Wie viel es kostet, als junger Mensch ein cooles Leben in Wien zu führen

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Wie viel es kostet, als junger Mensch ein cooles Leben in Wien zu führen

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Foto von Stefanie Katzinger

Als junger Mensch in Wien lässt es sich ziemlich gut leben. Als junger Mensch, der gelegentlich auch gerne Spaß hat, ist die Sache schon ein bisschen schwieriger. Natürlich könnte man auch auf alle kostenpflichtigen Dinge mit Unterhaltungswert verzichten, nichts außer Diskont-Eigenmarken kaufen, Plasma spenden und nur noch auf willhaben.at shoppen. Aber man gönnt sich ja sonst nichts – und junge Menschen sagen schließlich gerne "Gönnung", oder?

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Also, wie viel kostet es, als Vertreter der vielzitierten Generation Y in Wien zu leben und ein bisschen auf den Putz zu hauen? Natürlich hängt der Betrag, den man im Monat ausgibt, letztendlich stark von den eigenen Ansprüchen ab. Laut der Studierenden-Sozialstudie aus 2011 beliefen sich die Kosten von Studierenden damals auf 930 Euro pro Monat, wobei am meisten für Wohnen und Essen ausgegeben wurde.

Aber wie viel bräuchte man heute, wenn man auf nichts verzichten würde? Was, wenn man hin und wieder mit seinen Freunden essen gehen, feiern, verkatert Netflix schauen und Foodora-Essen bestellen, manchmal ein bisschen kiffen, Konzerte besuchen und sich danach vom Uber-Fahrer des Vertrauens nach Hause bringen lassen will? Und was ist mit Spotify beziehungsweise Apple Music, dem monatlichen Beitrag fürs Fitnessstudio und all den anderen Sachen, die leider unterhaltsam sind?

Um das herauszufinden und dabei möglichst konkret zu bleiben, erfinden wir eine fiktive Person, die jung und nicht gerade reich ist, aber trotzdem ein gutes Leben mit all seinen Vorzügen leben will – nach unseren ganz subjektiven Vorstellungen von Spaß. Wie viel gibt also ein 24-jähriger Student, der mit zwei Freunden in einer 80 Quadratmeter großen WG in Margareten wohnt und gerne Party macht, im Monat maximal aus?

Hier unsere Rechnung:

300 Euro/Monat für Clubs, Bars, Konzerte (inklusive überteuerter Drinks)
200 Euro/Monat für Zigaretten/Alkohol/Gras
250 Euro/Monat Restaurants & Lieferservice
70 Euro/Monat Kleidung
120 Euro/Monat Uber/Taxi
50 Euro/Monat Drogerie
10 Euro/Monat Spotify
8 Euro/Monat Netflix
30 Euro/Monat Fitness
30 Euro/Monat Wiener Linien (Monatspreis Semesterticket)
30 Euro/Monat Strom
40 Euro/Monat Handy und Internet
400 Euro/Monat Miete
300 Euro/Monat Einkäufe

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Gesamt: 1838 Euro/Monat

Um es vorsichtig auszudrücken: Das ist verdammt viel – so viel, wie wohl kein Student (und wahrscheinlich auch nur wenige Berufseinsteiger) ohne Unterstützung der Eltern abseits der Familienbeihilfe zusammenkratzen kann.

Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen prekäre Studentenjobs annehmen müssen, um ein Leben nach ihren Vorstellungen leben zu können – zum Beispiel als Foodora-Fahrer oder Gigolo. Und weil sich eben nicht jeder Mensch für zweiteres eignet, ist es mit dem sonst üblichen Stundenlohn von 7,30 Euro eher schwierig, den theoretisch anvisierten Lebensstandard auch zu halten. Die Verschuldung junger Menschen nimmt tendenziell übrigens zu: Jugendliche, die sich an die Schuldenberatung wenden, sind im Durchschnitt mit 22.000 Euro verschuldet.

Das bedeutet wohl, dass auch die coolen Kids ein bisschen zurückstecken sollten, wenn es um ihren Lebensstil geht. Also statt Uber einen City Bike-Account, statt Lieferservice aus Faulheit ein selbst gekochtes Essen aus wohlüberlegt eingekauften Zutaten und statt Netflix vielleicht doch wieder das gute alte Fernsehen, für das ihr wahrscheinlich bei eurem Internet-Paket sowieso mitzahlt, ohne es zu je zu nutzen.

Denn um sich diesen Lifestyle in dieser Form leisten zu können, müsste man etwa mindestens 2700 Euro brutto monatlich und 37.000 Euro jährlich verdienen. Im Durchschnitt verdienen Österreicher jährlich etwas über 31.000 Euro – eine Summe, von der die Lebensrealität junger Studenten oder Berufseinsteiger doch eher recht weit entfernt ist.

Falls ihr dennoch jetzt schon zu denjenigen gehört, die das oben beschriebene Leben führen, auch ohne es sich leisten zu können, solltet ihr vielleicht ein bisschen besser auf eure Ausgaben achten. Ja, wir wissen, das ist nicht gerade der originellste Rat, aber es gibt einen Grund, warum klassische Ratschläge funktionieren. Besucht Usi-Kurse, anstatt ins Fitnessstudio zu gehen, wenn ihr gerne fortgeht, glüht günstig vor und spart euch im Club das Geld für teure Getränke. Und falls ihr irgendwann doch schaffen wollt, auf nichts mehr verzichten zu müssen und dabei vielleicht sogar in einer eigenen Wohnung zu leben, könnt ihr ja immer noch Geschäftsführer, Biogenetiker oder Politiker werden. Ja, wir wissen, wie das klingt. Und ja, wir haben uns ebenfalls schon bei Humboldt zur Umschulung angemeldet.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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