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Die Opfer des Bombenanschlags von Boston erhalten die neuesten Sportprothesen

Bionik-Experten vom MIT wollen die verletzten Sportler vom letztjährigen Marathon mit neuen athletischen High-Tech-Prothesen ausstatten.
Bild: BiOM

Gestern haben 36.000 Läufer gezeigt, dass sie sich nicht vom tragischen Bombenanschlag auf den Boston Marathon vom vergangenen Jahr einschüchtern lassen wollen—darunter waren auch 9.000 Teilnehmer, die ihren Lauf aufgrund der Ereignisse vom vergangen Jahr nicht beenden konnten.

Es gibt aber noch ganz andere Strategien, um den tragischen Folgen des Bombenattentats zu trotzen. Die „No Barriere Boston“ Kampagne stattet Überlebende des Anschlags mit den neuesten High-Tech-Prothesen aus, die es ihnen erlauben wieder zu laufen, Fahrrad zu fahren, zu schwimmen und zu tanzen—und zwar genauso gut, oder sogar besser als vor ihrem Unfall.

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Die Initiative wird geleitet von Hugh Herr einem Pionier in der Prothesenentwicklung, der auch das „biomechanics Lab“ am MIT leitet. Du hast von Hugh vielleicht auch im Zusammenhang mit dem überschwänglichen TED-Talk gehört, den der begeisterte Sportler, der selbst beidbeinig amputiert ist, über die bionische Evolution gehalten hat.

Herr stellt mit seinem Start-up BiOM die vielleicht fortschrittlichsten Prothesen der Welt her, die nicht nur eine körperliche Einschränkung überwinden helfen, sondern „normale“ körperliche Fähigkeiten transzendieren können—in dem er Computerintelligenz zur Emulation der Natur einsetzt.

Nach dem Bombenanschlag auf den Boston Marathon vom vergangen Jahr hat er Wissenschaftler versammelt, um für die professionelle Balletttänzerin Adrianne Haslet-Davis, die durch die Explosion ein Bein verloren hat, eine Prothese zu entwickeln. Das Forscherteam hat über 200 Tage damit verbracht die Bewegungen von Tänzern zu studieren. Die gewonnen Daten haben sie in die Entwicklung und Programmierung eines spezifischen bionischen Gelenks gesteckt. Die Tänzerin präsentierte die Entwicklung im vergangen Monat erstmals mit einer Performance auf der TED-Bühne.

Die herzerwärmende Geschichte hat Herr und Haslet-Davis dazu inspiriert dasselbe für andere Überlebende des Anschlags zu entwickeln—und die Idee für No Barriers Boston war geboren. Mittlerweile versucht eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo die Summe von 100.000 Dollar aufzubringen, um die fortschrittlichen und sportlichen Prothesen für jeden zugänglich zu machen. Aufgrund ihrer athletischen Fähigkeiten werden die durchaus teuren Prothesen normalerweise nicht von der Versicherung bezahlt.

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Bis heute haben sie schon über 23.000 Euro eingesammelt, wie mir David Shurna, der Geschäftsleiter von No Barriers, erzählte. Herr, der Vorstandsmitglied von No Barriers Boston war, gilt als weltweit führender Kopf in der Bionik. Er glaubt daran, dass wir die menschlichen Unfähigkeiten mit technischer Innovation überwinden können: „Ein Mensch kann niemals kaputt sein. Technologie ist kaputt, Technologie ist inadäquat“, sagte Herr in seinem TED Talk.

Herr erzählt gerne voller Stolz, dass sein Körper alle sechs Jahre ein Update bekommt, während andere Körper mit der Zeit schwächer werden. Die Prothese von BiOM (die vorher iWalk hieß) imitiert die Funktionen von Knien und Gelenken wie ein Artikel in MIT News von Anfang dieses Monats genauer ausführt:

„Mit Hilfe eines batteriegetriebenen „bionischen Schub“ regeln zwei Mikroprozessoren und sechs Umweltsensoren die Stellung der Knöchel, die Stärke und die Positionierung. Sie wirken an zwei zentralen Stellen mit tausendfacher Frequenz pro Sekunde schwingungsdämpfend: Beim Aufsetzten der Ferse steuert das System die Muskeln in der Nähe des Fußknöchels, um die Erschütterung zu absorbieren und das Schienbein nach vorne zu stoßen. Und zweitens sorgen die Algorithmen für eine fluktuierende Kraft, die je nach dem Terrain den Menschen nach oben oder nach vorne trägt.

Die Prothese werden an die Patienten mit Hilfe von Software angepasst—und mit einem Verfahren mit dem Namen „Personal Bionic Tuning.“

Schon 900 Patienten tragen die künstlichen Gliedmaßen von BiOM. Dazu gehören auch 400 Kriegsveteranen—und jeden Tag bekommt Herr ungefähr 100 E-Mails von Interessenten von überall auf der Welt laut MIT News.

David Shurna brachte es auf den Punkt als er die Vision von Herr mir gegenüber beschrieb: „Er glaubt, dass wir in 75 Jahren ein komplett neues Verständnis von körperlichen Einschränkungen haben werden.“