FYI.

This story is over 5 years old.

meinungsfreiheit

Die UEFA ermittelt, weil ManCity-Fans die Champions-League-Hymne ausbuhten

Gegen Sevilla buhten ManCity-Fans konsequent die CL-Hymne aus. Der Grund: Bestrafungen wegen des Verstoßes gegen das Financial Fairplay. Das will sich die dünnheutige UEFA nicht bieten lassen und ermittelt jetzt gegen die Fans.
imago/AFLOSPORT

Der englische Vizemeister Manchester City muss nach seinem 2:1-Sieg in der Champions League am Mittwoch gegen den FC Sevilla mit einer Strafe rechnen. Das Vergehen? Seine Fans haben (erneut) die Champions-League-Hymne ausgepfiffen, um gegen die UEFA und ihr Financial Fairplay zu protestieren. Als Reaktion darauf leitete die UEFA umgehend ein Disziplinarverfahren ein.

Die Nachricht ist nicht bar einer gewissen Ironie. Die UEFA—deren Präsident erst vor Kurzem wegen schwerer Korruptionsvorwürfe suspendiert wurde und deren (und dessen!) Verwicklung im ganzen WM-Vergabe-Morast noch zu klären ist—hat nichts Besseres zu tun, als gegen einen Verein vorzugehen, dessen Fans gegen eine neutrale Hymne gepfiffen haben. Dabei haben wir es hier nicht einmal mit einer Nationalhymne zu tun, deren Auspfeifen eine durchaus unangenehm nationalistische Konnotation hätte. Nein, es geht nur um die Hymne eines Klubwettbewerbs. Aber die ist der UEFA heilig. In den Regularien des Verbandes wurde sogar eigens ein Punkt dafür vorgesehen, der regelt, dass „das Stören während der Hymne" verboten ist und ein Verfahren nach sich zieht.

Anzeige

Doch geht es der UEFA wirklich nur um den Schutz seiner Lieblingshymne? Fakt ist: Zwischen Manchester City und dem europäischen Fußballverband brodelt es schon seit Längerem. Die Spannungen haben vor allem mit dem Financial-Fairplay-Prinzip der UEFA zu tun, das in den Augen vieler City-Fans nur dazu entwickelt wurde, um den neuen, finanzstarken Schwergewichten im europäischen Fußball das Leben zu erschweren und die Hegemonie der alteingesessenen Spitzenvereine zu schützen. So wurde ManCity in der letzten Saison mit einer Geldstrafe in Höhe von 50 Mio. Pfund belegt (auch wenn am Ende ein Großteil der Strafe auf Bewährung ausgesetzt wurde) und dazu verdonnert, seinen Kader von 25 auf 21 Spieler zu verkleinern, weil der Verein gegen FFP-Regularien verstoßen hatte. Seitdem wird bei der Champions-League-Hymne fleißig gepfiffen. Doch nicht nur das.

Fangruppen der zwei neureichen Vereine Paris Saint-Germain und Manchester City haben gemeinsam Klage gegen das FFP eingereicht, weil es ihrer Meinung nach gegen geltendes europäisches Recht verstoße, in dem Sinne, dass die Regularien der UEFA den freien Markt behindern würden.

Dreimal dürft ihr raten, wer von den gelockerten Financial-Fairplay-Regeln profitieren wird

Und das mit Erfolg, denn diesen Sommer wurden die FFP-Regeln (leider) gelockert. Gegen die UEFA gepfiffen wird aber im Etihad Stadium noch immer. Gut denkbar also, dass der UEFA jetzt der Kragen geplatzt ist und sie versuchen wollen, ihre Kritiker durch Sanktionen mundtot zu machen. Dass das Nervenkostüm im schweizerischen Nyon—dem Sitz der UEFA—gerade recht dünn ist, gilt als sicher.

Doch ist der UEFA echt nicht klar, dass ein solches Verhalten nur als kleinlich, revanchistisch und fast schon kindisch aufgefasst werden kann? Pfiffe als Äußerung von Kritik (ob nun berechtigt oder nicht) fallen eindeutig in den Bereich der Meinungsfreiheit. Und die sollte auch—und vor allem—von der UEFA in keinster Weise beschnitten werden.