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Tod den Echos (Und der deutschen Musikbranche)

Gestern musste ich mir diese unselige Selbstbeweihräucherung einer sterbenden Branche antun. Wenigstens hatte ich ihnen etwas mitgebracht, nämlich Hass, Hass, Hass.

Die Krise kann gar nicht schlimm genug werden, denn anscheinend geht es der Musikbranche in Deutschland noch zu gut. Seitdem ich gestern Abend das Vergnügen hatte, den Echos beizuwohnen, ist mir klar, dass ich niemals wieder Musik für bares Geld erwerben, sondern alles ausschließlich illegal aus dem Netz laden werde.
Denn wer wirklich mal eine schlechte Zeit erleben will, der sollte, nein, muss einmal einen kompletten Abend dieser Preisverleihung beiwohnen, deren einzige Daseinsberechtigung darin besteht, dass sich die komplette Musikbranche einmal im Jahr zusammenfindet, um sich selbst zu feiern und mit heruntergelassenen Hosen in die Gesichter der normalen Bürger, sprich euch und mir, zu pissen.

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Noch immer stoße ich unsanft auf, wenn ich an den Beginn dieser Farce denken muss, die durch eine Rede des unsagbar feisten Dieter Gorny eingeleitet wurde, dem irgendwer, aus vollkommen unerfindlichen Gründen, eine Ehrenprofessur verliehen hat und damit seine eigene Selbstüberhöhung in ungeahnte Dimensionen katapultierte. Da stand er nun also, der feiste Dieter Gorny und palaverte über das Internet, seine Vorliebe für ACTA, dass nicht jeder Künstler werden könne und wenn dann nur durch die Hilfe der zahlreich vertretenden Vertreter der Industrie, die ja sowieso der einzige Garant für Qualität sei.
Es waren kaum 10 Minuten vergangen und ich hatte bereits meinen Kopf angesichts dieser verschrobenen Selbstwahrnehmung vor Scham in meinen Händen vergraben, während von allen Seiten donnernder Applaus für den feisten Dieter und seine Industrie über mir niederschlug. Doch diese „Totale Krieg“-Ovationen waren nicht das einzige, das über mir zusammenschlug, von allen Seiten strömte ein Geruch, der nur eine Assoziation mit Wundbrand zulässt, in meine Nase. Erst als ich den Kopf aus meinen Händen hob, wurde ich des Grundes gewahr. Jeder der geladenen Gäste hatte eine Dose Pringles bekommen und der Saal stopfte sich bereits unisono mit fettriefenden Händen diesen krümeligen, nach Käse stinkenden Dreck in den wahrlich unersättlichen Rachen. Zu diesem Zeitpunkt waren erst 15 Minuten vergangen und es sollte noch ein langer Abend werden …

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Das erste „Highlight“ war der gemeinsame Auftritt von Marilyn Manson und Rammstein. Ich musste bereits dringend auf Toilette und die Türen waren verriegelt. Diese Notlage war um einiges aufregender und aufwühlender als diese fade und lasche Performance.

Bushido und Sido hatten anscheinend keinen Sitzplatz bekommen, was mir aber total egal war. Ebenso egal, wie sie selber, die wenn sie mal nicht auf Rüpel und Bad Boys machen sich eh für nichts zu schade sind und selbst diesen Preis, der ja wohl so offensichtlich nichts Wert ist, dankbar für irgendwas, das sie fabriziert hatten im Empfang nahmen. Am Ende des Tages sind dann doch alle nur zu gerne Nutten der Industrie.

Udo Lindeberg ließ es sich nicht nehmen, mehrmals zu betonen, dass er es sehr eilig hätte, da FÜNFZEHNTAUSEND Menschen in der O2 World Arena auf ihn warten würden, da seine Tournee ja so GEIL laufen würde. Die Menschen im Saal applaudierten jedesmal, wenn das Wort „geil“ fiel …

… aber leider bemerkte niemand, dass Udo die ganze Zeit von einem Teleprompter abnuschelte, während er Werbung für seine neue, belanglose DVD machte, für die er sich wohl mit irgendwelchen „Magic Bilder Machern“ zusammengetan hatte.

 
Zumindest scheuten die Öffentlich-Rechtlichen keine Kosten und GEZ-Gebühren, um den karnevalesken Charakter dieser ganzen Veranstaltung zu unterstreichen. Ob Laudatio oder Büttenrede, bei den Echos sind die Grenzen fließend.

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Da war sie dann. Ich hoffte auf einen Lichtblick in der Dunkelheit, doch ihre Stimme war leider wirklich so schlecht, wie bereits gemunkelt wurde. Wenigstens hat sie einen reichen Vater, wie ich hörte und ich versank in Tagträumen, was ich wohl mit all ihrem Geld und ihr anstellen könnte.

Irgendwann kam auch der Auftritt von Katy Perry. Ich weiß nicht mehr genau, wann, da mir das Zeitgefühl flöten gegangen ist, doch nachdem ich ein wenig über ihre Brüste tagträumte, realisierte ich, dass sie ein überaus breites Becken hat, was mich an Kinder denken ließ, mit ihr und insgesamt und generell, und dass das doch keine Welt ist, in die man diese Kinder von Katy Perry setzen sollte.

Ich war schockiert, als ich erfuhr, dass Beyoncé in ihrer Badewanne ertrunken ist.

Das war dann genug. Campino auf der Bühne. Er hält sich wahrscheinlich noch immer für die Reinkarnation von Che Guevara, doch wenn er Abends in den Spiegel blickt, gafft Hansi Hinterseer zurück. Ich verließ fluchtartig den Saal, um eine Bar zu finden und um mich hemmungslos am Gratisalkohol zu vergehen.

Bestimmt bettelt ihr jetzt über einen Led Zeppelin Scherz, aber nein, sucht euch einen anderen Idioten dafür. Ich kann nur soviel sagen, dass ich betrunken oben ankam und dann Rückwärts wieder hinunterstürzte.

So betrunken wie Jürgen Drews (hier vor dem Typen mit der Hose aus Geldscheinen) wahrscheinlich war …

Oder die Langweiler von Rammstein …

Oder Campino …

Oder dieses Ding, das ich wohl auf dem Weg nach draußen halluzinierte. DMT ist ja so geil hart.