Kings Cross hat mehr zu bieten als Party, Alkohol und Stripclubs

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Kings Cross hat mehr zu bieten als Party, Alkohol und Stripclubs

Greg Marsden war mit Slash in einer Band, hat in Deutschland undercover als Polizist gearbeitet und hat versucht, eine heroinverkaufende Terroristenzelle auszuheben. Jetzt macht er Fotos und glücklicher als nie zuvor.

Greg Marsden ist in seinem Leben schon einigen interessanten Berufen nachgegangen. Vor seiner Karriere als Fotograf war er zusammen mit Slash und Steve Adler von Guns N' Roses in einer Band. Er war ebenfalls schon in Kriegsgebieten in Mittelamerika und im Nahen Osten unterwegs und hat versucht, undercover eine heroinverkaufende Terroristenzelle auszuheben. Er hat dazu noch Schichten als Polizist in Deutschland geschoben, sich zum Psychologen ausbilden lassen und den Posten eines leitenden Angestellten in einem großen Unternehmen besetzt.

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Gegen Ende seiner Laufbahn landete Marsden in Australien und arbeitete im Hauptsitz einer großen Supermarktkette. Natürlich langweilte ihn diese Umstellung recht schnell und er kaufte sich eine Kamera, um mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Wenn man sich seinen Lebenslauf ansieht, dann verwundert es, dass Marsdens Bilder das Extreme zu vermeiden scheinen und sich stattdessen auf die banalen und oft einsamen Abschnitte des normalen Stadtlebens konzentrieren.

VICE: Du hast ja offensichtlich schon ein paar richtig heftige Dinge erlebt. Wie kamst du bei alledem zur Fotografie?
Greg Marsden: Bei meiner Arbeit gab es etwas Extra-Gehalt und einer meiner Freunde fotografierte gerne. Er beriet mich dann beim Kamerakauf. Ich war mir noch nicht ganz im Klaren darüber, was genau ich damit anstellen wollte, aber es sollte auf jeden Fall etwas Kreatives sein—im Gegensatz zu meiner Arbeit in der Geschäftswelt. In der Vergangenheit habe ich zwar schon Gitarre und Bass gespielt, aber ich war nie wirklich gut darin. Deshalb habe ich dann eine Kamera in die Hand genommen, war darin aber ebenfalls nicht wirklich der Hit.

Am Anfang bin ich einfach herumgelaufen und habe wahllos Zeug auf der Straße fotografiert, bis ich dann später zu Menschen übergegangen bin. Ich wusste nicht, dass man das „Street Photography" nennt. Ich bin da einfach reingewachsen, indem ich mich über die Sachen informiert, Bücher gekauft und an Magnum-Workshops teilgenommen habe. Jetzt ist das Ganze wie eine Sucht.

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Drückst du schnell auf den Auslöser oder bist du da eher vorsichtig?
Ich fotografiere zwar digital, aber ich gehe dabei so vor, als würde ich eine analoge Kamera benutzen. Ich bin da also schon ziemlich vorsichtig. Ich versuche immer, mit den Schauplätzen zu arbeiten, aber bei den Kings-Cross-Fotos war das nicht einfach. In Sydney gibt es viele Straßenfotografen, in Kings Cross jedoch nur ganz wenige.

Woran liegt das?
Man braucht schon ein dickes Fell, um dort zu fotografieren. Ich glaube, dass meine Vergangenheit beim Militär und die Psychologen-Ausbildung die Sache einfacher machen—dazu bin ich noch kräftig gebaut.

Fühlen sich die Leute durch deinen Stil provoziert?
Am Anfang habe ich noch viel aus der Hüfte geschossen. Ich fand jedoch schnell heraus, dass ich durch dieses versteckte Fotografieren mehr Probleme bekomme, als wenn ich offen die Kamera vor mein Auge halte. Inzwischen bin ich dort bekannt und die Anwohner denken sich nur noch: „Ach, der Typ mit der Kamera wieder." Es ist also alles viel einfacher geworden.

Hat sich Kings Cross verändert, seitdem du dort Fotos machst?
Sogar gewaltig. Sydney setzt wirklich viel daran, die Gegend aufzuwerten und zu gentrifizieren. Die besten Aufnahmen habe ich immer um fünf Uhr früh gemacht, als gerade die Sonne aufging und diese ganzen unterschiedlichen Charaktere wortwörtlich ans Tageslicht kamen. Heroin und Stripclubs sind zwar immer noch an jeder Ecke zu finden, aber viele Barbetreiber sagen, dass ihr Umsatz seit der Einführung der neuen Sperrstunde um 75 Prozent zurückgegangen ist.

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Hat deine Psychologen-Ausbildung einen Einfluss auf deine Arbeit
Ich glaube, dass es bei meiner derzeitigen Fotoserie Street Light darum geht, was ich über mich selbst gelernt habe. Das ist das Faszinierendste, was mir meine Fotografie in letzter Zeit gegeben hat.