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Psychologen erklären, warum Mario von links nach rechts laufen muss

Das Geheimnis hinter der Schnelligkeit des Klempners.

Es ist beruhigend zu wissen, dass nicht wenige Forscher aus der heutigen Wissenschaftlergeneration in ihrer Jugend vom Nintendo-Handwerker-König Super Mario geprägt wurden. So gelangt der italienische Klempner nun langsam aber sicher als Studienobjekt zu ein wenig Ruhm in der Wissenschafts-Community. Erst vor einigen Wochen verliehen ihm Tübinger Informatiker eine Künstliche Intelligenz—denn wer, wenn nicht der tapfere Super Mario kann solch eine Persönlichkeitsverantwortung vertrauensvoll tragen?

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Psychologen der Lancaster University wiederum bewiesen nun anhand des Nintendo-Klempners, warum für die menschliche Psyche die Laufrichtung von links nach rechts die einzig wahre Bewegung sein kann—und warum nahezu alle Gaming-Helden der 1980er und 90er Jahre dementsprechend nur monodirektional durch ihre Videospielwelten mit Bilddurchlauf rennen dürfen.

In einer ausführlichen Analyse tausender in Bewegung befindlicher Objekte und Personen, welche er vor allem anhand zufälliger Google-Bildersuchen fand, beobachtete Dr. Peter Walker von der Lancaster Universität einige grundlegende Tendenzen darin, wie Menschen visuelle Bewegungen wahrnehmen. Das Paper dazu veröffentlichte er in dem Magazin Perception.

Für die Grundlagen der programmierten künstlerischen Welten fand Walker Folgendes heraus: „Ein graphischer Grundsatz ist, dass sich die dargestellten nicht-statischen Figuren nach vorne lehnen. Je stärker sie sich vorlehnen, desto schneller ist ihre Geschwindigkeit. Ein weiterer Grundsatz ist, dass sich die Figuren von links nach rechts bewegen."

Bei statischen Bildern verändern die Helden jedoch ihre Haltung. In Fotos oder Grafiken, in denen sich die Person oder das Objekt nicht bewegt, sondern still auf einer Stelle verharrt, darf sie sich nicht nach rechts bewegen, um die menschliche Wahrnehmung nicht zu irritieren. In solchen Fällen einer nicht-animierten Figur ließ sich in den untersuchten Games entweder keine präferierte Ausrichtung und gelegentlich sogar eine leichte Linksneigung feststellen.

Diese Visualisierungsgrundlagen lassen sich sogar bei Schriften erkennen, indem der Autor einen Satz kursiv setzt, um eine gesteigerte Geschwindigkeit zu implizieren. Das Phänomen der kursiv induzierten Schnelligkeit oder Bewegung tritt sogar in hebräischen Texten auf, welche von rechts nacht links gelesen werden.

Doch die graphische Umsetzung von Bewegung ist nicht nur eine Idee, die sich gewitzte Illustratoren ausdachten und global verbreiteten, nein, unser Gehirn ist hocherfreut, über diese rechts-links-Ausrichtung. „Diese Untersuchung kann eine grundsätzliche von-links-nach-rechts-Tendenz unseres Gehirnes für visuelle Bewegungen aufzeigen", erklärte Walker in einer Presseerklärung.

Liefe Super Mario also in die andere Richtung wäre er nicht nur langsamer, unser Gehirn hätte gleichzeitig auch viel weniger Spaß mit dem kleinen Italiener durch sein Pilzuniversum zu flitzen.

Facebookbild via deviantART, supermike98 // Facebookbild; September 2015 (Ausschnitt): SobControllers; FlickR. Lizenz: CC BY 2.0