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Drogen

Die Schweizer Regierung kommt beim Thema Cannabis endlich in die Gänge

Vielleicht werden wir auf diesen Tag als Start der Legalisierung von Marihuana zurückblicken.
Foto: Mark

Heute Morgen wurde ein Vorstoss der St. Galler GLP-Nationalrätin Margrit Kessler gutgeheissen, der Schwerkranken den Zugang zu Cannabisprodukten zu medizinischen Zwecken vereinfachen soll. Sowohl Stände- als auch Nationalrat haben dem Bundesrat den Auftrag erteilt, sich näher mit der guten alten Mary Jane auseinanderzusetzen. Der Bundesrat versteht es allerdings nicht als Bundesaufgabe Forschung zu betreiben, die unser geliebtes Weed als Alternative zu Schulmedizin etablieren soll. Trotzdem ist er aber bereit, im Rahmen bestehender Forschungskredite Projekte zu finanzieren, die sich eben mit der Erforschung von Ganja als Heilmittel auseinandersetzen wollen.

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Es gibt in der Schweiz bereits Firmen, wie etwa die St. Galler Ai Fame, die diese Forschung seit Jahren betreiben und gerade auf dem Gebiet der Linderung chronischer Schmerzen bereits Erfolge erzielt haben.

Wie wir von betroffenen wissen, ist der Konsum von klassischen Joints nicht unbedingt die ideale Methode der Marihuana-Aufnahme für kranke und insbesondere alte Menschen. Dementsprechend erforschen eben Firmen wie Ai Fame bereits die Zerteilung der Wirkstoffe im Gras.

Durch die Extraktion dieser Cannabinoide, also der für die Behandlung von Krankheit und Schmerz relevanten Wirkstoffe, wird eines Tages auch eine Einnahme beispielsweise als Tropfen möglich. Das könnte den Betroffenen mitunter den unangenehmen Weed-Smoker-Hang-Over ersparen. Ganz abgesehen davon, dass Leute, die ohnehin schon an einer chronischen Krankheit leiden, die ihnen konstant Beschwerden verursacht, sich nicht auch noch eine Raucherlunge antrainieren müssen sollten.

Zudem stehen legal und unter hygienischen, medizinisch einwandfreien Bedingungen hergestellte Stoffe im Ruf, weitaus weniger Nebenwirkungen und Risiken mit sich zu bringen als deine achtfach gestreckte Platte schwarzer Afghane, die zusammengerollt im Enddarm eines Alpaka Lamas nach Europa geschmuggelt wurde. Aber auch die Beschaffung ist ein relevantes Thema.

Foto: Cannabis Culture | Flickr | CC BY 2.0

Du willst vielleicht nicht, dass deine kleine Schwester sich am Samstagabend an der Haschgasse ihre Muskatnuss/Haschisch-Mischung auftreiben muss. Stell dir mal deine Grossmutter in derselben Situation vor. Was jetzt nach einem 70er-Jahre Trickfilm über lustig kiffende Rentner tönt, ist laut Nationalrätin Kessler weniger lustige Realität. Es gibt nicht wenige Betroffene, die sich selbst mit illegalem Marihuana therapieren, weil andere Medikamente versagen.

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Margrit Kessler sieht neben der Beschaffungskriminalität, die für leidende Menschen nichts weniger als eine untragbare Zumutung darstellt, auch die Krankenkassen als Grund für ihren Vorstoss. Bisher ist es mit enormem bürokratischen Aufwand verbunden via ärztlichem Rezept überhaupt legal an Gras zu kommen. Das soll sich mit dem Vorstoss der Nationalrätin ändern, sodass es deutlich schneller und einfacher werden soll die Substanz nicht nur zu medizinischen Zwecken zu erstehen, sondern auch die Krankenkassen dafür aufkommen zu lassen.

Margrit Kessler hofft, gemäss Blick.ch, dass durch das Pilotprojekt, das der Bundesrat nun durchführen muss, neue Erkenntnisse in der Schmerzbehandlung für Schwerkranke gewonnen werden. Ferner sieht sie den ersten Schritt als getan, um „das altbekannte, aber noch wenig erforschte Potenzial von Cannabis als Heilmittel fundiert zu prüfen".

Wenn wir Glück haben, erweist sich dieses „Pilotprojekt" ja als sinnvoll (wie es in allen anderen Staaten, in denen dieser Schritt getan wurde schon passierte). Dann werden wir irgendwann auf diesen Tag zurückblicken und ihn als einen wichtigen Tag im Prozess der allgemeinen Legalisierung unserer werten Maria Juanita ehren. Und wer weiss, wenn die Forschung erst mal losgetreten ist, findet vielleicht sogar ein wenig „aus Versehen" produziertes High Grade Marihuana seinen Weg auf den Schwarzmarkt und von dort aus in die Pfeifen geneigter Genuss-Konsumenten.

Till haut auf Twitter noch mehr Weed-Synonyme raus: @trippmann

VICE Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland


Titelfoto: Mark | Flickr | CC BY 2.0