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150 Identitäre zogen heute Nacht durch Wien

Die unangemeldete Kundgebung wurde von der Polizei begleitet und in das Haus einer schlagenden Studentenverbindung eskortiert.
Screenshot via Facebook

Vom Märzpark bis nach Schönbrunn wollte die rechtsextreme Identitäre Bewegung gestern Nachmittag spazieren. Durch massive Gegenproteste konnte die Schlusskundgebung aber nicht vor dem Schloss Schönbrunn abgehalten werden, sondern vor dem Westbahnhof, der nur 650 Meter vom Startpunkt entfernt liegt und keine schönen Fotos à la Wir-müssen-unsere-Kultur-bewahren-seht-was-wir-verteidigen-müssen gemacht werden konnten.

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Die Identitären und die Anhänger der Gegendemos wurden durch 2000 Polizisten und mehrere Pfefferspray-Einsätze auseinandergehalten. Von einigen Gegendemonstranten wurden Böller, Steine, Eier und Wasserbomben in die Menge geworfen. Ein Mitglied des Identitären-Marschs wurde dabei verletzt und laut eigenen Angaben der Bewegung gestern in ein künstliches Koma versetzt. Die Polizei konnte das nicht bestätigen.

Als Zeichen der Solidarisierung hielten zirka 150 Identitäre gestern gegen Mitternacht eine "Mahnwache" im 8. Bezirk. Das Video, das der stellvertretende Bezirksobmann der Josefstadt, Alexander Spritzendorfer, heute Nacht online stellte, zeigt, wie zirka 150 Anhänger der rechtsextremen Gruppe unter Polizeibegleitung und lauten Rufen, ausgerüstet mit Fahnen und Bengalischen Feuern durch den Bezirk ziehen. Die Polizei scheint sie dabei nur zu eskortieren. Das Video endet damit, dass die Teilnehmer im Haus der schlagenden Studentenverbindung Barden zu Wien verschwinden. Spritzendorfer schreibt dazu:

"Soeben wurde ich Zeuge eines mitternächtlichen Aufmarsches der Identitären in der Josefstadt. Eine grölende, betrunkene Horde von etwa 150 Identitären mit Megaphon, Fahnen und benaglischen Feuern wurde von der Polizei durch die Laudongasse in eine deutschnationale Burschenschaft in der Albertgasse "eskortiert", statt dass diese illegale Kundgebung sofort aufgelöst worden wäre.
Es ist völlig inakzeptabel, dass ein gröhlender Mob um Mitternacht unbehelligt die Straßen der Josefstadt durchziehen kann. (Die "Barden zu Wien" in der Albertgasse 51 rühmen sich u.a. der Mitgliedschaft des ehemaligen Polizeipräsidenten und Bundeskanzlers Johann Schober, der am 15. Juli 1927 den Befehl gab, in die demonstrierende Menge vor dem Justizpalast schießen zu lassen.) Als stellvertretender Bezirksvorsteher werde ich vom Polizeikommandanten der Josefstadt eine Stellungnahme zu diesem Einsatz fordern. ‪#‎josefstadt‬"

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Wie das möglich sein konnte, erklärt die Pressestelle der Wiener Polizei so: "Das war eine spontane Mahnwache für den verletzten Teilnehmer der Identitären-Demonstration. Der Verletzte selbst hat sich dazu noch nicht geäußert. Bis zu 10 Gegendemonstranten waren auch vor Ort und wir waren damit beschäftigt, sie auseinanderzuhalten."

Schnell sei Unterstützung angefordert worden, wodurch sich die Kundgebung schnell aufgelöst habe. Der Versammlungsleiter wurde angezeigt. "Es war den ganzen Tag ein heißer Einsatz sozusagen—dementsprechend war auch immer noch Reservekontingent vorhanden." Nach einem Einsatz wie dem von Samstagnachmittag in Wien seien auch den restlichen Abend über noch Ersatzkräfte in der Nähe und einsatzbereit.

Eine solche Veranstaltung gewaltvoll aufzulösen, sei nicht verhältnismäßig, heißt es seitens der Polizei weiter. Das würde man, egal auf welcher Seite, nicht tun. Stattdessen würde man in einer solchen Situation versuchen, mit dem Veranstaltungsleiter zu sprechen und ihn zu überzeugen, die Kundgebung friedlich zu beenden; so auch heute Nacht.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos.