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Popkultur

Die düstersten Stock-Fotos des Internets (und wofür man sie verwenden kann)

Babys mit Waffen, erregte Weihnachtsmänner, amoklaufende Senioren und aus dem Kopf blutende Geschäftsleute – willkommen zum abgefuckten Ende des Internets.
Foto via DarkStockPhotos

Stock-Fotos sind die "Serviervorschlag"-Bilder der Nachrichten-Welt: Alle wissen, dass sie nicht viel mit der Wirklichkeit oder dem Produkt, das sie verkaufen sollen, zu tun haben – aber alle wissen auch, dass die Sache ganz ohne Bild nur noch trauriger wäre.

Ein Bankraub ohne Überwachungskamera? Hier ist ein Haufen Geld auf weißem Hintergrund! Eine Schlägerei ohne Augenzeugen? Hier ist eine Faust auf weißem Hintergrund! Ein neuer Hitzerekord in der Wiener Innenstadt? Hier ist ein Model im Bikini! Auf weißem Hintergrund!

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Ihren Ursprung haben Stock-Fotos in den 1920ern; seither sind sie immer professioneller und besonders im bildzentrierten Internet für einige Medien überlebenswichtig geworden. Das Prinzip: Wir lassen wir uns lieber verarschen als nichts zum Anschauen zu haben.

Falls ihr einen Blog zum Thema "Streicheln und würgen" habt, der bisher noch bilderlos ist: Gern geschehen.

Aber nicht alle Fotos, die in den Archiven von Bildagenturen darauf warten, zweckentfremdet zu werden, sind so vielseitig einsetzbar. Einige von ihnen sind sogar sehr, sehr spezifisch – und anscheinend dafür gemacht, um Artikel über den amoklaufenden Heiland zu illustrieren.

Der Twitter-Account @DarkStockPhotos sammelt die besten Beispiele genau solcher Symbolbilder. Wir haben unsere Lieblinge hier für euch zusammengestellt – und uns auch gleich ein paar Gedanken gemacht, wie und wo man sie am besten einsetzt. Falls ihr also einen Blog zum Thema "Streicheln und würgen" habt, der bisher noch bilderlos ist: Gern geschehen.

12-Jähriger bei seinem ersten Schritt in die Musikbranche

Weniger achtsame Menschen würden sich vielleicht von den Lines ablenken lassen, aber nicht ich. Schaut euch diese Frisur an. Das ist nicht der normale Look eines gottesfürchtigen minderjährigen Kokainabhängigen. Das ist das internationale Erkennungszeichen aller 90er-Jahre-Boygroups. Dieser Bursche hat gröbere Probleme. Und wahrscheinlich braucht er erst mal vier Lines Backpulver, um sich dessen bewusst zu werden.

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Männer berühren sich zweideutig im Büro

Ich bin mir auch nicht ganz sicher, was das hier ist, aber mein Gefühl sagt mir: entweder ein Workshop für holotropes Atmen, ein erotisches Würgespiel oder irgendein seltsames Bestrafungsritual unter Mormonen, nachdem wieder mal jemand hinterfragt hat, ob Zauberbrillen wirklich beim Entziffern von Hieroglyphen-Tafeln helfen können (das glauben Mormonen übrigens wirklich). Falls es mit Mormonen zu tun hat, gut – genau wie bei Gruppensex unter Tripper-Patienten finde ich es sehr begrüßenswert, wenn diese Leute das unter sich ausmachen. Apropos: Dasselbe gilt auch bei Würgespielen, solange es ein Saveword gibt. Wenn es doch eine holotrope Atemübung ist, hätte ich ein paar Fragen, von denen die meisten mit dem Erektionsgrad des Penisses während der Übung zu tun haben. Laut Wikipedia ist das Ziel dieser Technik übrigens "die Bearbeitung und Integration bislang unzureichend integrierter Persönlichkeitsanteile". Ich schätze, dazu gehören auch verdrängte Eigenschaften wie "psychotische Schübe ausleben", "Mitmenschen quetschen" oder "Undertaker-Cosplay".

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Baby realisiert das Ausmaß seiner Zerstörung, weint

Ich stelle mir bei dem Bild automatisch einen Film vor, in dem das Baby eingangs mit tiefer Reibeisenstimme sagt: "Da war ich nun. Ich hatte alles verloren. Meinen Laufstall, meine Familie, meinen gigantischen Stash an Hipp-Babybrei. Alles nur wegen diesem verdammten Babypuder. Aber beginnen wir dort, wo mein Leben noch ein einziger unbekümmerter Zug am Schnuller war. Beginnen wir am Anfang …" Danach folgen zweieinhalb Tarantino-eske Stunden mit Kapiteln wie "II. "Vom Mutterleib bis zur Muschi (Geburtskampf Reprise)" oder "IV. Babypuder: Volle Ladung (Der Abstieg)". Jede Wette, dass die letzte Einstellung – nach einer langsamen, bedrohlichen Überblendung – eine Großaufnahme von Donald Trumps süffisant grinsendem Gesicht wäre; dem
"7-Jährigen mit Demenz", wie Abel Ferrara ihn in Wien genannt hat.

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Opa will Windows 95 zurück

Liegt es an mir oder sieht das Foto aus, als würde die Frau gerade sehr konzentriert den E-Mail-Newsletter eines Elektrohändlers lesen? Der Blick kommt mir jedenfalls von meinen Eltern sehr bekannt vor. Und meine Eltern nehmen Newsletter sehr ernst. Für sie gibt es keinen Unterschied zwischen einem Newsletter mit Anreden wie "Hallo liebe/r [Name einfügen]" und einem persönlich adressierten Brief auf marmoriertem, parfümiertem Papier, der zwei Wochen lang mit der transsibirischen Eisenbahn in der Achsel des Schaffners transportiert wurde. Generell ist das mit der Internet-Fitness der Weltkrieg-und-Lebertran-Generation so eine Sache. Als ich vergangenes Jahr zu Weihnachten die E-Mail-Probleme meines Stiefopas lösen musste (so wie jedes Jahr zu Weihnachten), hatte ich zum Beispiel folgendes Gespräch:

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"Wie öffnest du deine E-Mails normal?"
"Ja."
"WIE."
"Äh."
"Gehst du in den Browser? Klickst du hier …"
"Ja."
"… oder öffnest du Outlook und schaust hier?"
"Ja."

Ich denke, dieses Gespräch steht stellvertretend für viele Gespräche, die Menschen mit ihren Stiefopas über E-Mails-Probleme führen. Ein anderes Mal hat er es übrigens geschafft, seinen Desktop komplett zu löschen und irgendeine Systemdatei zu entfernen, von der ich nicht mal im Traum wüsste, wie man sie jemals finden könnte. Es ist ein bisschen als würde man ein mitteleuropäisches Kleinkind mit Leseschwäche auf einer Kreuzung in Tokio aussetzen und ihm eine Uzi in die Hand geben. Dass es von hier nur ein kleiner Schritt zu IT-Guy-Geiselnahmen mit vorgehaltener Waffe ist, erscheint mir völlig selbstverständlich.

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"Ihr fragt euch jetzt vielleicht, wie ich hier gelandet bin …"

Stock-Fotos und Suspense haben in der Regel so viel miteinander zu tun wie Johanna Mikl-Leitner und Surfer-Fotos aus Vösendorf (obwohl – vergesst das wieder). Das ist in dem Fall anders, weil man bis zum Schluss nicht weiß, ob die Geschichte aus der Sicht des schnöseligen Zigarrenrauchers oder des gefesselten Silberrückens erzählt wird. Einerseits schaut der junge Typ aus, als hätte er die Situation unter Kontrolle. Andererseits starrt uns der Alte im Kofferraum an, als würde er uns persönlich dafür verantwortlich machen, dass wir nur zuschauen. Für einen Tarantino-Film fehlen beiden die physiognomischen Besonderheiten eines Steve Buscemi oder Samuel L. Jackson, aber sonst hätte das hier das Potenzial für mindestens 10 Minuten in einem Episodenfilm über Arschlöcher, bei dem man sich wünscht, dass im finalen Mexican-Stand-off einfach alle sterben.

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"Ihr fragt euch jetzt vielleicht, wie ich hier gelandet bin …", Teil 2

Vielleicht kennt ihr die Folge von Family Guy, bei der Chris Griffin am Anfang in einem Pool voller Wackelpudding treibt – oder die Vorlage, nämlich Billy Wilders Sunset Boulevard, wo genau dieselbe Szene, nur mit einem toter Drehbuchautor im Pool, vorkommt. In beiden Fällen erzählt uns eine Film-Noir-Detektivstimme, wie es zu der Situation gekommen ist. Diese Rückblende fehlt hier, aber ich bin mir sicher, dass es eine faszinierende Geschichte wäre (wahrscheinlich Benzos, Wein, verschmähte Liebe, moralischer Zwiespalt, kurz abkühlen, Ende Gelände). Ich würde ja gerne anprangern, warum es immer ausgerechnet eine verzweifelte Frau sein muss, die am Pool den sanften Wassertod (der in Wahrheint alles andere als sanft ist) nimmt, aber angesichts der filmischen Vorlage ist das vielleicht sogar empowering oder so. Jedenfalls: Wenn Bastei Lübbe Sunset Boulevard als Fortsetzungsroman recyclen würde, wäre das hier wahrscheinlich das Cover. Ich kann übrigens nicht glauben, dass das nicht schon längst passiert ist.

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"Meine Freunde beschreiben mich als ein wenig schreckhaft"

Es gibt nur eine Art von Mensch, die diese Art von Outfits trägt: und zwar Schrotthändler in RTL II-Realitysendungen über Schrotthändler. Also nicht wirklich Schrotthändler, aber Menschen, die vor ihrer Karriere als RTL II-Vorzeige-Prolo einmal Schrotthändler waren und jetzt nur noch mit geistigem Schrott handeln, den sie aus den immer gleichen Drehbüchern inzwischen genauso auswendig können wie einst die Preise des Schrotts, mit dem sie handelten. Worauf ich hinaus will: Schrotthändler sind Leute, die anpacken. Macher, die schreiend und mit Braveheart-Bemalung auf Autos zu laufen – keine Typen, die kreischend vor ihnen davonrennen. Schrotthändler sind die letzte Bastion des triefenden Machismo. Vor genau diesem Hintergrund ist das Bild pures Empowerment. Eine Welt mit sensiblen Schrotthändlern ist möglich.

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Terrorzentrale Haushalt

Schon Heinz Strunk besang in seinem prophetischen Werk "Todesfalle Haushalt" die Gefahren, die Alltagsgegenstände in den eigenen vier Wänden für uns bergen. Dieses Pärchen hat den Gebrauchsgegenstandterror mit dem Einsatz stumpfer Gabelzinken anscheinend perfektioniert. Seht euch die beiden nur an. Wenn das hier kein Rollenspiel-Verhör ist, bei dem der Typ keine Hose trägt, weiß ich auch nicht. Das Ganze wirkt wie The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon , nur mit noch schlechteren Darstellern; quasi das Stock-Foto zum Fake-Trailer. Was mich aber viel mehr verfolgen wird, ist dieser leicht lobotomisierte Blick, der so viel sagt wie "Wenn das alles nur in meinem Kopf passiert, WARUM HAB ICH DANN KEINE HOSE AN?"

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Mann kuschelt eben gern mit Kisten, NA UND?

Objektophilie ist (neben Asexualität) wahrscheinlich das letzte große Tabu der geschlechtlichen Genusswelt. Nicht, dass Esel ficken und auf Kinder stehen für alle Menschen OK wären, aber zumindest sind sie gesellschaftlich nachvollziehbar genug, um darüber zu diskutieren. Gegenstände lieben ist eine ganz andere Liga. Es ist wahrscheinlich auch die extremste Form von Produktfetischisierung und so unverhohlen kapitalistisch, dass selbst die staubigen Überreste von Adam Smith wieder feucht werden. Trotzdem – oder gerade deswegen – redet man so gut wie nie über Objektophilie. Und das, obwohl sie so schöne Seiten haben kann wie in diesem Stock-Foto. Dieser Wohlfühlblick! Diese sanft aufgebreiteten Hände! Dieser sanfte Druck eines IKEA-Regals gegen die Bandscheiben! Es gilt – genau wie bei der ab und zu auf Datingseiten auftauchende Frage "Bock, mir in den Mundzu scheißen?" – der Grundsatz: Was auch immer dein Boot am Schwimmen hält. Ich finde außerdem, es sollte eine eigene Rubrik von Stock-Fotos zu Liebesszenen mit Verpackungskartons geben. Wenn wir alle unser Zeug von Amazon-Drohnen geliefert bekommen und wie Messies in unserem liebgewonnen Müll untergehen, führt kein Weg daran vorbei, sich unserer Objektophilie ZU STELLEN. In diesem Stock-Foto liegt die Zukunft.

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"Nein, ich möchte nicht an Ihrer Umfrage teilnehmen"

Ich kann mir nur wenige Situationen in der echten Welt vorstellen, in denen dieses Bild entstanden sein könnte und noch weniger, was Medien damit bebildern sollten, aber ich wäre falsch hier, wenn ich es nicht zumindest versuchen würde. Deshalb glaube ich bis auf Widerruf, dass wir hier Zeugen einer Telefonumfrage im Jahr 2007 sind (man beachte das Handy!) – also jener Zeit, als Leute wirklich noch Anrufe angenommen und bei Umfragen mitgemacht haben. Ihr seht ja, wohin es uns als Gesellschaft geführt hat. Never forget.

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Herr Jesus läuft Amok

Der Begriff "Amok" kommt ursprünglich aus Malaysia, wo der Amoklauf zuerst eine Bestrafung für Ungläubige war und ab dem 14. Jahrhundert sowas wie die gängige Form des politischen Protests wurde (zwar mit Todesfolge, aber in Zeiten von Trump ist überleben sowieso oft die härtere Strafe). Es gab auch private Amokläufe als Ausdruck der Auflehnung gegen die Autoritäten. Mein Punkt ist: Amok war immer ein Mittel der Unterdrückten, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Und wenn einer für die Rechte von Unterdrückten steht und auf Missstände in der Welt aufmerksam gemacht hat, dann ja wohl unser Herr Jesus Christus. So gesehen ist die Waffe vielleicht nur eine künstlerisch zeitgemäße Interpretation seiner Rechtschaffenheit. Oder der Fotograf Tom Fullum ist einfach völlig wahnsinnig (oder ziemlich genial – ich rede von Preacher-Level-jenseitig). Irgendetwas muss sich Tom Fullum jedenfalls gedacht haben, bevor er dieses Foto geschossen und mit seinem Namen als Urheber veröffentlicht hat und ich werde nicht ruhen, bevor ich es rausfinde (oder die neue Staffel Rick and Morty online ist; je nachdem, was früher passiert).

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Pelz auf der Zunge

Dieses Bild wäre nur halb so schlimm, wenn der kahl geschorene Typ, der aussieht wie die glattpolierte Version von Mitchell Pritchett aus Modern Family, beim Ablecken seines Welpen nicht wirken würde, als ob er den Hund damit gleichzeitig nachmachen wollte. Das ist so als würden Aliens mit Gamsbart und Knickerbocker vor irgendeiner Alm in Tirol landen und für den verwirrten Bauern schuhplatteln. Nennt es, wie ihr wollt – Cultural Appropriation, Satire nach unten, Mario-Barth-Comedy –, aber so etwas macht man einfach nicht. Vielleicht ist aber auch genau das der Punkt und wir sollen Mitchell Pritchetts Doppelgänger gar nicht sympathisch finden. In dem Fall würde ich sagen: alles richtig gemacht.

**Passt zu Artikeln über: Hundewelpen, zynische Hundebesitzer, Pelzlecker, **Mitchell Pritchett

Traurige Auto-Strangulation am Arbeitsplatz

Vielleicht liegt es ja an mir, aber ich sehe in diesem Bild keinen Selbstmord, sondern Selbststrangulation mit Masturbationsabsicht. Was mich so sicher macht? Da ist zum Beispiel der fixierte Blick auf den Computerbildschirm. Sicher, er könnte auch seinen Abschiedsbrief oder die Aktienkurse lesen, aber das bringt mich zum zweiten Indiz: dem umgeworfenen Becher. Entweder ist man so klar im Kopf, dass man gerade seinen Selbstmord plant und Schlingen knüpft und aufmerksam Texte am Laptop liest, ODER man ist so gedankenverloren, dass man seinen Kaffeebecher umwirft. Beides zusammen – eher unglaubwürdig. Ersetzt man die Sterbe- allerdings mit der Masturbations-Absicht, ergibt alles Sinn: Die Strangulation, der konzentrierte Blick auf den Laptop, der gedankenverloren umgeworfene Becher, weil fuck it. Das einzige, was irritierend bleibt, ist der traurige Dackelblick. Warum sollte irgendein anständiger Masturbator schauen als hätte er gerade vor seiner Mutter gefurzt, deren Geburtstag er noch dazu vergessen hat? Hier wird das Stock-Foto sozialkritisch. Denn so geil Würgen auch ist – wie wir alle spätestens seit den erhängten und abspritzenden Jünglingen in William S. Burrough' Naked Lunch wissen –, die Geschichte in diesem Bild ist komplizierter als das. Es geht um Reizüberflutung; um Abstumpfung; um die widerwillige Suche nach dem Kick im immer lauteren, pornöseren Internet. Ich meine, seht euch an, wie dieser Mann leidet, während er sich aufs Kommen vorbereitet. Wahrscheinlich arbeitet er noch dazu 70 Stunden die Woche und das hier ist der einzige Moment am Tag, wo er ansatzweise sowas wie runterkommt. Die Botschaft an die Welt und die Wirtschaft ist klar: Wenn ihr schon nicht das Internet von Pornos befreien könnt, dann lasst den Leuten wenigstens genug Freizeit, damit sie sich zuhause vor dem privaten Bildschirm strangulieren können. Um Gottes Willen.

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"Was zur Hölle dachtet ihr denn?"

Jetzt mal im Ernst: Der Weihnachtsmann ist das ganze Jahr über gemeinsam mit Rentieren und kleinwüchsigen Arbeitern seines Geschlechts am Nordpol gefangen, obwohl wir alle wissen, dass er verheiratet ist. Er ist alleine, überspannt und versucht vermutlich sehr hart, sich nicht vom Produktionsdruck der gesamten christlichen Kinderwelt fertigmachen zu lassen. Da wird es hoffentlich niemanden wundern, wenn der alte Alle-Beglücker in dieser Mischung aus 20er-Jahre-Freakshow und Turbokapitalismus-Brutstätte einen kleinen Kink entwickelt, um die Schneeblindheit und den Lagerkoller besser zu überstehen. Wenn ihr das nächste Mal Kinder seht, die mit ihren Weihnachtsgeschenken unzufrieden sind, zeigt ihnen dieses Bild. Haltet es ihnen ganz lange vors Gesicht und sagt "Siehst du das? Das passiert mit alten Männern am Nordpol, wenn kleine Kinder wie du ihnen zu viel Druck wegen ihren verdammten Weihnachtsgeschenken machen. Schau es dir genau an. Das hier hast du gemacht."

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Markus auf Twitter: @wurstzombie

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