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Berlin

Queen offenbart mit Reaktion auf Gaucks Geschenk, dass sie überhaupt keine Ahnung von Kunst hat

Blau ist keine komische Farbe für ein Pferd.

Foto: Imago

„That's a strange colour for a horse“—die Begeisterung der Queen hielt sich in Grenzen, als sie das Bild erblickte, das Joachim Gauck ihr am Mittwoch bei ihrem Besuch im Schloss Bellevue schenkte. Das naive Gemälde war von der deutschen Malerin Nicole Leidenfrost, laut ihrer Website „Kunst für jedermann“ produzierend, als Auftragsarbeit extra für den Staatsbesuch der britischen Königin angefertigt worden.

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Leidenfrost hatte dazu eine alte Fotografie aus dem Besitz der Royal Collection, das die Queen im Alter von vier Jahren auf einem Pony an der Seite ihres Vaters zeigt, auf gelb-blaue Weise interpretiert. Ihre Ambition, „Originale mit und für Menschen mit Emotionen“ zu kreieren, hatte die Künstlerin damit aber offensichtlich verfehlt. Mehr als ein unsensibles „Is that supposed to be my father?” brachte Elizabeth II. nicht mehr über die Lippen. Unser Bundespräsident versuchte dann noch, die Situation mit Lübecker Marzipan zu retten, doch der künstlerische Super-Gauck war bereits eingetreten.

Während britische Medien nun mit akribischer Hingabe die Hässlichkeit von Leidenfrosts Bild analysieren und die Menschen im Königreich an den diplomatischen Fähigkeiten ihrer Königin zweifeln, möchten wir der Queen einmal Folgendes sagen:

Pardon, my fair lady, du hast überhaupt keine Ahnung von Kunst!

Blau ist keine komische Farbe für ein Pferd, blau ist sogar die wichtigste Farbe für Pferde in der gesamten Kunstgeschichte. Blaue Pferde malte zum Beispiel Marc Chagall, einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhundert. Sein „Blaues Pferd am Himmel“ gibt es im Chagall Museum in Nizza zu sehen. Noch viel mehr blaue Pferde malte der deutsche Expressionist Franz Marc. Seine Bilder „Der Turm der blauen Pferde“ und „Blaues Pferd I“ sind weltbekannt.

Marc gründete gemeinsam mit dem russischen Maler und Kunsthistoriker Wassily Kandinsky gar das Kollektiv „Der blaue Reiter“. Eine lose Künstlervereinigung, die in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg einige Wegbereiter der modernen Kunst um sich versammelte. Neben der Organisation von Ausstellungen widmeten sich Marc und Kandinsky auch der Veröffentlichung des Almanachs „Der blaue Reiter“, der 1912  „die neueste malerische Bewegung in Frankreich, Deutschland und Russland und [..] ihre feinen Verbindungsfäden mit der Gotik und den Primitiven, mit Afrika und dem großen Orient, mit der so ausdrucksstarken ursprünglichen Volkskunst und Kinderkunst, besonders mit der modernen musikalischen Bewegung in Europa und den neuen Bühnenideen unserer Zeit“ porträtierte.

Auf dem Cover? Richtig, ein blauer Reiter.

Franz Marc, „Der Turm der blauen Pferde“