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Der Onkel redet bei Tisch am liebsten über Tierdokumentationen, in denen Löwen irgendwelche Antilopen-Gedärme rausreißen, die Oma erzählt von der Freundin der Schwester ihrer Nachbarin und was die beim Friseur erlebt hat und möchte unbedingt jedem etwas schenken. Da wir sie aber nur einmal im Jahr sehen, bekommen wir meist interessante Tombola-Gewinne, die wir uns dann jahrelang nicht wegzuwerfen trauen.Wir reden nicht über Politik, nicht über Ausländer, nicht über Geld. Das resultiert dann meistens darin, dass ich mich stundenlang verteidigen muss, weil ich „noch immer nicht" bei der Kronen Zeitung arbeite und mein Bruder zum tausendsten Mal erklären muss, warum er kein Fleisch isst. Während alle auf dem Sofa eindösen, lässt sich der Fraunz mit seinem Zweitschlüssel rein und bedient sich an den Resten.Kompliziert ist auch das Menü. Das Backrohr ist nicht groß genug für zwei Braten. Ein Braten ist aber nicht genug für vierzehn Leute. Einer ist Vegetarier, einer Veganer, eine Tante ist allergisch auf Salz, meine Schwester will keine Schwammerl und Paradeiser. Der syrische Freund feiert zwar mit, obwohl er Moslem ist, isst aber natürlich kein Schwein. OK, also dann eher Geflügel, und zwar glückliches, bitte.Das Backrohr ist nicht groß genug für zwei Braten. Ein Braten ist aber nicht genug für vierzehn Leute. Einer ist Vegetarier, einer Veganer, eine Tante ist allergisch auf Salz.
Andernfalls würden wir eine Wiederholung der Bio-Gütesiegel-Debatte riskieren, die 2010 eskalierte, weil der eine Onkel Bio-Tester fürs Ministerium ist und der andere das alles für Humbug hält. Damit keine Katastrophen passieren, schreibt meine Mutter jedes Jahr Ende November den Menüplan für die gesamten drei Tage und mailt ihn an die ganze Familie, um etwaige Vetos einzuholen. Unmittelbar danach beschwert sich mein Onkel, dass er das Menü nicht wissen wollte, weil er doch davon überrascht werden will.An dieser Stelle sind wir endlich fertig und nur meine Schwestern müssen noch einen Tag 4 anhängen, an dem die philippinische Großfamilie ihrer Mutter in einem Restaurant feiert, weil es niemandem mehr zugemutet werden kann, diese Menschenmenge zu sich einladen zu müssen.Ich verdächtige meine Mutter, vor Jahren von einem radioaktiven Tier gebissen worden zu sein und seitdem über Superkräfte zu verfügen. Ich werde ihr demnächst einen Schrein bauen, denn ich verstehe weder, wieso sie sich diesen Wahnsinn jedes Jahr aufs Neue antut, noch, wie sie das alles auf die Reihe bekommt. Nur einmal vor einigen Jahren scheint sie sich diese Frage auch gestellt zu haben. Seitdem haben wir neue Teller.Noisey: Wie du dir feierliche Hardcore-Weihnachten bescherst