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Popkultur

Draußen ist alles besser: Die Crème de la Crème der Sommerkinos 2014

Diese 5 Freiluftkinos und die dazugehörigen Filme sind Pflichttermine für Mordfantasien, Schweinekinder, Dreckräder und Hipsterhassliebe. Wir haben auch Freikarten!

Es gab Zeiten, da gingen die Leute absichtlich im Sommer in die dunklen und klimatisierten Kinosäle um dem Hitzeschlag zu entgehen und sich im Schutz der Projektion ein bisschen gegenseitig an die feuchten Stellen zu fassen. Aber wir haben offenbar über die letzten Dekaden eine Entwicklung durchgemacht weg vom asozialen Sommerschlaf in den Cine-Verstecken hin zum Bier, dem Grillenzirpen und dem öffentlichen Liebesbeweis.

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Und das ist auch gut so, denn alle Dinge bekommen neue und geilere Qualitäten, sobald man sie nach draußen verlagert. Grillen ist letztlich ein extremer Rückschritt vom kochtechnischen Komfort der eigenen Küche und trotzdem lieben wir alle die Sonnenbrandatmosphäre, das Grillanzünder-Feeling und besonders dieses eine letzte, leicht verkohlte biergetränkte Würstel auf dem vom Ketchup zersetzten Pappteller.

Auch LARPing hat die Welt von Warcraft und käsige Leiber von hinter den Jalousien und aus den Kellerzimmern heraus an die frische Luft geholt. Dann gibt es da ja auch noch Shakespeare im Park, der Quickie am Wanderweg oder Müsli beim Lifeball. Die Liste von Dingen, die durch Freiluft aufgewertet werden ist lang und wir lieben es besonders bekannte Stargesichter, Monster und großspurige Klassiker unter dem Sternenfirmament zu sehen. Hier sind die besten Möglichkeiten, genau das zu tun:

ARENA SOMMERKINO

An die Arena habe ich schon damals beim ersten Stoner-Rock-Konzert meines jungen Lebens das Herz verloren. Verpasst nicht den Start am 8. August um 20:00 Uhr, wo Tenebre bei freiem Eintritt gezeigt wird. Die ofizielle Kick Off Party, Assault Edition am 15. August, wird ähnlich viel Herzbluten verursachen, wenn LA-Gröhler Prurient sich seinen elenden Elektronikperversionen hingibt und dabei Techno Noir aus allen Körper- und Boxenöffnungen wummern lässt. Black Manna und The Black Glove ficken dann unsere Überreste, begleitet von einem Blitzlichtgewitter an Visuals und vieler Special Guests. Einfach eine Mail an josef.zorn@vice.com mit "Assault Edition" im Betreff und ihr könnt 2x2 Karten für diesen apokalyptischen Abend gewinnen.

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Foto von nikkisneakers via Flickr

Das Arena Sommerkino ist auch gerade deshalb so super, weil wir endlich jene hochqualitativen Filme, die wir uns in den letzten Monate so sehr vorgenommen haben anzuschauen, doch noch auf der großen Leinwand nachholen können.

Zero Killed (10.8. – 20:00) wird von unseren Collegas von Austrian Pulp präsentiert und erzählt die Mordfantasien des Alltags nach, die dann auch äußerst realistisch nachgestellt und filmisch inszeniert werden—mitsamt den kranken Befragten, die ihre Träume ausleben dürfen. Eine Doku, nach der man sich vor sich selber fürchtet. The Act of Killing lässt grüßen.

Only Lovers Left Alive (16.8 – 20:00) ist ein Film über alte Menschen, alte Musik, alte Bücher, alte Gefühle und alte Drogen—also Heroin. Jim Jarmusch hasst offensichtlich alles Moderne und das ist—vor allem, weil er das perfekte Gefühl für Bilder hat—nach 2 Stunden ohne Internet und Handy durchaus OK.

Nebraska (17.8. – 20:00) muss man dieses Mal auch endlich schaffen, nachdem Daniel so geschwärmt hat.

Der Siegeszug der universellen Katzen-Cuteness ist nicht aufzuhalten und deshalb kommt wohl keiner umhin beim Cat Video Festival (19.8. – 21:30), das in Kooperation mit dem VIS bei freien Eintritt präsentiert wird, vorbeizuschauen.

1985 trifft Matthew McConaughey als schwulenhassender, konservativer Rodeoreiter auf den Transsexuellen Jared Leto. Das gemeinsame HIV-Schicksal schweißt die beiden zusammen und sie gründen den

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Dallas Buyers Club (28.8. –20:00) Auch wenn die Oscars vielleicht nicht ganz verdient waren, ein Pflichttermin.

The King of Pigs (31.8. – 20:00) ist Anime und ich liebe Anime. Narrative Qualität und kritische Inhalte dieser Kunstform überbieten in regelmäßiger Frequenz die Live-Action-Filme unserer Tage und das hier ist ein wahrhaftig knochenbrechend hartes Sozialdrama aus Süd Korea. Die ganzen Schweinehalluzinationen während der verstörenden Schulzeit der unberührbaren Bodensatzkinder verleihen dem ganzen einen Geschmack von König der Fliegen. Läuten wir mit überstilisierter Trickfilmgewalt und unterdrückten Psychosen den September ein.

Auch für alle hier erwähnten Filme des Arena Sommerkinos verlosen wir jeweils 2x2 Karten. Einfach eine Mail an josef.zorn@vice.com mit dem Filmtitel im Betreff.

KINO AM DACH

Gedrucktes ist tot und deshalb stellen wir am Dach der Hauptbibliothek am Gürtel die Kinoleinwand auf. Kino am Dach ist eines von vielen Rooftop-Kinos in Kooperation, darunter solche aus New York, Melbourne und London. Das Programm ist dementsprechend wieder mehr als lecker geworden und ich kann vorab schon einige Empfehlungen verkünden.

Taxi Driver (20.7. – 21:00) geht eigentlich immer, egal ob du ein militaristischer Irrer bist mit Mordfantasien von politischen Vertretern oder ein Filmnerd, der den Boden verehrt, auf dem Scorsese sich bewegt. Nicht zu vergessen, dass Harvey Keitel in diesem Film eine der realistischsten und bedrohlichsten Zuhälterfiguren des Universums spielt.

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Slumming (31.7. – 21:00) trifft es auf den Punkt, nur weiß man nicht genau was es auf den Punkt trifft. Die Message geht irgendwo zwischen Sandlergemurmel und perspektivenloser Partnersuche von Sozio-Sadisten verloren. Glawogger hat den unsympathischsten Film Österreichs gemacht und Paulus Manker eine der besten heimischen Schauspieldarbietungen überhaupt.

12 O'Clock Boys (4.8. – 20:00) von Lotfy Nathan ist eine Doku über Dirt-Biker aus Baltimore und wird im Original und ohne Untertitel gezeigt. Der Trailer alleine muss überzeugen und wir verlosen 3x2 Tickets für dieses radelnde SloMo-Fest der puren Coolness. Einfach eine Mail an win@vice.at mit 12 O'Clock Boys im Betreff.

Superfly (22.8. – 20:00) ist der Sugardaddy aller Blacksploitation-Filme mit Afros und Goldkettchen soweit das Auge reicht. Das sind die überstilisierten schwarzen 70er Jahre, die Pimp-Hüte, Bitches und Drogen zu den Statussymbolen einer Gesellschaft am Boden erklären. Den gleichnamigen Wiener Radiosender, der den Film präsentiert, mag ich auch äußerst gerne. Auch hier lautet die Empfehlung für euch Jive Ass Motherfuckers: hingehen, anschauen!

VOLXKINO

Dieses Wanderkino ist ja ein bisschen wie Batman und taucht immer plötzlich dort auf, wo es gebraucht wird. Wenn ihr wissen wollt wo und wann genau hier die Volxprojektoren aufgestellt werden, dann schaut ins Programm und kommt direkt zu der folgenden feinen Auswahl.

Don Jon (11.7. – 21:00). Meine Freundin meint ja, dass der Film von übertriebener Pornosucht eines Italo-Proleten handle und eher übertrieben sei. Und schon war Interesse geboren. Die Stereotypen von Schnulz und Porno sind die Aufhänger einer fein gezeichneten Milieustudie und wer schaut nicht gerne schönen Menschen—wie Levitt und Johansson—beim Versuch zu, grausliche, emotional verrohte Menschen zu spielen.

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Enough Said (8.8. – 21:00) ist James Gandolfinis letzter Film und falls ihr auch noch aus der Liebesfilm-Liebhaber-Ecke kommt, freut euch auf Kino für Enddreißiger und Mittvierziger, völlig unironisch und Hipster-frei. Echte Themen, in denen man sich entweder wiederfinden oder auf die man sich schon mal vorbereiten kann. Julia Louis-Dreyfus, die mir als Serien-(Vize-)Präsidentin in Veep das Leben verschönert, ist ja eigentlich meine Traumfrau und komischerweise erst seit ein paar Jahren. In Seinfeld ließ sie mich eher kalt. I'm getting old.

Drecksau (30.8. – 21:00) handelt von einem kaputten und korrupten Polizisten. Die Chronik seines Untergangs hat viel Witz, noch mehr Sauf-Exzesse und winklige Drogen-Momente. Die ziemlich klassische Krimi-Handlung erkennt man erst gegen Ende. Ein Film wie eure fettige Afterparty-Visage, die in den kurzen, ruhigen WC-Momenten zwischen den Exzessen aus dem Spiegel heraus Grimassen schneidet. Und oft lacht man gerade dann am besten, wenn man einfach nicht mehr anders kann.

MOVIEMENTO OPEN SPACE

Das Programm der Oberösterreicher lässt sich sehen und in den höchsten Höhen des Open Space Linz fühlt sich das Freiluftkino am authentischsten an.

Das finstere Tal (18.7 – 21:15) haben wir schon durchgekaut und da Moretti nach dem Cowboy-Film jetzt auch einen Vampirfilm gemacht hat, sind wir schon gespannt was da als nächstes kommt.

Und Äktschn (29.7. – 21:00) hat gleichzeitig Welt- und Österreichpremiere gefeiert, was ja generell eher selten ist. Auch wenn es sich hierbei mehr um einen Zelluloid-Zirkon als Bild-Brillant handelt, reicht manchmal einfach ein Gerhard Polt, der als ein semi-professioneller Semi-Dokumentarfilmer in einem Dorf Hitler castet und die unbekannte, menschelnde Seite des Diktators zeigen will.

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Inside Llewyn Davis (10.8. – 20:45) hat ja allgemein nicht so viel Liebe bekommen, aber ich halte ihn immer noch für einen der coolsten Filme 2013. Ein Film, der so unzusammenhängend und verschroben wie ein Bob-Dylan-Text ist und den Antihelden in uns allen schönzeichnet. Nur können wir nicht so fein Gitarre spielen.

Frances Ha (19.8. – 20:45) Weiter geht es mit Hipstern—nur in der Jetztzeit. Es ist so ein schmaler Grad zwischen „Hey, die sagen ganze coole Sachen da" und jemanden sofort aufs lebensunfähige prätentiöse Maul hauen zu wollen. Wer aufreibende Ambivalenzen mag und auf süße, planlose Leute steht, hat ein zuhause gefunden. Und im Kino sieht der Film aus, wie ein früher Woody Allen.

I like things, that look like mistakes.

OPEN AIR IM ZEUGHAUS

Auch die Tiroler lassen sich nicht lumpen und haben erneut eine gigantische Leinwand im Innenhof des ehemaligen Innsbrucker Waffenarsenals geknallt. Wirklich großartige Filme stehen im Zeughaus auf dem Programm, das sogar von Maschek (31.7. – 21:30) eröffnet wird.

Anleitung zum Unglücklichsein (3.8. – 21:30) Dieses Buch liegt ja nun bald einige Jahre auf meinem Regal und wartet darauf fertig gelesen zu werden. Es wurde nur aus einer selbstmitleidigen Phase heraus gekauft. Der Film ist zwar ähnlich furchtbar wie die Buchvorlage, aber bietet die herrlich kaputte Johanna Wokalek als Protagonistin Blechschmidt. Trinkt eine schlechte Flasche Rotwein und schaut euch Peinlichkeiten rund um Beziehungsunwichtigkeiten an. Nicht kritisch denken, sondern einfach nur lachen.

Grande Budapest Hotel (13.8. – 21:00) ist Andersons Faltbilderbuchkrimi, der auch eine sehr darke Folge Duck Tales sein könnte. Ich habe schon alles dazu gesagt. Aber eben ein Muss für jeden, der sein eigenes Augenlicht und Filme leiden kann.

All is Lost (20.8. – 20:45) ist in manchen Momenten so authentisch, dass man einfach nicht ganz überreißt, was der schiffbrüchige Robert Redford da eigentlich immer plant und bastelt. Aber kurz bevor man dann aufgeben will, wird doch klar, dass dieser urige Vertreter der unteren Oberschicht einige Tricks auf Lager hat und man versteht, was das mit dem Sextanten soll. Empfehlung der Redaktion, Bitches! Und mit The Wolf of Wallstreet (21.8. – 20:30) geben die Tiroler ein geniales Finale.

Josef auf Twitter: @theZeffo