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Ich halte das für grundfalsch. Wenn jemand öffentlich bekannt gibt, für das Bundespräsidentenamt zu kandidieren, sollte er medial zumindest erwähnt werden. Niemand unterschreibt für einen Kandidaten, den er nicht kennt—sogar, wenn es für ihn oder sie vielleicht eigentlich der Richtige wäre. Man will ja nicht das „kleinste Übel", sondern den bestmöglichen Präsidenten wählen. Spätestens nachdem die 6000 Unterstützungserklärungen gesammelt wurden, sollte eigentlich jeder ein Recht auf einigermaßen gleiche Behandlung. Das bedeutet nicht zwangsläufig gleiche Sendezeit—aber es bedeutet einen „fairen Prozess" und die Chance, Aufmerksamkeit durch die Medien zu bekommen.Kleine Kandidaten sind ein bisschen wie Berufseinsteiger. Sie wollen etwas machen, und vielleicht können sie das auch echt gut. Aber jeder erwartet von ihnen Berufserfahrung. Die haben einige der Underdogs zwar nicht, was ein berechtigter Einwand sein mag. Aber irgendwo ist Berufserfahrung auch eine Metapher für mediale Aufmerksamkeit. Wer nicht schon bekannt ist, der wird auch eher nicht bekannt. Der momentane Status Quo begünstigt taktisches Wählen und sorgt dafür, dass die Kandidaten immer nur aus demselben „etablierten" Milieu kommen können. Die einzige Möglichkeit, dem entgegenzusteuern: Wir müssen sie mitreden lassen.Das ist nicht immer schön. Richard Lugner, Thomas Unden oder Robert Marschall will und kann man vielleicht nicht in gleicher Länge aushalten wie andere Kandidaten. Vielleicht aber auch doch, aber dann eher aus Entertainment-Gründen als aus politischem Interesse. Trotzdem ist es notwendig, sie nicht präventiv auszublenden. Ansonsten schaffen wir neben den 6000 Unterstützungen noch eine viel größere Hürde und sagen jedem kleinen Kandidaten: Du bist scheißegal.Stefan auf Twitter: @derSchettKleine Kandidaten sind ein bisschen wie Berufseinsteiger, von denen jeder Berufserfahrung verlangt. Aber diese bekommt man nicht ohne mediale Aufmerksamkeit.