Illustratoren aus aller Welt zeigen, wie LGBTs in ihrer Heimat leben
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Illustratoren aus aller Welt zeigen, wie LGBTs in ihrer Heimat leben

An vielen Orten der Welt müssen sich LGBT-Menschen immer noch verstecken. Auch in Österreich ist der Weg zur vollständigen Gleichstellung ein langer.

Obwohl das Leben in der Schweiz für LGBT-Menschen in jüngster Vergangenheit besser geworden ist, gibt es noch einiges zu tun in Sachen LGBT-Rechte. Gemäss dem Rainbow-Bericht belegt die Schweiz weiterhin nur einen mittleren Platz im europäischen Ranking und erfüllt nur 33 Prozent der Kriterien zur vollständigen Gleichstellung. Weiterhin besteht Handlungsbedarf bei Hate-Crime gegen LGBTs, Ehe für alle, der Adoption und vielen Anliegen von Transmenschen.

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Noch schwerer haben es LGBTs in Ländern, deren demokratische Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten ist. Vielerorts müssen sie ihre sexuelle Orientierung verstecken oder müssen gar um ihr Leben fürchten. Um herauszufinden, wie LGBT-Menschen rund um den Globus leben, haben wir Illustratoren aus sechs Ländern gebeten, uns deren Leben in ihrer Heimat aufzuzeichnen und zu erklären.

Polen – Patryk Sroczynski

Illustration von Patryk Sroczynski

"Wahrscheinlich erkennst du diesen Platz nicht. Es ist der Erlöserplatz im Stadtzentrum von Warschau. Das ist der Ort in der Stadt, wo das 'freie Leben' stattfindet. Hier kennt sich jeder und die Leute sind cool drauf. Das, was du in der Mitte des Kreisels siehst, war einmal ein Regenbogen – ein ursprünglich biblisches Symbol, das auch von der LGBT-Szene genutzt wird. In den vergangenen Jahren wurde es sieben Mal abgefackelt, meistens von irgendwelchen Nationalisten. Wohl weil es ihnen zu bunt war. Auch die Polizei liebte es, Strafzettel an all die lachenden Gesichter zu verteilen, die illegalerweise in dem Kreisel sassen. Heute ist der Regenbogen weg, die lachenden Menschen auch – genauso wie die Nationalisten, die ihn anzündeten. Dafür schlagen letztere jetzt woanders regelmässig Leute nieder, die 'anders' aussehen."

Schweiz – Lena Scheiwiller

Illustration von Lena Scheiwiller

"Es gibt Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Würde ich Corinne Mauch als Beispiel nehmen, Zürichs lesbische Stadtpräsidentin, dann müsste ich sagen: Mit LGBTs ist in der Schweiz alles bestens. Damit würde ich aber auch gleich sagen L ist gleich G ist gleich B ist gleich T, und vermutlich unterscheiden sich nur schon in Zürich die Lebenswelten einer ausländischen Transsexuellen extrem stark von jener unserer bestens integrierten, akzeptierten
Stadtpräsidentin. Was wiederum nicht bedeutet, dass es für eine lesbische Frau oder einen schwulen Mann auf dem Land einfach ist, zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen.

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Es lässt sich vermutlich leichter leben für einen jungen Mann auf dem Land, wenn er sich vor seinen Fussballkumpels auch für Frauen interessiert, obwohl sie ihn eigentlich nicht interessieren. Das ist ein Fakt. Und eines der wenigen Urteile, die ich mir als weder L noch G noch B noch T anmassen kann: In der Schweiz gibt es Fortschritte, was die Nicht-Diskriminierung angeht, und trotzdem gibt es tausende Einzelschicksale hier und dort und überall, gerade auch im Kontext von sozialen Strukturen, mit denen man nicht tauschen möchte, weil Akzeptanz und Toleranz nach wie vor häufig nur auf dem Papier existieren."

Griechenland – Giorgos Gousis

Illustration von Giorgos Gousis

"Obwohl die griechische Gesellschaft Schritte zur Liberalisierung von Homosexuellenrechten unternommen hat, vor allem in intellektuellen Kreisen, bleibt das Thema in der breiten Masse ein Tabu. Das ist der Grund, weshalb diese Menschen ihre Beziehungen untereinander verstecken – quasi unter einem Tisch."

Japan – Hot Fudge

Illustration von Hot Fudge

"LGBT-Menschen werden in Japan in jüngerer Vergangenheit stärker akzeptiert – es soll jetzt auch eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Partner geben. Trotzdem habe ich gehört, dass diese Paare Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben. Es gibt viele konservative Menschen hier. Der Typ in der Mitte ist ein Bekannter von mir, er ist aus der LGBT-Szene. Ab und zu arbeitet er an einem Tequila-Stand, der ziemlich gut läuft."

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Mexiko – Clementina Leon

Illustration von Clementina Leon

"Die Akzeptanz von LGBT-Menschen in Mexiko hängt davon ab, wie viele LGBTs es in einer Region gibt – und vom Bildungsstand der Leute und ihrer sozialen Schicht. In Mexico City ist es voll OK, auf dem Land werden LGBT-Menschen weniger toleriert. Hier gibt es den Widerspruch, dass sich Leute einerseits Transen-Shows ansehen aber ein Problem damit haben, wenn zwei Männer Kinder adoptieren möchten. Sie mögen es, zwei Frauen in einem Pornovideo rummachen zu sehen, gleichzeitig wollen sie nicht, dass ihre Tochter eine Lesbe ist.

Physische und verbale Aggression gegenüber LGBTs ist hier immer präsent: Auf der Strasse, im TV und im Alltag. Homosexuelle werden oft zum Gespött gemacht, weil sie sich selbst von der männlichen chauvinistischen Tradition abgrenzen."

Brasilien – Juliana Lucato

Illustration von Juliana Lucato

"Brasilien ist das Land mit den meisten homophoben Delikten weltweit. LGBT-Menschen müssen auf allen Ebenen mit Diskriminierung rechnen: verbal und physisch. Das kann aus religiöser oder kultureller Tradition geschehen. Wegen der chauvinistischen Tradition des Landes sind es auch meistens homosexuelle Männer, die Opfer von Tötungsdelikten werden, kurz danach folgen Transmenschen. Lesben werden oft Opfer von 'bekehrenden Vergewaltigungen'. Seit 2006 warten wir auf ein Gesetz, das Homophobie verbieten soll, doch die Fundamentalisten im Parlament verhindern es. Trotzdem gab es einige rechtliche Verbesserungen in den letzten Jahrzehnten in der Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften."

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