FYI.

This story is over 5 years old.

#THEPLUS

Stefan Keller im Interview

Mit sechs Jahren steht Stefan Keller zum ersten Mal auf einem Skateboard. Zu seinem achten Geburtstag erhält er endlich ein Eigenes, seither begleitet ihn das Brett mit vier Rollen überallhin.

Heute gehört Stefan Keller zu den besten Skatern der Schweiz. In Zürich aufgewachsen,verbringt der 27-Jährige die kalten Monate im Snowboard-Mekka Laax. Dort kann er dank der ersten Freestyle Indoor Base Europas die ganze Saison über seinen beiden Leidenschaften nachkommen: dem Skate- und Snowboardfahren.

Die grösste Herausforderung seiner bisherigen Karriere stand ihm aber erst vor Kurzem bevor. Denn er gehört zu den handverlesenen Urbansurfern aus der Schweiz, die das Privileg hatten, die wohl schwierigste Pipe zu fahren, die man sich ausdenken kann. Keine Miniramp, keine Halfpipe – sondern eine vollständige Röhre, die sich auch noch dreht. Wir wollten herausfinden, welches seine schmerzvollsten Verletzungen bisher waren, wo die Herausforderungen in der Röhre lagen und wie man als Skaten altert. Antworten gibt es im Interview.

Anzeige

VICE: Wann und wie kamst du auf die Idee, mit dem Skateboarden anzufangen?
Stefan: Mit sechs oder sieben Jahren durfte ich ab und zu das Skateboard meiner Nachbarin ausleihen. Zu meinem achten Geburtstag (Bild unten) erhielt ich endlich mein Eigenes.

Wann hast du dich zum ersten Mal richtig schlimm verletzt?
Ich hatte mein ganzes Leben sehr viel Glück und habe nie schlimmere Verletzungen davon getragen. Zwischen 16 und 19 Jahren habe ich zwei Mal die Bänder gerissen.

Was war die schmerzvollste Verletzung, die du dir jemals zugezogen hast?
Naja, der Klassiker: "Sacken". Das passiert wenn man eine Stange zwischen die Beine bekommt und ist leider sehr schmerzhaft. Bänderrisse am Fussgelenk sind ebenfalls unschön, das weiss jeder Skater.

Welche Schweizer Stadt macht dir auf der Strasse am meisten Spass?
In Zürich kenne ich mich am besten aus, aber am liebsten fahre ich in Genf. Dort habe ich selber sechs Jahre gewohnt. Es fühlt sich an wie irgendwo im Ausland und die Spots sind super.

Gibt es ein Material, aus dem du gerne mal ein Brett machen lassen würdest?Nein, ausser Holz kann ich mir nichts besseres vorstellen. Zwar, ein Pizza-Board wäre schon noch cool. Ich liebe Pizza!

Und was kommt auf die Pizza drauf?
Tomaten, Mozzarella, Rohschinken und Rucola.

Welches ist der gefährlichste Trick, den du je durchgezogen hast?
Die Gefahrenstufe erhöht sich beim Skaten meistens durch die Höhe des Hindernisses. Ab zehn Treppenstufen ist die Gefahr in der Regel gross, bei einem Sturz auf der Treppe oder dem Rail zu landen. Der grösste Spot, den ich geskatet bin hatte 25 Treppenstufen.

Foto von Maximilian Salzer

Die grösste Full-Pipe bisher?
Ich bin eher der Street-Skater und habe noch nicht so viel Erfahrung in der der Full-Pipe. In Winterthur bin ich einmal in einer Baustelle eine gefahren. Ich finde es extrem schwierig, weil eine Full-Pipe kein "Flat" hat, das ist die gerade Fläche in der Mitte. Die grösste Full-Pipe war auf dem Desperados-Videodreh: Die war vier Meter hoch!

Was waren die Herausforderungen, beim Fahren in der Röhre? Hattest du es anders erwartet?
Full-Pipe zu fahren ist sehr schwierig. Wenn sich das vier Meter hohe Ding dann auch noch dreht, ist es fast unmöglich! Ich konnte ja nicht auf den Boden schauen, sondern musste ausserhalb einen Punkt fixieren. Ich bin quasi blind gefahren und fühlte mich als hätte ich zehn Promille intus. Schlecht wurde mir auch, aber es war eine super Erfahrung. Bestimmt die schwierigste Challenge bisher. Was sind Tricks, welche du in der Röhre ausprobiert und gestanden hast? Welche waren unmöglich?
Die drehende Röhre macht Tricks praktisch unmöglich. Ich musste auf meine alten Surfskills und Powerslides zurückgreifen. Bei Drehpausen durften wir die Röhre auch ohne Rotation fahren, da waren Frontside 180/360 und diverse Airs schon eher möglich. Ist Skaten immer noch cool?
Ja, in der Schweiz erlebt Skaten zurzeit einen richtigen Boom. Die Skateparks sind überfüllt und Skateshops wie Doodah können sich nicht über mangelnde Kundschaft beklagen. Es werden sogar neue Parks gebaut. Konntest du in der Schule Mädchen beeindrucken mit dem Skaten?
Sicher, das funktioniert immer noch sehr gut! Bist du ehrgeizig?
Ja. Bist du ein guter Verlierer?
Ein Fairer, aber nein, ich verliere nicht gerne. Lebst du vom Skaten?
Nein, ich lebe fürs Skaten. Wie bezahlst du deine Miete?
Ich arbeite als Medizintechniker und bin in Operationssälen der Schweizer Spitäler tätig. Haben neben dem Skaten noch andere Hobbys Platz?
Im Winter lebe ich in Laax, ich bin leidenschaftlicher Snowboarder. Den Sommer verbringe ich mit Wakeboarden auf dem See. Ich betreibe auch ich eine Filmproduktion mit Freunden, dort schneide und bearbeite ich Videos. Und ich designe Kleidungsstücke und trinke gerne mit meinen Freunden einen Schnaps—oder zwei. Wie altert man als Skater?
Gar nicht, Skater altern nie und leben ewig. Folge Vice Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland