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Studie

Was dein Vater vor deiner Zeugung gegessen hat, wirkt sich auf deine Gesundheit aus

Vielleicht sollten wir das alte Sprichwort „Du bist, was du isst“ doch nicht für bare Münze nehmen: Wie eine Studie zeigte, könnten Faktoren unser Essverhalten beeinflussen, die komplett außer unserer Macht stehen.
Foto: bob walker​ | Flickr​ | CC BY-SA 2.0

„Du bist, was du isst", lautet das alte Sprichwort. Aber was, wenn man nicht ist, was man isst, sondern das, was der Vater gegessen hat? In Verzweiflung versinken und sich mit der Arschkarte abfinden, die man gezogen hat, oder so.

Vielleicht sollte man das alte Sprichwort doch nicht für bare Münze nehmen: Bei einer Studie haben Forscher des Novo Nordisk Foundation Center for Basic Matabolic Research in Dänemark herausgefunden, dass das, was dein Vater vor deiner Geburt gegessen hat, deinen Gesundheitszustand beeinflussen könnte. Die Studie wurde diesen Monat in der Fachzeitschrift Cell Metabolism veröffentlicht.

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Du bist also nicht nur ein Produkt der Natur, sondern auch das Produkt des Umfelds deines Vaters zur und vor der Empfängnis. Was er damals aß und wie viel Kilo er auf die Waage brachte, könnte sich auf dein Essverhalten auswirken.

Diese recht radikale Hypothese entspricht nicht ganz dem, was wir wahrscheinlich in der Schule über Genetik gelernt haben: dass Eltern ihre Gene an ihre Kinder weitergeben. Punkt. Aber es scheint, Eltern geben auch Veränderungen an ihren Genen an ihre Sprösslinge weiter.

Diese bahnbrechende Studie ist ein Meilenstein im Bereich der Epigenetik. In einem Teil der Studie untersuchten Forscher die Spermien von 12 Männern, die sich einer Magenbypass-Operation unterzogen hatten, zu zwei verschiedenen Zeitpunkten an, einmal vor und einmal ein Jahr nach der Operation. Sie beobachten durchschnittlich 4.000 strukturelle Veränderungen an der DNA der Spermazelle. In anderen Worten: Das Gewicht eines Mannes – und wie er sich ernährte – veränderte die Spermien.

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„Wir müssen die Bedeutung dieser Unterschiede definitiv noch weiter untersuchen; dennoch sind das erste Beweise, dass Spermien Informationen über das Gewicht eines Mannes enthalten. Unsere Ergebnisse implizieren, dass sich der Gewichtsverlust des Vaters möglicherweise auf das Essverhalten seiner zukünftigen Kinder auswirkt", sagt Romain Barrès, Dozent an der Universität Kopenhagen.

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Die Forscher verglichen außerdem Spermazellen von 13 schlanken Männer mit denen von 10 adipösen Männern und dabei fanden sie heraus, dass die beiden Gruppen jeweils unterschiedliche epigenetische Markierungen hatten, die sich auf den Appetit ihre Nachwuchses auswirken könnten.

Wir sind also mehr als nur das Produkt aus Spermium und Ei. Äußere Umweltfaktoren können Gene aus- und anschalten und sich darauf auswirken, wie Zellen Gene lesen. Und all das macht uns zu dem, was wir heute sind.

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Bei der Studie wurden epigenetische Moleküle mit dem Namen MicroRNA als Träger in den Spermien identifiziert, die für all das verantwortlich sind. Auch die Wissenschaftler selbst waren von den Studienergebnissen überrascht: „Wir hatten nicht erwartet, so wichtige Veränderungen in den epigenetischen Informationen aufgrund des Umgebungsdrucks festzustellen", sagt Barrès. „Dass der Lebensstil und Umweltfaktoren wie der Ernährungszustand einer Person die Informationen in unseren Keimzellen beeinflussen und somit das Essverhalten der nächsten Generationen verändern kann, ist meiner Meinung nach eine wichtige Erkenntnis."

„Diese Studie erhöht das Bewusstsein dafür, wie wichtig Faktoren rund um die Lebensführung, im besonderen die Ernährung, vor einer Empfängnis sind. Wie wir uns ernähren und wie sportlich aktiv wir vor einer Empfängnis sind, könnte wichtig für die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes sein", sagt die Co-Autorin Soetkin Versteyhe.