Symbolbild bestehend aus: Hintergrund und laufender Mann: IMAGO / Runway Manhattan | Bäckerin: IMAGO / imagebroker | Tischtennisspieler: IMAGO / United Archives | Zerknüllter Papier: IMAGO / Shotshop |
In dieser Serie berichten wir über das Lockdown-Leben: Über Stimmungen und Hoffnungen und über alles, was wir vermissen.
Plötzlich fühlt es sich beim Bäcker so an, als wäre die Verkäuferin eine Person, die nicht nur eine Minute meines Morgens einnimmt. Wir sagen einander, dass wir uns vermissen, wenn sie ab nächstem Monat nicht mehr hier arbeitet.
VICE-Video: Was kostet ein neues Gesicht?
Auf dem Platz vor meinem Haus gibt es zwei Tischtennisplatten. Fast jeden Tag sitze ich auf der runden Bank in der Mitte des Platzes und schaue den Männern beim Spielen zu. Sie spielen im Doppel. Selten spielt auch mal eine Frau mit. Sie hat dieselbe Frisur wie ich. Mein Zuschauen ist kein Mitfiebern. Ich beobachte den Platz, als wäre ich eine Königin, die von ihrem Palast auf ihr Reich blickt. Das hier ist alles, was noch übrig geblieben ist von der Normalität. 22 Jahre lang habe ich Dinge erlebt, damit ich sie dann auf einer siffigen WG-Couch einem Paul, Holzfällerhemd auf Lehramt, erzählen kann, um ihm zu erklären, warum ich die coolste Person in diesem Raum bin. Und jetzt gibt es Corona und keine WG-Partys. Ich sitze auf dem Platz vor meinem Haus frage mich, was ich anfangen soll mit so viel Leben, wenn jetzt für immer Pandemie ist. Manchmal komme ich mir dann fast etwas lächerlich vor, dass ich mich so sehr ins Zeug gelegt habe, wenn ich mich doch einfach nur 22 Jahre lang irgendwo hätte hinsetzen und Leuten beim Tischtennis spielen zusehen können.
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