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'Silent Hill: Downpour' ist Horror-Genre in Videospielform

Es regnet Torture-Porn und verwachsene Arschkreaturen.

Ich höre gerade den inoffiziellen Soundtrack von Silent Hill: Downpour, also nicht die von Daniel Licht ominös quiekende Untermalung im vertrauten Dexter-Stil, sondern die spooky Nummern, die den diversen Kofferradios des Spielverlaufs entrauschen. Da lallt eine schwerfällig-alternative Anna Ternheim, Kris Kristofferson erträgt solidarisch sein Schicksal nicht und Louis Armstrong verbreitet falschen Frieden.

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Murphy der Knastbruder hat Scheiße gebaut, vermeintlich ein Kind verloren und wird nach einer Auf der Flucht-artigen Gefängnisbusverschrottung von einer sexy, manisch-depressiven Wärterin in den lauschigen Ort Silent Hill hineingemobbt. Wie Kenner wissen, ist das nicht unbedingt Therme Geinberg oder Monaco, sondern das psychologisierte Fegefeuer unserer Zeit.

Gekonnt vermischen sich verwachsene Arschkreaturen mit dem Picasso-Torture-Porn-Ambiente. Zum bereits achten Mal treiben wir mit Billig-Chips und Sechsertragerl ausgestattet die Antihelden durch eine rostig-zerfallene Vorstädtchen-Hölle - manchmal nur mit Stahlrohr und ein Hinkebein nachschleifend. Survival Horror ist ein schönes Genre. Selbst wenn man die Eigenheiten der untypischen Steuerung beherrscht, wird das konzentrierte Spielen durch blanken Schrecken und das Rutschen der Hoden in den Nebennierenbereich erschwert.

Ich bin wie gesagt ein treuer Fan des grafisch expliziten Gore-Reigens und war deshalb auch etwas überrascht, dass Downpour ärger verrissen wurde als der blade Kinderficker im Intro. Ich will nicht verneinen, dass echt harte Probleme im Gameplay herumruckeln. Da gibt es dieses lästige und scheinbar nicht funktionierende Speichern-Symbol, die tollpatschige Waffenhandhabung, und dann diese zermürbenden Weglauf-Instanzen mit einem viel zu hohen Frusterzeugungsgrad. Das frisst Zeit.

Die Quests und Spasti-Gegner in den verregneten Gassen sind dafür auf angenehm-simple Weise furchterregend mit perversen Backgroundstory-Rätsel, die sich als richtige verzwickte Hirnficker erweisen.

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Man muss zwar einiges verzeihen, aber für Musik plus die nervenzerkratzende Atmo, für das echt fein geschriebene Psycho-Sujet und überhaupt für diese wunderbaren, multiplen Herzinfarkte, verdient Downpour ein Genre-Bussi. Ich mag die (vielleicht nicht unbedingt beabsichtigte) Rückkehr zur fordernden Grobheit der Playstation 1 Ära und diese klassisch einfachen Near-Hosenscheiß-Experiences. Das Schlimmste ist jedoch einfach: „It knows you're alone."

4 von 5 verzeihenden Schulterzuckern und Momente zum Gänsehäuten

Plattform: Xbox 360, PS3

Publisher: Konami

Josef auf Twitter:

@theZeffo