An der Hubertusjagd kannst du erlegte Tiere mit Jasskarten gewinnen
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An der Hubertusjagd kannst du erlegte Tiere mit Jasskarten gewinnen

Ich war mit einem Jäger an der Hubertusjagd und habe mir den Arsch abgefroren. Erlegt haben wir zwar kein Tier aber wenigstens wurde kein Jäger angeschossen.

Die Hubertus-Jagd findet traditionell am 3. November, dem Hubertustag, statt. Er ist dem heiligen Hubertus von Lüttich gewidmet, dem Schutzpatron der Jagd. Als wir teilnahmen, fand die Jagd nicht am besagten Tag statt, sondern an einem der letzten Samstage, die noch in der Saison liegen (diese dauert bis zum 15. November).

Der Jagd- und Wildschutzverein Oberemmental organisiert sich am Hubertustag anders als vor gesetzlich vorgeschriebenen Jagden: Die Jäger gehen in möglichst hoher Anzahl in ein Gebiet, wo besonders viele Rehe sind. Bei der Patent-Jagd werden die Tiere am Anfang der Saison in Form von Marken „gekauft". Sind bis zum Jagd-Zeit-Ende noch nicht alle Marken eingelöst (also fehlen noch geschossene Tiere), dann gibt jeder seine Marke in einen Topf. Die Anzahl zu erlegender Tiere wird dann an der Hubertus-Jagd zusammen geschossen. Entgegen der sonstigen Tradition, dass jeder Jäger, der ein Tier erlegt, dieses auch sein eigen nennen darf, werden nach der Jagd die Tiere mittels „Jass-Karten-Ziehen" an die Markenspender verlost. Wenn zu wenige Tiere geschossen wurden, werden diese dem Kanton bzw. der Natur "geschenkt".

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Ich durfte mit einem Jäger (nennen wir ihn mal „Hans") und seinem Rhodesian Ridgeback (Hund) mit auf die Jagd. Die Männer berieten sich vor der Jagd, wer welche Rolle und welche Position hält. Da es sich um ein kleines Tal handelte, gingen die Treibhunde-Besitzer von unten her das Tal ab und scheuchten die Tiere aus ihren Verstecken. Die anderen Jäger (auch ich und der Hund) standen dann verteilt auf den Kuppen des Tals und warteten darauf, dass sich ein Tier auf eine Lichtung verirrt. Natürlich wurden die Positionen so gewählt, dass sich die Mannen nicht gegenseitig abschiessen konnten.

So standen wir dann da für eine gefühlte Ewigkeit. In den Wald und auf die Lichtung blickend, rauchend, mucksmäuschenstill. Ich fror mir dabei fast den Arsch ab. Dann hörte man ein Knacken. Hans legte seinen Doppelläufigen Hinterlader an. Anspannung. Auch der Hund war angespannt. Statt einem Reh kam da aber bloss ein anderer Jäger mit oranger Leuchtweste aus dem Dickicht. Zum Glück hat Hans ihn nicht erlegt. Erneut raschelte es. Ein Reh erschien auf unserer Lichtung. Aber bevor Hans abdrücken konnte (das Reh war noch zu weit entfernt), war es auch schon wieder weg. Nach drei Stunden ertönten die Jagdhörner zum Ende der Jagd. Immerhin hatten wir ein Reh gesehen.

Als wir zurück zum Versammlungsplatz kamen, mussten wir feststellen, dass die anderen Jäger doch ein wenig erfolgreicher gewesen waren. Die Tiere wurden dann gut-schweizerisch in Reih und Glied gelegt und von allen inspiziert. Das Zahnfleisch wurde weggeschabt (zur besseren Altersbestimmung), die Bäuche aufgeschlitzt, die Innereien entfernt und ausgewaschen. Danach erfolgte das bereits oben erwähnte Auslosen. Die Jäger wurden nach vorn gebeten. Jeder Beteiligte zog eine Jass-Karte und der Glückliche Gewinner schulterte dann sein Reh. Hans hat keines abbekommen. Ich glaube das liegt daran, dass er ein Top-Jäger ist und seine Marken alle bereits am zweiten Tag der Jagd-Zeit verschossen hatte. Stünde er nicht im Wald vom Oberemmental, dann könnte er auch als Söldner durchgehen, so kaltblütig erschien er mir.

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