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Die FIFA nimmt Stellung zur Verhaftung ihrer Funktionäre

Heute morgen sind sechs FIFA-Funktionäre im Zürcher Luxushotel Baur Au Lac verhaftet worden. Grund dafür ist der Erhalt von Bestechungsgeldern und versteckten Provisionen in Millionenhöhe. Nun hat die FIFA sich zu den Verhaftungen geäußert.
Alle Fotos von VICE Media

Die Verhaftungen heute Morgen im Zürcher Baur Au Lac kamen überraschend. Aber sie kamen. Die US-Staatsanwaltschaft verdächtigt sechs FIFA-Funktionäre, Bestechungsgelder in Millionenhöhe von Vertretern von Sportmedien und Sportvermarktungsunternehmen erhalten zu haben—und das anscheinend seit den 90er Jahren.

Der Betrag soll sich auf über 100 Millionen Dollar belaufen. Als Gegenleistung sollen die mutmasslichen Bestecher bei Austragungen von Fussballturnieren in den USA und Lateinamerika sämtliche Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben. Die Zahlungen über US-Banken sind laut US-Staatsanwaltschaft bereits erfolgt; die Straftaten waren geplant und abgesprochen.

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Die Kapo Zürich richtet sich gemäss einem Verhaftsersuchen der US-Staatsanwaltschaft, die für den Bezirk Ost von New York verantwortlich ist. Die Anhörung der Betroffenen wird laut dem Schweizer Bundesamt für Justiz noch heute erfolgen. Akzeptiert die gesuchte Person die Auslieferung durch das Bundesamt für Justiz, wird es zu einem vereinfachten Verfahren kommen.

In diesem Fall wird das Bundesamt für Justiz die Auslieferung in die USA bewilligen und die USA dazu auffordern, innerhalb von 40 Tagen (das ist die vorgesehene Frist des bilateralen Auslieferungsvertrages) ein Auslieferungsgesucht zu stellen. Die Bundesanwaltschaft eröffnete das Verfahren gegen die FIFA bereits am 10. März 2015.

FIFA-Präsident Sepp Blatter befindet sich laut Information des FIFA-Sprechers Walter de Gregorio nicht unter den Verhafteten. Dieser will sich am Kongress am Freitag für die fünfte Amtszeit wiederwählen lassen. Sein einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien und ihm werden kaum Chancen zum Sieg zugesprochen. Sein Statement zum Vorfall: „Das ist ein trauriger Tag für den Fussball. Es ist offensichtlich eine Geschichte, die sich entwickelt, die Details werden erst bekannt. Es wäre nicht angebracht, zum jetzigen Zeitpunkt mehr Aussagen zu machen."

Laut Angaben der New York Times handelt es sich bei den Verhafteten um den FIFA-Offiziellen Eduardo Li (Costa Rica), den FIFA Vize-Präsidenten und Blatter-Liebling Jeffrey Webb (Cayman Islands), den Präsidenten des südamerikanischen Fussballverbands Eugenio Figueredo (Uruguay) und Jack Warner (Trinidad und Tobago), der bis 2011 die Nummer 2 hinter Sepp Blatter war. Sie sollen alle aus dem Personaleingang des Hotels abgeführt und mit einem weissen Tuch als Sichtschutz weggebracht worden sein. Weitere Verhaftete sind der brasilianische Verbandschef José Maria Martin, Mitglied des nicaraguanischen FIFA-Komitees Julio Rocha, sowie Costas Takkas, Rafael Esquivel und Nicolas Leoz.

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Eugenio Figueredo war bereits letzten Sommer in einen Skandal verwickelt. Der uruguayische Fussballer Luis Suarez biss dem Italiener Giorgio Chiellini damals während dem WM-Spiel in den Hals. Figueredo setzte sich anschliessend für die Aufhebung der viermonatlichen Sperrung des Spielers ein. Ohne Erfolg.

Laut Journalisten sei das Sicherheitspersonal des Hotels verstärkt worden. Wer das Hotel betreten oder verlassen will, wird am Eingang kontrolliert. Die FIFA hat um 11:00 Uhr eine Medienkonferenz am Hauptsitz angekündigt.

In der Pressekonferenz kam heraus, dass die FIFA am 18. November 2014 selber eine Strafanzeige eingereicht hat. Obwohl zwei Vizepräsidenten unter den Verhafteten sind, will sie bis zur Anklageerhebung noch keine Namen bestätigen. Die Verhaftungen seien nicht ausreichend dafür, von eindeutiger Schuld zu sprechen. Das Ethics Committee der FIFA wird nun über den Verbleib der Verhafteten in der Organisation entscheiden. Am Freitag, dem 65. Kongress der FIFA, wird die Öffentlichkeit trotz allem erfahren, wer in Zukunft den Posten des FIFA-Präsidenten besetzen wird. Sepp Blatter war übrigens nicht an der Pressekonferenz anwesend und schickte stattdessen den FIFA-Pressesprecher Walter de Gregorio vor.

Ausserdem wurden neben den FIFA-Verhaftungen fünf weitere Verhaftungen bekannt: Alejandro Burzaco (Argentinien), Aaron Davidson (USA), Hugo und Mariano Jinkins (Argentinien) und José Margulies (Brasilien). Sie arbeiten für Sportmarketing Unternehmen. Die FIFA selbst nahm dezidiert keine Stellung zu Namen oder weiteren Verhaftungen.

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Die Bundesanwaltschaft glaubt, dass Schweizer Banken hinter der Geldwäsche standen und fordert verschiedene Finanzinstitute nun auf, entsprechende Dokumente herauszurücken. Das Bundesamt für Justiz hat nun eine Reihe von Konti auf Schweizer Banken sperren lassen, in die die Bestechungsgelder geflossen sein sollen.

Die Funktionäre befanden sich im Rahmen des jährlichen Meetings im Baur au Lac. Den Ermittlern wurden an der Rezeption Schlüssel ausgehändigt, durch die sie Zugang zu den Zimmern erhielten. Es habe sich keiner der Verhafteten gewehrt und auch Handschellen wurden keine eingesetzt. Laut neuesten Angaben wurden zwischenzeitlich am Hauptsitz der FIFA elektronische Daten und Dokumente aufgefunden. Die Bundesanwaltschaft hat nun ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung rund um die Fussballweltmeisterschaften in den Jahren 2018 und 2022 (Russland und Katar), sowie des Verdachts wegen Geldwäscherei gegen Unbekannt eröffnet.

Neben dem Zürcher Hauptquartier der FIFA wurde laut US-Behörden auch das Hauptquartier der Confederation of North, Central America and Carribean Association Football (CONCACAF) in Miami durchsucht.

Die FIFA betont, dass es sich bei den Vorfällen auch um eine gute Sache handelt: „Es ist sicherlich kein schöner Tag, es ist ein Tiefpunkt. Aber es ist auch ein guter Tag." Hauptleidtragende der Geschichte ist laut der FIFA sie selbst, obwohl die Anschuldigungen sich gegen mehrere Hochrangige Funktionäre der Organisation richten. Sepp Blatter wird seitens der FIFA von jeglicher Schuld freigesprochen.