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Der VICE-Guide für Erstsemester-Studenten in Österreich

Falls du Erstsemester-Student bist und noch keinen Plan hast, was dich erwartet, hier ein Guide, den jeder angehende Student beherzigen sollte.

Falls du zu den von Statistik Austria geschätzten 70.945 Erstsemester-Studenten gehörst, die am 1. Oktober anfangen zu studieren, und noch keinen Plan hast, was dich erwartet, ist das völlig normal. Deshalb haben wir für dich einen Guide zusammengestellt, den jeder angehende Student beherzigen sollte.

Wenn du dich an unsere Ratschläge hältst, steht deiner erfolgreichen akademischen Laufbahn nichts mehr im Weg. Nie wieder wirst du so viel Freizeit haben wie jetzt. Doch nur Saufen und Feiern geht auch nicht. Der größte Feind des Studenten bleibt das oft wie ein Warnschild leuchtend rote Bankkonto, dem auch der Besuch bei der lieben Oma nicht mehr helfen kann. Dazu kommt, dass ab und zu auch ein bisschen gelernt werden muss.

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Es ist aber unvermeidlich, dass du dein Studium mit fortschreitendem Semester hassen wirst, also genieße es so lange du kannst. Der Hass wird im Laufe deines Studiums kontinuierlich größer und ist die Antriebsfeder, die dich zum Abschlussarbeit-Schreiben befähigt. Offensichtlich war er auch das vorherrschende Gefühl, während wir diesen Guide verfasst haben und uns an die vielen verschwendeten Jahre mit blödsinnigen Seminaren und dummen Kollegen erinnern mussten.

ABLENKEN

Wenn du auf der Uni eine Sache gelernt hast, dann wie man sich gekonnt ablenkt. In keinem anderen Bereich bist du so erfolgreich. Du musst lernen? Ab ins nächste Beisl. Eine überfällige Seminararbeit abgeben? Nur noch kurz die Wohnung putzen und den Schrank ausmisten. Wichtige Prüfung am Montag? Vergiss es und bleib am besten gleich im Club. Der DJ ist gerade erst in Fahrt gekommen, alle deine Freunde sind da und schlafen wäre jetzt sowieso undenkbar (außerdem kostet der Long Island Ice Tea hier nur 2,50, ich meine DUH?!).

BAUCH

Ein Anblick, an den du dich gewöhnen musst. Sowohl an dir, als auch an allen anderen. Studieren macht dich nämlich älter und hässlicher. Männer bekommen in der Regel eine Bier-Wampe, die sie manchmal wie ein ungeborenes Baby und manchmal wie einen verkümmerten Muskel behandeln, und Frauen wächst ein fetter Arsch, den man im gespräch am besten einfach GAR NICHT behandelt. Aber du bist nicht allein und sofern du BWL oder Jus studierst, kannst du dir wahrscheinlich auch mal eine chirurgische Verbesserung dieser Makel leisten. Für alle anderen gilt, dass es als Taxifahrer eh egal ist, ob du fett, depressiv und ungewaschen bist.

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BUMSEN

Zuerst wollen wir hoffen, dass du nicht erst auf der Uni damit anfängst. Das wäre nämlich traurig und würde uns dazu bringen, die Tastatur mit ein paar salzigen Tränen zu verkleben. Andererseits besser jetzt damit anfangen, als gar nicht. Es ist nämlich die letzte Phase deines Lebens, in dem du unser aller Lieblingsbeschäftigung exzessiv nachgehen kannst. Danach bist du entweder zu überarbeitet oder erhältst wegen deiner Loser-Attitüde offiziell das Prädikat unfickbar. Also genieße die letzten Funken deiner Libido und versüße dir das Lernen mit massenhaft geilem Sex. Du sammelst damit ein Archiv an zukünftigen Masturbationsfantasien, die von unschätzbarem Wert für den Rest deines Lebens sind.

CAMPUS

Mit absoluter Vorfreude und den größten und tollsten Erwartungen betrittst du diesen Ort an deinem ersten Tag an der Uni. Wenn nach den ersten Semestern dann deine Motivation den Bach runtergeht, wirst du den Campus immer häufiger meiden. Du fängst an, Vorlesungen und Seminare zu schwänzen. Deine Noten werden schlechter, du trittst die erste Prüfung beim zweiten Versuch an an und musst Kurse wiederholen. Du bist gefangen in einem Teufelskreis, der dich ewig an diesen Ort bindet. Es ist kein Zufall, dass Campus und Nimbus so ähnlich klingen.

DIPLOMARBEIT (ja, so hieß das früher)

Irgendwann ist es so weit und du stehst vor deiner letzten Hürde. Egal ob Bachelor oder Master, am Beginn deines Studiums hast du dir vorgenommen, dass die Abschlussarbeit richtig gut wird. Das Thema soll eine Bereicherung für die Nachwelt werden, vielleicht sogar finanziert von einem nachhaltigen Konzern. Vergiss es. Wenn du endlich im letzten Semester angekommen bist, hat das System dich gebrochen und deine letzte Lust am Studieren ist dir redlich vergangen. Nimm ein leichtes Thema und einen handzahmen Betreuer. Wenn du genug Kohle hast, besorg dir jemanden, der die Arbeit für dich schreibt. Aber pass auf, Ghostwriter verabscheuen ihre Kundschaft so abgrundtief, dass sie absichtlich Fehler einbauen, weil sie dich für den "akademischen Bodensatz" halten. Falls du deshalb Skrupel hast, oder überraschenderweise große Lust, mindestens drei weitere Monate deines Lebens zu verplempern, dann viel Spaß.

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ERSTSEMESTER

Es kommt der Zeitpunkt im Laufe deines Studiums, wo du in den Spiegel schaust und einen nicht mehr ganz so jungen Menschen vor dir siehst. Während du dir deiner Sterblichkeit bewusst wirst, laufen haufenweise neue, junge Menschen in der Uni herum: motivierte, enthusiastische Weltverbesserer, denen permanent die Sonne aus dem Arsch scheint und die noch dazu den Vorsatz haben, in Mindestzeit ihr Studium abzuschließen. Du könntest sie alle erschießen und dir wird bewusst, dass du ganz schnell fertig werden musst.

FAKULTÄTSVERTRETUNG

Es gibt Studenten, denen bereitet es eine innere Genugtuung und Freude, Erstsemestrigen zu helfen. Sie opfern ihre Zeit bereitwillig, um dir deinen Stundenplan zu erstellen und sammeln Prüfungen der letzten zehn Semester, um sie panischen Studenten zur Verfügung zu stellen. Solltest du jemals ein Problem an der Uni haben, dann geh zu diesen Leuten. Sie werden dir einen warmen Kakao anbieten und dir geduldig zuhören. Dann wirst du dich wie zu Hause bei deiner Mamsch fühlen.

FEUCHTTÜCHER

Es gibt zwei Kategorien von Menschen auf der Uni: Seuchenherde und die, die mit ihnen zu tun haben. Auf den Gängen und Treppen lungern widerliche, stinkende Typen herum, die sich nicht regelmäßig duschen, ihren gesamten Besitz als Statement in irgendwelchen ranzigen Sackerln mit sich führen (lass dich nicht davon verarschen, dass sie "Tote Bag" dazu sagen), im Winter unter der Heizung schlafen und perverse Hüte tragen. Außerdem ist dort alles mit einem eklig-klebrigem Fettfilm überzogen—alles! Feuchte Reinigungstücher werden dein Leben nicht verändern, aber sie werden dir helfen, dich wirksam von deinen Kollegen zu distanzieren.

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GENUSS

Wenn du es an die Uni schaffst, bist du auch im Erwachsenenleben angekommen. Benimm dich also auch gefälligst so. Erstmals hast du die Möglichkeit, dich wie ein Bohemian aufzuführen, ohne dass sofort alle zu lachen beginnen. Du wirst es bereuen, wenn du dein ganzes Studium nur lernst, also sei ein Lebemann. Kauf dir eine Flasche Wein und besauf dich mit Stil. Wir empfehlen Blanc de Noir. Mit so tollen Begriffen kannst du dann auch Eindruck bei deinen Eltern schinden. Wenn dir einmal langweilig wird, helfen Altherrenspiele wie Boccia und Schnapsen. Die Lowbudget-Variante mit Dosenbier und Ablehnung des Establishments ist natürlich auch eine Alternative.

GSCHROPPEN

Noch so ein Anblick, der sich nicht vermeiden längst. Schwangere Studentinnen, beziehungsweise deren geschlüpfte Brut. Gegen Ende deines Studiums kann es leicht sein, dass ein nichtsnutziger WG-Partner dir ein Kind anhängt und du dir denkst—naja, warum eigentlich nicht, auf Arbeiten hab ich eh grad keine Lust. Aber wenn du zehn Wochen nach der Empfängnis die ersten Anzeichen von Fett an deinem Körper erkennst und dir klar wird, dass dieser Zellhaufen in 6 1/2 Monaten ziemlich groß und fest sein wird, wenn du ihn durch deine Vagina pressen sollst, bist du für die Fristenlösung dankbar.

HOCHSCHULPOLITIK

Das Sinnloseste, was dir in deiner Hochschulkarriere begegnen wird. Hier streiten sich perspektivlose Linke und verblendete Konservative darüber, wie studentenfreundlich eine Universität sein sollte. Ändern können die parteinahen Studentengruppen aufgrund der Stimmenverteilung im Hochschulrat sowieso nichts. Somit bleiben sie ein erbärmlicher Jammerhaufen, der die ganze Zeit irgendwelche ineffektiven Protestaktionen organisiert und seine Karriere je nach politischer Überzeugung bei der SPÖ oder ÖVP vorbereitet. Bleib dem Ganzen also lieber fern. (Und komm mir jetzt nicht damit, dass es immer noch besser ist, irgendwas zu tun, als gar nichts zu verändern. Weißt du, was am besten ist? Nicht irgendwas, sondern etwas Vernünftiges zu tun. Also such dir ein anderes Ventil für deinen Gestaltungsdrang und verbringe die restliche Zeit mit Feiern.)

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INTERNET

Es ist die Antwort auf alle deine Gebete, die Lösung jedes Problems, das Orakel deiner Zukunftsängste. Während deiner Zeit an der Uni wirst du lernen, dass alles schon mal gesagt wurde. Das wird dich zuerst frustrieren, weil du natürlich eine einzigartige Schneeflocke sein möchtest, aber dann, wenn du im Schmelztiegel des "Wir sitzen alle gemeinsam in derselben Scheiße"-Studentenlebens zerlaufen bist, wirst du bemerken, dass auch Schneeflocken nur Wasser sind und es besser ist, ein Tropfen zu sein, als ein einsames trockenes Genie, mit dem niemand sein Gras oder seine Geschlechtsteile teilen will. Ab diesem Moment besteht deine Aufgabe darin, durch geschicktes Zusammenstückeln so zu tun, als hättest du etwas Neues geschaffen. Dabei leistet dir das Internet unsagbare Dienste. Nur darf die Faulheit dabei nicht Überhand nehmen. Alles was du da fladderst, musst du leicht modifizieren, damit dir deine Professoren und Lektoren nicht auf die Schliche kommen.

JUGEND

Die ist für dich inoffiziell schon lange vorbei. Offiziell kannst du sie durch das Hinauszögern deines Abschlusses ein wenig verlängern, aber lange zieht dieser Schmäh einfach nicht mehr. Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung und wenn du dir eingestanden hast, dass du ein alter Versager bist, kannst du auch lernen, ganz erwachsen mit diesem Schicksal umzugehen. Also Kinder in die Welt setzen und dich an der Tasache erfeuen, dass auch sie irgendwann einmal Erwachsen werden müssen (du darfst immer noch Poposex haben und so lange aufbleiben, wie du willst, also hör auf zu jammern und komm damit klar).

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KINDERBEIHILFE

Die Kinderbeihilfe ist eine super Sache. Du bekommst pro Monat 150 Euro und das einzige, was du nicht machen darfst, wenn du weiterhin willst, dass dir Vater Staat einfach so Geld in den Arsch steckt, ist mehr als 2 Mal Studium zu wechseln oder älter als 24 zu werden. Du kannst auch organisieren, dass es dir direkt auf dein Konto, statt auf das deiner Eltern überwiesen wird. Weil du mit 150 Euro aber nur einen Bruchteil deiner Kosten (z. B. die Hälfte der Miete für dein ranziges WG-Zimmer im 10. Bezirk) decken kannst, empfiehlt es sich, weiterhin nett zu deinen Eltern zu sein und sie auch abseits von Weihnachten und Geburtstagen zu besuchen. Oder du fährst eine andere elaborate und nicht ganz risikofreie Strategie und suchst dir einen Studentenjob.

KRISE

Mit genau 21 ist es zum ersten Mal so weit. Die Welt bricht zusammen, du bekommst riesige Angst, wirst fast verrückt, bist am Ende und nur am Heulen. Dein Leben scheint dir ausgelebt und du weißt, dass du alleine sterben wirst. Aber schon nach ein paar Monaten kommt die Erholung. Die zweite Phase folgt mit 24, oder kurz vor dem Abschluss deines Studiums (das kann auch mit 28 sein oder, falls du ein alter Rollenspieler bist, der seinen wertvollen Posten als Saunawart im Studentenheim nicht aufgeben will, mit 35). Du stellst alles, womit du dich in den letzten Jahren beschäftigt hast, in Frage und dein abgefucktes Studentenleben geht dir nur noch auf die Nerven. Aus dieser Krise kommst du ganz einfach raus, sobald du dich mit deinen arbeitenden Freunden vergleichst.

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LEHRAMT

Tu dir selbst einen Gefallen und lass es bleiben. Die Uni ist voll von planlosen Losern, die sich aus reiner Perspektivlosigkeit für ein Lehramtsstudium entschieden haben. Viele von ihnen haben zusätzlich die didaktischen Fähigkeiten eines Ziegelsteins. In den Ferien müssen sie an verschiedenen Schulen Praktika machen und sich von nervigen Teenagern quälen lassen. Lehramtsstudenten sind zudem unter ihren Kommilitonen unbeliebt, weil sie nur einen Bruchteil des Lehrstoffs ihrer Fächer lernen müssen. Ok, dafür spricht, dass du in Anbetracht des akuten Lehrermangels vermutlich schon während deines Studiums in eine Klasse voller stinkender, pubertierender Teenager gesteckt wirst. Warte, haben wir das gerade als Argument für ein Lehramtsstudium verwendet?

LÜGEN

Die Tatsachen verbiegen oder Fakten verschweigen spielt auf der Uni die gleiche Rolle wie im Leben da draußen—eine verdammt große also. Im letzten Studienjahr wirst du dich dermaßen selbst belügen, wie in deinem ganzen Leben nie wieder. Das beginnt bei Abgabeterminen, die du sicher einhalten wirst, findet den Höhepunkt bei der Frage, ob die letzten Jahre sinnvoll waren und überschreitet eindeutig die Grenzen des guten Geschmacks, wenn du dir tolle Zukunftsaussichten einredest und immer noch denkst, deine Talente seien aussergewöhnlich und deine Jobchancen irgendwie überragend, weil du kurzzeitig wieder auf dem Schneeflocken-Trip bist.

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MAMA

Damit sind jetzt nicht die gemeint, die während des Studiums schwanger werden, sondern die, von denen man oft ein Exemplar zuhause (in deinem richtigen, eigentlichen Zuhause, wo es nicht nur Fertigessen und schmutzige Wäsche gibt) hat. Entweder sie lebt in deiner alten Heimat, oder du bist eines jener bemitleidenswerten Exemplare und wohnst noch bei ihr. In jedem Fall wird sie dir im Laufe der Zeit immer mehr damit auf die Nerven gehen, dein Studium doch bitte bald zu beenden. Das macht sie aber nur, wenn Papa zuhört und sie wieder mal mit seinen Blicken daran erinnert, dass du ihn als Sprössling seiner Lenden inzwischen mehr kostest wie ein 10-Personen-Festmahl mit 200 Kilogramm Safran. Eigentlich will sie aber, dass du niemals fertig wirst, damit du dich nie ganz aus ihrem fürsorglichen Schoß befreien kannst. Falls du ihr dann auch noch erzählst, dass deine WG gerade am Zerbrechen ist, wird sie dir außerdem nahelegen, wieder in dein altes Kinderzimmer einzuziehen, weil das deinen Finanzen und ihren Instinkten entgegenkommen würde. Deshalb raten wir dir: Fertig werden!

NEBENJOB

Eine Notwendigkeit für jeden Studenten. Ohne Geld nämlich keine Drogen, Partys und Nudeln (ja, auch Nudeln kosten Geld—nicht viel, aber doch echtes Geld, sodass du sie dir nicht mit immateriellen Gegenleistungen wie Diskursen über Derrida und Foucault erschleichen kannst). Meist handelt es sich beim Nebenjob um eine minderwertige Tätigkeit. Je nach Studium schreibst du für das örtliche Schmierblatt über die Jahreshauptversammlung des nächsten Kaninchenzuchtvereins (Journalismus), bist Aufsichtsperson im Museum (Kunstgeschichte), spielst die Büromaus (alle Schnöselstudiengänge) oder hackelst als Kellner in irgendeiner versifften Bar (angehende Künstler und kunstverwandte Studiengänge). Aber was tut man nicht alles für Geld? Nach der Uni wird aus dem Nebenjob beinahe übergangslos einfach nur DER JOB und anstatt dich mit dem Geld zu amüsieren, geht ein Großteil für deinen ganz normalen spießigen Lebensunterhalt drauf.

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ÖH-BEITRAG

Ob, wann und wie hohe Studiengebühren bestehen werden, gehört zu jenen Dingen, die niemand vorhersagen kann—genau wie das Wetter und wann der nächste Lebensmittelskandal kommt. Also genießt die momentane Situation, wo es zwar welche gibt, aber so gut wie niemand sie zahlen muss und das einzige, was ihr im Gegenzug leisten müsst, um nicht von der Uni zu fliegen, € 17,80 ÖH-Beitrag sind. Diesen Herbst schon kann sich das alles ändern, denn wenn das Team Stronach, die NEOS oder die FPÖ das Rennen machen, könnt ihr euch ausrechnen, dass die keine Interessen an Vorlesungen wie „Deutsch als Zweit- und Fremdsprache“, dem Institut für Geschichte beziehungsweise an Bildung generell haben werden.

OPFER

All die Streber, Klassensprecher und Rechenkönige haben in der Uni ihr Asyl gefunden. Hier sind sie in der Überzahl und machen damit jede Reihe zur ersten Reihe. Sie sind wissbegierig, devot und tun fast alles für ein bisschen Freundschaft. Mit ihrer Fächerwahl sind sie vollends zufrieden und möchten sich ständig irgendwo engagieren. Deshalb treten sie gleich im ersten Semester in irgendeine Instituts- oder ÖH-Vereinigung ein und erzählen dir bis zum Ende des Studiums, wie viel Spaß sie doch jedes Jahr auf dem Erstsemestrigen-Kennenlern-Abend haben—richitig "kennengelernt" haben sie einen Erstsemstrigen jedoch nie, "hihi" (ja, wir sprechen von Sex, aber das können Opfer so nicht aussprechen, ohne dir sofort durch die Hose ins Gesicht zu kommen).

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PERSONAL

Du hasst sie alle. Die frigiden Sekretärinnen, die notgeilen Professoren, ihre rückgratlosen Lakaien und alle anderen Menschen mit Ambitionen, die im Dienste der Wissenschaft stehen. Aber am allermeisten hasst du die Putzfrauen, die es dort angeblich geben soll, weil sie es geschafft haben, konsequent einen Riesenbogen um die Kloaken, die du dort von Zeit zu Zeit gezwungenermassen aufsuchen musst, zu machen. Wenn du dann nach Ende deines Studiums beim AMS Schlange stehst und dir das Glück zu Teil wird, Reinigungskraft an der Uni zu werden, kannst du versuchen, es besser zu machen.

QUALIFIKATIONEN

Wahrscheinlich sind das die einzigen Jobs, für die du nach deinem Studium qualifiziert bist: Callcenter, Verkaufen, Promo, Marktforschung, freier Journalist oder Kellner. Um deine Qualifikationen aufzubessern, wie du bereitwillig glaubst, wirst du dich nach Ende des Studiums von Praktikum zu Praktikum hangeln. Das Ganze natürlich unbezahlt, denn wir sind die „Generation Praktikum—das moderne Sklaventum“. Mit diesem und ähnlichem Mist werden dich beinah hübsche Kunsthistorikerinnen und erfolgsorientierte Wirtschaftsstudenten beschwatzen. Lass es am besten einfach an dir abprallen, traue niemandem und verfolge mit aller Härte deinen eigenen Weg. Am Ende wirst du einen Haufen überflüssiger Erfahrungen gesammelt haben und kannst endlich deinen Traum verwirklichen—nämlich als Sprechstundenhilfe oder Bankschalterangestellter arbeiten (ja, deine Träume werden sich wie von Geisterhand nach unten korrigieren, damit du am Ende deines Lebens an nicht ganz so viele Niederlagen zurückdenken musst).

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REISEN

Du hast während des Studiums beinahe sechs Monate Ferien pro Jahr. Das ist enorm viel Zeit. Die Uni nennt das vorlesungsfreie Zeit, denn nebenbei beschäftigen dich ein bis zwei Seminararbeiten und ein paar Prüfungen für gerade genug Zeit, um dir die letzte Woche vor Semesterbeginn das Adrenalin in die Haarspitzen zu treiben, weil du klarerweise davor keine Sekunde an deine Karriere verschwendet hast. Das macht aber alles nichts, dennd dafür sind die Ferien ja auch da: um dir die Welt anzuschauen. Solltest du knapp bei Kasse sein, bewirb dich für ein Auslandssemester mit Stipendium. Dann erhältst du sogar Unterstützung von der Uni und bekommst einen sechsmonatigen Urlaub spendiert, an dessen Ende du meistens nur zwei besuchte Kurse vorweisen musst.

RING FREIHEITLICHER STUDENTEN

Ihr findet diese Typen hauptsächlich in Vorlesungen von Älterer deutscher Literatur, Politikwissenschaft und Geschichte, erkennt sie an ihrem eigenbrötlerischen Verhalten und hauptsächlich daran, dass sie alle dick und hässlich sind. Auf den meisten Unis sind sie so marginalisiert, sodass sie sich möglicherweise fast schon wie die neuen Juden fühlen. Aber sie sind es nicht. Seid nett zu ihnen, denn sie werden vermutlich nie Sex haben und sich zeit ihres Lebens ihren vermurksten Sexinstinkt mit Mensurfechten austreiben. Oder seid gemein zu ihnen, denn sie haben es wirklich verdient.

STYLE

Wenn jemand deinen Look als "studentisch" beschreibt, darfst du ihm ungefragt eine in die Goschn hauen. Wenn diese Person Recht hat, dann hau dir selber auch gleich noch eine rein. Du bist bald Akademiker und solltest echt nicht mehr dort einkaufen gehen, wo 14-Jährige sich einkleiden. Wenn du Kunststudent bist, weißt du sowieso, was jetzt passieren muss: Kurz vor Ende deines "Studiums" erfindest du dich selbst neu, legst dir einen individuellen Style zu und alle deine alten Freunde werden nicht aufhören, dich deswegen zu verarschen.

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TRINKEN

Nie wieder sonst in deinem Leben hast du so viel Zeit und so viele Möglichkeiten, feiern zu gehen. Nutz sie also, bevor du erst in der Pension auf dem Kreuzfahrtschiff wieder so richtig die Sau rauslassen kannst. Du solltest immer ein paar Schmerztabletten zu Hause haben. Wenn es drauf ankommt, sind die nämlich das einzig wahre Katerfrühstück.

UNTERHALT

Wenn deine Eltern geschieden sind, war das als Kind sicher nicht immer lustig, aber im Studium bringt es dir einen großen Vorteil gegenüber deinen Kollegen: Du kriegst jeden Monat Geld vom Papa. Wenn der gut verdient, kannst du dir eventuell lästige Dinge wie Kellnern und Kassieren ersparen. Im besten Fall schiebt dir Mama aus schlechtem Gewissen auch noch Geld zu, damit du deinen passig-aggressiven Hass auf ihre Entscheidung gegen ein totes Sexleben nicht dann auslebst, wenn es an der Zeit ist, ein Altersheim für ihren Lebensabend auszusuchen.

VORLESUNG

Wahrscheinlich wirst du schon im ersten Semester merken, dass die Vorlesung grundsätzlich die unnötigste Lehrveranstaltung ist. Es gibt gleich mehrere Gründe, zuhause zu bleiben. In den überfüllten Hörsälen findest du zu Semesterbeginn sowieso keinen Platz. Solltest du eine Prüfung schreiben müssen, wird auch diese in besagten überfüllten Hörsälen geschrieben. Abschreiben ist also kein Problem. Möchtest du dich aber tatsächlich selbst für die Prüfung vorbereiten, kannst du dir das Unterrichtsmaterial auch herunterladen. Schlaf also lieber aus und spar dir deine Energie für andere Veranstaltungen.

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WC

Der Ort, an dem wir angeblich alle gleich sind und um den du auf dem Uni-Gelände einen großen Bogen machst—wenn nötig bis zur Kolik. Es gibt nie Klopapier und du wunderst dich, wie es Menschen möglich ist, höher als ihr Hintern anatomisch befestigt ist zu kacken. Die Klobrille ist praktisch immer angepisst und alle Sprüche an der Wand scheinen ausschließlich von linken Lesben und rechten Schwulen geschrieben worden zu sein. Ein Freund von mir hat hier übrigens mal wegen ein bisschen Cola-Rum, das wir in der Vorlesung getrunken haben, kotzen müssen und konnte für drei Stunden nicht aufhören, weil das Klo so widerlich war, dass er immer wieder von vorne würgen musste. Dieser Ort ist eine verdammte Zeitschleife. Es gibt einen Grund, weshalb die Aktionisten damals aufs Pult gekackt haben.

Wohngemeinschaft

Endlich von zuhause ausgezogen. Die totale Freiheit. Mit den alten Schulfreunden eine eigene Substandardwohnung (das ist alles, was ihr euch bei den aktuellen Mieten leisten könnt) beziehen. Was in den ersten Monaten noch ganz aufregend klingen mag, entpuppt sich oft als dein ganz persönliches Vietnam—nur, dass du dir deine Vietkong freiwillig ins Zimmer nebenan geholt hast. Du musst abwaschen, kochen und putzen. Deine Mitbewohner nerven dich ständig mit zu erledigenden Wochendiensten und spätestens, wenn dein Mitbewohner zum wiederholten Mal vergisst, seinen Kackstreifen zu entfernen oder du den Abfluss von den Haaren deiner Mitbewohnerin befreien musst, willst du nur noch da raus. Damit "da raus" nicht "zurück zu Mama" bedeutet, raten wir dir hier NOCH MAL, dein Scheißstudium so schnell wie möglich zu beenden (wenn du genug Party gemacht hast, natürlich).

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X-MATRIKULATION

Bevor du dich ans Leserbrief-Schreiben machst und uns mit Attributen wie einfallslos und ungebildet ("Die kennen nicht mal ein anständiges Wort mit X!") beschimpfst, geh in dich und überlege, wie viele Worte mit X dir einfallen. Die Exmatrikulation droht dir nämlich jedes Semester aufs Neue. Alle sechs Monate musst du dann brav bei Papa anrufen und nach einer X-traportion Geld betteln (ok, sorry, aber wir haben auch noch andere Dinge zu tun, als uns lustige X-Wörter zu überlegen!), wenn der Semesterbeitrag fällig wird. Bei den meisten Hochschulen liegt dieser zwischen 40 und 260 Euro. Darin enthalten ist, wenn du Glück hast, auch dein Semesterticket. Solltest du mal vergessen, diesen Obolus fristgerecht zu überweisen, wirst du umgehend exmatrikuliert. Ein Ende deines Studiums muss das noch nicht bedeuten. Mit einer zusätzlichen Verwaltungsgebühr und etwas Bürokratie kannst du dich schnell wieder in den Laden einkaufen.

YEAH!!! UNIPARTYS

In deinen ersten Wochen an der Hochschule wirst du viele davon erleben. Zu jedem Semesterbeginn plakatieren die verschiedenen Institute den Campus mit Werbung für ihre erste Party im Semester. Für welche du dich entscheidest, ist im Endeffekt egal. Sie sind alle gleich. Grundsätzlich laufen die Charts rauf und runter. Wenn du Pech hast, spielt der DJ ab einer gewissen Uhrzeit 90er-Mucke. Dann grölen die immer gleichen Fratzen zu den immer gleichen schlechten Liedern. Das billige Bier ist dann auch kein Trost mehr. Wenn du dir wirklichen Wahnsinn erhoffst, solltest du sowieso lieber beim Brandweiner am Eck vorbeischauen, wo hin und wieder alte Sandler ihre Achseln an jungen Kellnerinnen sauberreiben. DIE wissen noch, wie man feiert.

ZITIEREN

An der Uni wird wissenschaftlich gearbeitet. Das heißt, alles was du in deinen Hausarbeiten schreibst, musst du auch belegen können und richtig angeben. Den ehemaligen deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat das sogar den Job gekostet; und unserem EU-Kommissar Johannes Hahn hätte es laut Experten ebenfalls den Titel kosten können, wenn er seine Dissertation nicht in Österreich, sondern ebenfalls im strengen Deutschland eingereicht hätte. Du darfst also nicht einfach alles abschreiben, was du irgendwo gelesen hast und musst noch dazu darauf achten, dass sich das, was du unter Anführungszeichen abgeschrieben hast, auch den Uni-Richtlinien entsprechen. Glücklicherweise ist die Zeit vorbei, als sich jeder Streber ein T-Shirt mit "Wikipedia ist keine gültige Quelle" bedrucken lassen hat—inzwischen nennt nämlich auch Wikipedia selbst des Öfteren seine Quellen und du kannst dich endlich auch in diesem Punkt faul zurücklehnen.

Foto von α

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