, um unsere medizinischen und pflegerischen Leistungen für Patientinnen und Patienten kontinuierlich zu verbessern. Um dies direkt umsetzen und eine aussagekräftige Rückmeldung geben zu können, benötigen wir immer einen direkten Kontakt zum Patienten oder seinen Angehörigen. Im vorliegenden Fall haben wir mit dem Patienten Kontakt aufgenommen und werden seinen Hinweisen nachgehen und ihm eine Rückmeldung zukommen lassen. Für solche Fälle haben wir an allen MKK-Standorten ein Beschwerdemanagement eingerichtet."