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Russland kontert die US-Sanktionen und kündigt Ende der ISS-Unterstützung an

Russland plant seine Transportdienste für die ISS-Missionen der USA bis spätestens 2020 einstellen. Private amerikanische Raumfahrt-Unternehmen wie SpaceX dürften in den nächsten Jahren gut verdienen.

Russland möchte die ISS ab 2020 nicht mehr mitbetreiben. Ausserdem soll es russischen Firmen untersagt werden Raketentriebwerke an Boeing und Lockhead Martin für militärische Zwecke zu verkaufen. Wie schwer diese Sanktionen in Folge der Ukraine-Krise wirklich wiegen, wird auch davon abhängen, ob es den USA gelingt ihre Astronauten ohne die Hilfe der russischen Soyus-Kapseln zur ISS zu bringen.

Erst im vergangenen Monat sagte NASA Chef Charles Bolden, dass Russland nie versuchen würde die USA von der ISS zu verbannen. Im Falle eines russischen Rückzugs aus der ISS Mission würde man eben solange zusammenarbeiten bis eine US-Firma bereit sei den Transfer von Astronauten zu übernehmen.

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Doch am Dienstag verkündete der russische Vize-Premier Dmitry Rogozin auf Twitter, dass Russland vorhabe die Kooperation mit den USA aufzukündigen:

@fka_roscosmos doesn't plan to continue cooperation with the US on the ISS after 2020

— Dmitry Rogozin (@DRogozin) May 13, 2014

Zwar wird die Maßnahme erst in sechs Jahren greifen, aber in Weltraumzeit gerechnet darf dies getrost als eine geringe Zeitspanne gelten. Die NASA geht immerhin davon aus, dass private Firmen bereits in drei Jahren soweit sein werden den Transport zu übernehmen. Aber wenn dies nur der erste Schritt Russlands war, dann muss sich Bolden wohl durchaus darum sorgen, ob Russland nicht auch dazu übergehen könnte bestehende Verträge über die Soyus oder die ISS vollständig zu kündigen. Bisher werden solche Töne noch nicht angeschlagen—dennoch ist die ISS längst zu einem schwerelosen diplomatischen Schachbrett geworden.

Immerhin Elon Musk und sein SpaceX Unternehmen dürften über die aktuellen Entwicklungen ein wenig erfreut sein. Die Firma könnte nämlich massiv vom Ausbleiben der Soyus-Flüge und der Lieferungen von russischen Triebwerken profitieren. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die NASA schon im August kommerzielle Dienstleister mit der Übernahme von Aufgaben des Weltraumtransports betrauen wird.

SpaceX ist aber nicht nur seinem Traum vom NASA-legitimierten Personentransport nähe denn je—sie versuchen auch sich ihren Teil vom Satellitentransport zu erkämpfen: per Gerichtsverfahren wollten sie den Raketenherstellern Lockhead Martin und Boeing verbieten Triebwerke bei den Russen zu kaufen.

Das Verfahren scheiterte zwar letztlich, aber jetzt könnte die russische Regierung ungewollt zum Gehilfen von SpaceX werden. Sollte Russland den Verkauf von Triebwerken für militärische Zwecke tatsächlich stoppen, dann wird SpaceX vermutlich einen schönen Batzen der über 50 Millionen Euro abbekommen, die der Vetrag zwischen der Airforce und der Boeing-Lockhead-Partnerschaft bis 2030 wert ist. Und Boeing-Lockhead wetteifern mit den russischen Triebwerken nicht nur um den Transport von Satelliten, sondern auch um die renommierten Menschen-Shuttle.

Die NASA sucht momentan für die ISS nach einem langfristigen Partner—weit über die von Russland gesetzte Frist von 2020 hinaus. Im Angesicht all der unabwägbaren russischen Diplomatie sind Firmen wie SpaceX gut aufgestellt. Sie benutzen bereits ihre eigenen Triebweke und haben schon bewiesen, dass sie sichere Fracht- und Satellitentransporte bieten können—und all das mit der universellen Garantie privatwirtschaftlicher Kontinuität.