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Asien

Die philippinische Nationalelf: Mit Importspielern zur nächsten WM?

Fürth-Kicker Stephan Schröck ist einer von vielen Spielern in der philippinischen Nationalmannschaft, die im Ausland geboren wurden. Dank ihnen stimmen jetzt auch die Ergebnisse. Fehlt nur noch die Fußballbegeisterung im eigenen Land.
EPA

Wer an die Philippinen denkt, denkt vielleicht an gutes Boxen (Manny Pacquiao) oder schlechte Gesangskunst (erneut Manny Pacquiao), nicht aber unbedingt an Fußball. Das hat auch damit zu tun, dass sich die „Azkals" bisher noch nie für die Asienmeisterschaft, geschweige denn für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnten. Doch das könnte sich schon bald ändern.

Großen Anteil daran hätte ein deutsch-amerikanischer Trainer mit Bundesligaerfahrung und eine Mannschaft, die aus Spielern besteht, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Dänemark, Spanien, England oder auch Australien geboren wurden. Denn die aktuelle Nationalmannschaft der Philippinen ist eine der „internationalsten" Teams, die es in der Geschichte des Fußballs jemals gegeben hat. Ganze neun Spieler in der Startaufstellung zum vorletzten WM-Qualifikationsspiel gegen Uzbekistan wurden außerhalb der Philippinen geboren.

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Der (legale) Trick dahinter sieht so aus, dass der Verband den Globus nach jungen, talentierten Spielern absucht, die philippinische Wurzeln haben.

„Natürlich wird es einige geben, die betonen, dass wir keine hundertprozentigen Filipinos sind", erklärt uns der australisch-philippinische Mittelfeldspieler Iain Ramsay. „Aber ob nun zum Viertel, zur Hälfte oder zu drei Vierteln: Wir betrachten uns als Filipinos und fühlen uns geehrt, unser Land vertreten zu dürfen."

Nice 0:0 in a 50 000 packed Stadium :punch: Next -> #BahreinvsAzkals!! Keep the Dream Alive #worldcupqualifiers2018 :flag-ph: pic.twitter.com/BaohOZIxNJ
— Stephan C. Schröck (@S17Stephan) 8. Oktober 2015

Am letzten Donnerstag spielte die philippinische Mannschaft in Nordkorea und konnte dank des torlosen Remis den Gastgebern einen Punkt abknöpfen. Mit von der Partie war auch Stephan Schröck von Greuther Fürth, dessen Mutter Filipina und dessen Vater Deutscher ist. Er ist der Star seiner Mannschaft. Seit 2011 spielt er für die philippinische Landesauswahl, begann aber seine internationale Karriere für Deutschland in der U18-, U19- und U20-Auswahl.

Auch der Trainer der Azkals weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, zwei Nationen im Herzen zu tragen. Thomas Dooley ist ein früherer US-Nationalspieler, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und Mitte der 90er-Jahre für Bayer Leverkusen und Schalke 04 gespielt hat (sein Vater war während des Kalten Krieges in Deutschland stationiert, wo er Dooleys Mutter kennenlernte).

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Dooley ist überzeugt davon, dass in den Philippinen ein sehr großes Potential schlummert. „Wenn wir hier ein paar Sachen verändern würden, könnte unser Land zu einem zweiten Argentinien werden", erzählte er vor wenigen Wochen ESPN in einem Interview. Schröck stimmt ihm zu. „Amerika hat hier einen großen Einfluss, darum sind auch Basketball und Hiphop eine so große Nummer", sagt er. „Aber Fußball ist definitiv auf dem Vormarsch und wird eines Tages der wichtigste Sport des Landes sein. Da bin ich mir sicher."

Bis dahin ist es aber noch ein recht weiter Weg. Erst vor Kurzem kam die U23-Auswahl des Landes mit null Punkten und einem Torverhältnis von 2:11 von den Südostasienspielen zurück.

Als großes Hindernis für den Sport sehen viele das Wetter an sowie die Tatsache, dass das Land aus vielen kleinen Inseln besteht. „Bei all den Taifunen und schweren Regenfällen ist es fast unmöglich, für bespielbare Naturrasenplätze zu sorgen", sagt Stürmer Kenshiro Daniels. Der 20-Jährige aus Irvine (Kalifornien) spielt mittlerweile als Profi in der Hauptstadt Manila.

„Als ich hier vor drei Jahren ankam, wurde noch viel auf Naturrasen gespielt. Doch aufgrund des vielen Regens waren richtige Spiele oder auch nur Trainingseinheiten kaum möglich. Seit einiger Zeit setzt man vermehrt auf Kunstrasen, was dem Sport immens geholfen hat."

Daniels ist einer von vier Nordamerikanern, der für Kaya FC—den Vierten der aus zehn Teams bestehenden United Premier League—spielt. In jedem Team kommen auf zwei „Locals" ein „importierter" Spieler. Doch die UPL fristet im Vergleich mit der japanischen oder katarischen Liga ein Schattendasein, weswegen nicht einmal der Meister bei der asiatischen Ausgabe der Champions League antreten darf.

Doch vielleicht schafft es ja die Nationalmannschaft, das Ansehen des philippinischen Fußballs zu pushen. Die jüngste Entwicklung—mit zwei Siegen aus den ersten beiden Quali-Spielen gegen Bahrain und Jemen—ist auf jeden Fall vielversprechend. Und auch der Punktgewinn beim Tabellenersten Nordkorea kann als weiterer Erfolg in der jüngeren Historie gewertet werden. Wäre da nicht die 1:5-Heimklatsche gegen Usbekistan vom dritten Spieltag. Trotzdem hat man nach vier Spieltagen noch alle Trümpfe in der Hand, um den historischen Sprung zur WM und der Asienmeisterschaft zu schaffen.

Und auch wenn es dieses Mal noch nicht klappt, kann man schon jetzt mit der positiven Entwicklung zufrieden sein. Denn die Philippinen haben sich in den letzten Jahren in der FIFA-Rangliste von Platz 191 auf Platz 134 verbessern können.

„Unsere Generation kann eine Menge bewirken", so Schröck weiter. „Wir können Fußball sehr, sehr populär machen. Ab es hängt auch von unseren Leistungen ab. Nach oben ist auf alle Fälle noch extrem viel Luft für unser Land."