Lede Image

FYI.

This story is over 5 years old.

Mode

Ein Ex-Schüler über die Hetzendorf Show 2014

Max war so nett für uns über die Hetzendorf Show zu schreiben. Er hat heuer den Abschluss gemacht und ist dementsprechend objektiv.

Zu lauten Beats, die den stolzen Großmüttern im Publikum so gar nicht gefallen haben, stampften und schwebten abwechselnd die Models über den Laufsteg in den Sachen des 2.Jahrgangs. Die Modelle ließen sich ziemlich schnell in die Schublade „Hipster“ stecken: nett, aber jetzt auch nicht viel mehr. Dass manche Schüler offenbar ihr Traum-Ballkleid anstelle eines künstlerisch wertvollen Entwurfes umgesetzt haben, sei ihnen verziehen, sie stehen ja noch am Anfang ihrer Karriere.

Anzeige

Danach tröpfelte es ein bisschen so vor sich hin. Der 3.Jahrgang präsentierte die üblichen Verdächtigen: Plastik, Neon und ein bisschen Got(h)ik. Die Highlights waren hier eindeutig die geometrischen Entwürfe von Paulina Richter, für ein Kenner-Auge großartiges Design, für meine Mama „ein Kreis und ein Rechteck“. Generell hatte die Strickklasse dieses Jahr ihren großen Durchbruch—weg von wilden Zopf-Würsten hin zu durchaus tragbarer und wirklich ansehnlicher Mode. Hipp-Hipp-Hurra !

Der 4.Jahrgang bewegte sich ein bisschen zwischen #normcore und #borecore, denn die Schülerinnen zeigten teilweise Kopien ihrer letzten COS-Einkäufe, oder Entwürfe, die Humor aber auch Fingerspitzengefühl bewiesen. Besonders ins Herz geschlossen hab ich den silbernen Einkaufswagen zum Nachziehen, um den ich mich sicher mit ein paar Senioren im Publikum hätten streiten müssen.

Nachdem dann auch wirklich dem letzten Staubkorn im Schloss gedankt wurde, alle ihre Preise und Blumen entgegen genommen hatten, ging es dann zum eigentlichen Aushängeschild der Modeschule weiter : dem Abschlussjahrgang.

Der konnte sich seit langem mal wieder sehen lassen.

Alle dunkeln Erinnerungen an Blumen-werfende Wattepads und bewaffnete World-of-Warcraft-Fantasien vom letzten Jahr verflogen als die gar-nicht-so-mittelalterlichen Modelle von Stephanie Kneissl die Bühne betraten. Die Frau neben mir hat ja dann gleich ihrem Mann zugeflüstert „Schau, sowas ist fesch, dass musst du dir auch kaufen.“ Ich sage: go for it und hoffe auf ein geblümtes männliches Publikum für die nächste Show.

Anzeige

Nachdem auf der Bühne getanzt und gefeiert wurde, (auch um ein bisschen von dem ein oder anderen Modell abzulenken), durften die wilden Poetinnen von Stefanie Lagler laufen. Ein bisschen verliebt haben ich mich vor allem in ihre bepelzten Schuhe – die würde ich ja 24/7 tragen. Genauso wie die skulpturalen Entwürfen von Naomi Kopf. Für die bin ich aber leider zu dick und außerdem stehen sie der hübschen Designerin sowieso besser.

Danach habe ich nicht mehr aufgepasst, außer als ich dachte , dass es vorbei ist, als Models in gelben und blauen Entwürfen herumspazierten, die ich so schon mal bei Zara gesehen haben. Und der Mantel, war der nicht von Stella McCartney? Der Rock war aber auf jeden Fall schon mal bei Jacquemus zu sehen. Naja, der Rest des Publikums und ich haben dann auch ganz schnell nicht mehr hingeschaut.

Erst zum Schluss sind alle wieder aufgewacht, als dann Männer in Röcken und mit ganz viel Schmuck zum Donauwalzer marschiert sind. Das hat das ältere Publikum geschockt, alle anderen fanden’s aber „eigentlich voll super“. Ich  auch, schließlich hab ich’s ja gemacht.

Dann haben alle getanzt, weil Schule aus und so weiter.

Zusammengefasst war’s also dieses Jahr super, es geht bergauf in Hetzendorf und ich hoffe nächstes Jahr auf noch mutigere Entwürfe, die gerne auch ein bisschen mehr Humor haben dürfen. Inhalt ist ja in einer Massenkonsum-Gesteuerten Branche umso wichtiger, und wenn nicht hier Krach machen, wo dann?