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Die längste Wahl der Welt

Mit Photoshop-Burka für eine intolerante Gesellschaft: "Transsexuelle Moslems für Norbert Hofer"

Die Satire-Page will zeigen, wie absurd es ist, dass Frauen sich für Hofer einsetzen.

Vergangene Woche haben wir euch an dieser Stelle von der Initiative #frauengegenhofer berichtet—einem Projekt, das auf die oft antifeministischen Aussagen und Ansichten der FPÖ und ihrer Funktionäre aufmerksam machen will. Und wo feministisches Licht ist, ist bekanntlich auch antifeministischer Schatten—in diesem Fall in Form einer Seite, die sich "Frauen für Norbert Hofer" nennt. Dieser Seite haben wir jedoch entgegen aller Vermutungen auch eine gute Sache zu verdanken: Die Page "Transsexuelle Moslems für Norbert Hofer". Hier hier tragen nicht die Menschen Burkas, die Norbert Hofer angeblich sieht, wenn er durch Ottakring fährt, sondern in erster Linie er und seine Parteikollegen selbst.

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"Wir haben einfach überlegt, welche gesellschaftliche Randgruppe von Norbert Hofer noch weniger repräsentiert wird als Frauen. Da blieben eigentlich nur noch transsexuelle Moslems übrig. Das Gesellschafts- und Frauenbild der FPÖ ist dem von konservativen Muslimen ja nicht so unähnlich", heißt es von den Betreibern der Seite, die sich auf Nachfrage von VICE als Michael und Stefan vorstellen. "Wir sind zwei linkslinke Gutmenschen, die seit dem VfGH-Urteil in einer Quarterlife-Crisis stecken und deshalb ihr Studium abgebrochen haben, um hauptberuflich Hasspostings auf Twitter zu verfassen", heißt es weiter.

Auf ihrer Page veröffentlichen die beiden nun seit 24. November Postings gegen die "Ideologisierung durch linkslinke Bolschewiken" der transsexuellen Moslems für Norbert Hofer—kurz TMFNH. Mit Burka-Bildern von bekannten FPÖ-Politikern mit zumindest aus Sicht von Österreichern arabisch anmutenden Namen wie zum Beispiel Jühünn Gükdeniz (Johann Gudenus), Hakan Vülimskillic (Harald Vilimski), Halal Kückül (Herbert Kickl) oder Hünz-Mohammed Stracan (Heinz-Christian Strache) teilen sie Zitate, die den mittlerweile ein Jahr andauernden Wahlkampf und alles, was währenddessen passiert ist, nicht mehr ad absurdum führen könnten.

So sagt Gükdeniz/Gudenus zum Beispiel: "Van der Bellen will uns zwingen, Burkas aus Bio-Baumwolle zu tragen. Deswegen wähle ich Norbert Hofer. Ihm sind Traditionen wichtig. Wir lassen uns von der EU die Krümmung unserer Kopftücher nicht regulieren" und Stracan/Strache erklärt, warum er Norbert Hofer wählt:

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Stefan und Michael haben die Page gegründet, nachdem sie "Frauen für Hofer" gesehen hatten: "Das Paradoxon, als Frau für Norbert Hofer zu werben, konnten wir nicht einfach so stehen lassen. Wir haben versucht, die Absurdität zu überbieten, aber das war leider unmöglich, auch wenn wir unser Bestes gegeben haben, Inschallah!", erzählen sie im Gespräch mit VICE.

Was die Reaktionen auf ihre Seite angeht, bekommen die beiden sowohl einiges an Internet-Liebe in Form von Kommentaren wie "Was würde Hofer nur ohne euch machen?", aber auch so manche Gemeinheit zu hören. Ein besonders gemeiner Kommentar ist den beiden in Erinnerung geblieben: "Nicht jedem gefällt unser unermüdlicher Einsatz für eine intolerante Gesellschaft. Am meisten schmerzte aber ein User, der uns als 'einsamen, im Keller sitzenden Single' bezeichnete. Das ist völliger Blödsinn. Wir sind ja zu zweit!"

Laut Selbstbeschreibung soll die Page dazu aufrufen, Hofer zu wählen, "weil nur er transsexuelle Muslime vor der Ideologisierung durch linkslinke Bolschewiken schützen kann". Auf die Frage, wie diese drohende Gefahr denn genau aussieht, heißt es von den Betreibern der TMFNH-Seite: "Die rote Bedrohung durch kommunistische Brigaden ist in Österreich ja omnipräsent. Im Kaunertal etwa haben sich mehrere solche Zellen gebildet, die im Schutz der Tiroler Berge eine neue Oktoberrevolution planen. Wir müssen hier eine breite, antikommunistische Front bilden—bestehend aus der Jungbauernschaft Pinkafeld, Ursula Stenzel mit Flachmann und einem Kamerateam von oe24.tv."

"Transsexuelle Moslems für Norbert Hofer" ist die Art Satire, die einen für kurze Zeit vergessen lässt, wie schlimm dieser Wahlkampf eigentlich war. Und allein dafür (und für die wunderschönen Grafiken) sollten wir den Betreibern dankbar sein—mindestens genauso dankbar, wie die Betreiber der Page dafür sind, dass sie mittlerweile mehr Fans als die Realsatire-Page "Frauen für Norbert Hofer" haben.

Verena auf Twitter: @verenabgnr