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Die VICE Alkoholiker-EM 2012

Die Einen warten auf das Halbfinale, die Anderen trinken.

Während Deutschland heute wieder vollkommen durchdreht, weil wir Griechenland aus der Eurozone werfen werden, bereiten sich unsere Kollegen bereits auf das unvermeidliche Ende ihres Teams vor und konzentrieren sich lieber auf das, was sie können: hemmunglos trinken.

Die Europameisterschaft 2012 erreicht ihren ersten Höhepunkt und bislang war alles zu erwartende dabei: beschissene holländische Fußballspieler, Danny Welbecks Hacke, etwa 7.000 Neonazis – mit anderen Worten ein wahres Fußballfest. Doch eines hat bis jetzt (noch?) gefehlt: ein großer sauf-dich-dumm Trinkwettbewerb. Deswegen machen wir das jetzt.

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Um ehrlich zu sein glaube ich, dass es vielleicht besser wäre mit einem Trinkwettbewerb zu bestimmen, wer Europa anführen soll. Immerhin ist das das Einzige, worin der Kontinent besser ist als Fußball. Wir haben unsere Fühler ausgestreckt und tatsächlich Leute aus der ganzen Welt gefunden, die sich dieser uralten Betätigung gerne hingegeben haben. Was es zu gewinnen gab? Wirklich verdammt besoffen zu sein.

Gruppe A

Von links nach rechts: Russland, Polen, Tschechien, Griechenland.

Die Gruppenphase bei der EM ist ein Minenfeld. Einfach auf dem Papier, aber ein Ausdauertest in der Praxis. Das Ziel war es zwei Pints am schnellsten hinunterzuschütten. Die zwei langsamsten wurden in der Economy Class zurückgeschickt. Zugegeben ist das ziemlich lächerlich einfach, aber wir hatten nur ein begrenztes Budget und wir mussten einfach die Spreu vom Weizen trennen.

Wie ihr sehen könnt, soff Tschechien nur die Hälfte und sah schon ziemlich beschissen aus. Sie hat das Bier nicht runterbekommen. Sie und Polen schlichen sich auf die Toilette, um sich gegenseitig die Haare zu halten. Da Russland und Griechenland nicht in der ersten Runde gekotzt hatten und daher nicht sofort disqualifiziert wurden, kamen sie automatisch eine Runde weiter Gruppe B

Von links nach rechts: Holland, Portugal, Dänemark, Deutschland

Auf wen würdest du bei deiner kostenlosen ODDSET Wette setzen? Deutschland, oder? Die lassen sich nicht mal von den Britischen Inseln so leicht unterkriegen, wenn es ums ex-Saufen geht und sie verhalten sich großartig in Wettbewerbssituationen. Doch halt, es gab eine dramatische Wende! Deutschland – obwohl meilenweit vorne – schüttete sich aus Versehen Bier über ihre Titten, rannte sofort auf die Toilette und weigerte sich, sich fotografieren zu lassen! Holland und Dänemark gewannen mit Leichtigkeit. Ist auch nicht schwierig, wenn alle anderen Pferde im Rennen schon verreckt sind.

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Deutschland kam später zurück und beschwerte sich bei jedem, dass sie hätte gewinnen können, wenn sie nur gewollt hätte. Ist mir auch egal, Deutschland. Du hast es versemmelt. Gruppe C

Von links nach rechts: Kroatien, Spanien, Irland, Italien.

Nationale Klischees waren hier tatsächlich die Gewinner. Der Ire kippte sich die zwei Pints rein, als müsste er am nächsten Tag in den Knast. Italien war nicht ganz so beeindruckend, aber immer noch OK. Spanien und Kroatien versuchten es wirklich, aber es war auch eine harte Gruppe. Die Gruppe des Todes könntest du sagen. Es sah so aus, als sei alles entschieden, doch dann … DIE KONTROVERSE!

Kotze! Da war Kotze in den Gläsern! Und das, mein guter Freund, bedeutet sofortige Disqualifikation! ITALIEN DU BIST RAUS!

Zumindest schien es so. Italien aber blieb stur und behauptete, die beiden Gläser seien nicht von ihm und obwohl wir ihm nicht geglaubt haben, war es unmöglich ihn rauszuschmeißen, weil Kroatien sich weigerte weiterzumachen und Spanien schon längst gegangen war. Vermutlich, um Siesta nach den beiden schweren Pints zu halten und danach richtig „loco“ in der „cabeza“ zu sein.

Typisch Italien – korrupt bis auf die Knochen. Gruppe D

Von links nach rechts: Schweden, eine beschämende Lücke, wo England hätte sein sollen, Ukraine, Frankreich.

England tat sich in der Gruppe der Liebe nicht besonders hervor. Ob sie von der puren Schönheit der Gruppe verschüchtert war oder einfach nur ein armseliger Trinker, wissen wir nicht, aber sie blieb nicht mal mehr für ihren zweiten Pint. Ernsthaft?! England verließ einen Saufwettbewerb? Was ist mit diesem Scheißland los? Langsam glaube ich, George Washington hatte doch Recht. Madam, Sie haben Schande über ihre Heimat gebracht und sollten dafür mit der Magna Carta zu Tode geknüppelt werden.

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Bestnoten erhalten unsere europäischen Cousinen für ihre Charakterstärke es durchzustehen. Schweden und die Ukraine kamen weiter und stellten damit die Ergebnisse der echte EM auf den Kopf. Viertelfinale #1 - Irland Vs. Schweden

Die Viertelfinalrunde sollte zu einer historischen Nachstellung eines großartigen Moments englischen Fußballs werden: Gazzas „dentist chair“ Unfall. Ich weiß nicht genau, was Paul damals 1996 in der verwahrlosten Bar in Hong Kong trank, aber wir haben acht Flaschen Wodka gekauft, die direkt in die Mägen der verbleibenden Nationen fließen sollten. Kotzen war jetzt nicht mehr das einzige Ausschlussverfahren. Deinen Mund zu schließen reichte aus, um dich sofort zu einem Loser zu machen.

Unser erstes Viertelfinale tauften wir „Die Schlacht der Schönen und des Biests.“

Schweden vertrug wirklich einiges. Bewundernswerte Leistung von einer, die aus einem Land kommt, in dem du im Endeffekt eine Verschreibung brauchst und eine neue Hypothek aufnehmen musst, um dir ein Bier kaufen zu können. Aber, lasst uns ehrlich sein: es konnte nur einen Gewinner geben.

Das ist das Gesicht eines wahren Champions, falls ich überhaupt einen Vergleich habe. Gratulation Irland, die Katze ist im Sack.

Viertelfinale #2 - Italien Vs. Russland

Italien ist dem harten Stoff nicht gerade abgeneigt, aber er tritt gegen Russland an. Im einen Land leben sie bei ihrer Mutter, bis sie 45 sind und im anderen sind sie so besoffen, daß sie versuchen in Sibirien zu leben. AUSSERDEM tranken sie ja Wodka, nicht Limoncello, was für Russland irgendwie einen Heimvorteil bedeutete.

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Aber UNGLAUBLICHERWEISE flog Russland als erstes raus! WAS FÜR EIN VERSTÖRENDER MOMENT! Der Aeroflot Flug zurück wird sich noch beschissener als sonst anfühlen.

Italien andererseits soff einfach weiter und weiter und weiter und … bis weit nach dem Schlusspfiff.

Irland war verständlicherweise von dieser Angeberei sehr beeindruckt und von da an waren die beiden für den Rest des Wettbewerbs unzertrennlich. Viertelfinale #3 - Holland Vs. Ukraine

Zu diesem Zeitpunkt drohte Holland alle Erwartungen zu enttäuschen, da sie nicht länger teilnehmen wollte. Sie brüllte irgendetwas darüber, dass ihr Zähne ausgefallen seien, als sie letztes Mal Wodka trank. Letztendlich machte sie dann doch weiter, solange sie nur die Flasche nicht selbst halten musste, was eine total bescheuerte Bitte war, weil das ja die Spielregel war …

Vielleicht wollte sie auch einfach nur unsere Zeit verschwenden, denn sie trank die Ukraine locker unter den Tisch. Die Ukraine flog raus und ging heim. Sehr zur Enttäuschung Irlands. Viertelfinale #4 - Dänemark Vs. Griechenland

Das war schon knapper: Dänemark und Griechenland mussten in die Verlängerung gehen, weil sie beide ihre Mäuler zum exakt gleichen Zeitpunkt schlossen. Schlussendlich vergrößerte Dänemark Griechenlands Erniedrigung, die uns 2012 bisher so schön versüßt hat, nur noch mehr, indem er ihn aus dem Rennen kickte. Jeder fand es dann irgendwie geil den Schwachen moralisch zu verprügeln und versuchte sich in Austeritätswortwitzen gegen die Griechen. Natürlich war keiner davon lustig. Halbfinale #1 - Irland Vs. Dänemark

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Das Halbfinale bestand aus fünf weiteren Shots Wodka, gefolgt von einem standardisierten Alkoholtest. Jeder Halbfinalist musste zehn Schritte gehen und dabei einen Fuß vor den anderen setzen. Danach sich um die eigene Achse drehen und wieder zehn Schritte zurück. Du weißt, die gleiche seltsame Pantomime, die du siehst, kurz bevor der Polizist bei Police, Camera, Action niedergestochen wird.

Irland lief wie ein Soldat, der auf der Stelle tritt. Er bewegte sich einfach nicht vorwärts. Er marschierte am selben Fleck. Danach sollte er das Alphabet rückwärts aufsagen und begann mit einem „X“. Nicht wirklich gelungen. Er packte die Aufgabe einfach nicht, obwohl er der Favorit des Tourniers war. Würde Dänemark Irland besiegen können?

Obwohl sie ein bisschen wackelig auf ihren Beinen war, schlug Dänemark Irland bei der letzten Aufgabe: zehn Sekunden lang mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehend sich abwechselnd mit beiden Händen an die eigene Nase fassen. Sie schwankt hier ziemlich. Aber ganz ehrlich, es brauchte nicht viel, um Irland zu besiegen, dessen Moral seit dem Rauswurf der Ukraine in den Keller gesunken war. Halbfinale #2 - Italien Vs. Holland

Italien blieb gelassen, wie wir wissen, können sie das, wenn es bei Tournieren hart auf hart kommt. Beim Alphabet versagte er etwas (ich konnte nicht verstehen, was er sagte; wahrscheinlich irgendwas über Pasta), aber seine Balance suchte ihresgleichen. Das bewies er, indem er sich mit ein paar kunstvollen Tricks noch mehr aufspielte. Eigentlich wäre das cool gewesen, wenn er kein Tool T-Shirt getragen hätte.

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Holland schien von Italiens Kriegstanz eingeschüchtert und verweigerte daher jede Bewegung. Sie stand einfach und lachte uns wie ein besessenes Kind an. Wir sagten ihr ein paar Mal, sie möge jetzt bitte zehn Schritte machen, doch sie wurde aggressiv und wir mussten sie disqualifizieren. Typischer Fall von fehlender holländischer Disziplin. Das Finale - Dänemark Vs. Italien

Nun zum Finale. Die Schlacht der Titanen: Dänemark – Europameister 1992 – gegen Italien – vierfacher Weltmeister.

Der Gewinner sollte so unfair wie möglich, aber dafür unterhaltsamst bestimmt werden: ein Elfmeter-Shot-Schießen. Es war ein fünf-Shots Elfmeterschießen, das sich ganz leicht zu einem K.-o.-System ausbauen ließ, falls das nötig werden sollte. Der Hausbesetzer mit drei Dreadlocks aus Italien, gegen die spindeldürre Sängerin aus Dänemark. Wer würde als Held nach Hause fahren und wer als Gareth Southgate?

Trotz Dänemarks angsteinflößendem Gesichtsausdruck, schluckte sie alle fünf ohne zu kotzen runter. K.-o.-Schießen war die einzige Lösung …

ITALIEN WURDE ZUM MEISTER GEKRÖNT! Scheiße gelaufen, Dänemark.

Die Dänin hatte hart gekämpft und war weiter gekommen, als irgendjemand erwartet hätte, aber sie war auf jeden Fall kaputter, als jemals zuvor. Sie stürmte in Taxi, rauschte davon und rief mich 15 Minuten später wieder an und bat mich dafür zu zahlen. Sie war jenseits des Zustandes, in dem sie hätte bemerken können, dass ich nicht dort sein würde, wo sie ankommen wird.

Und so endete es genauso wie alle anderen Tourniere auch: das englische Team fährt in Schande heim, während der Rest von uns irgendeinen Typen mit einem lächerlichen europäischen Haarschnitt dabei zugucken, wie er herumhüpft und andere unhöflicherweise mit Alkohol bespritzt. Ein verdientes, aber widerwilliges „Forza Italia!“ für ihn.

Fotos: Jess Cole