Der Motherboard Guide für Tagtrinker

Sommer ist die Jahreszeit des Exzess. Arbeit ist zunehmend eine optionale Tätigkeit und dein Tag bettelt förmlich nach Bier. Im Einklang mit den steigenden Temperaturen wird es immer schwieriger schon am helllichten Tag der Verführung zum gepflegten Einpegeln zu widerstehen.

Alkohol bedeutet jedoch auch Verantwortung: Und wenn du nicht mit dir selbst umzugehen weißt, dann passiert es schneller als dir lieb sein kann, dass du vollgekotzt irgendwo in der Ecke liegst. So ein Mensch willst du nicht sein. Und wir wollen auch nicht, dass du zu einem solchen Menschen wirst.

Aber sei unbesorgt werter Trinkgenosse: Wissenschaft und Technologie sind auf deiner Seite. Hier sind einige von Motherboard bestätigte Tipps mit denen du souverän durch einen alkoholisierten Sommertag kommst. Selbstverständlich gibt es kein Allheilmittel gegen die Folgen des Betrinkens. Mitten am Tag in Richtung Exzess zu trinken heißt nämlich, ob du es glauben magst oder nicht, dass du auch all die (un)schönen Begleiteffekte erleben wirst.

Da du diesen Text hier liest, ist es für die Vermeidung der Nebenwirkungen von Alkoholkonsum aber wohl ohnehin schon zu spät. Wenn du gesetzlich zum Trinken alt genug bist—und damit theoretisch auch eine entsprechende Weisheit erreicht has—dann solltest du zumindest darüber nachdenken, dir ein wenig wissenschaftliche und technische Unterstützung bei deinem Ganztagsbesäuffnis zu gönnen.

Wenn es dann langsam Nachmittag wird, wirst du dir irgendwo wünschen, dass du einen genaueren Anhaltspunkt hast, wie viel du denn wirklich getrunken hast, als die simple Tatsache, wie fertig du dich fühlst. Bevor du also zu deinem gemütlichen Ausdauertrinken aufbrichst, ist es vielleicht gar keine schlechte Idee, dir ein paar Wearables umzuschnallen und einige praktische Apps herunterzuladen.

Wie unser geschätzter Kollege Nicolas Hausdorf während seiner Quantified-Suff-Tour durch Berlin feststellte durfte, kannst du mit Apps wie Bac Calc deinen Blutalkoholpegel im Blick behalten. Das sollte deinem Bewusstsein eine technische Orientierung darüber geben, wie besoffen du denn nun eigentlich gerade wirst.

Ein Nike Fuelband oder Jawbone Up könnte dir dabei helfen, wenn du dir um das Ansetzen von Pfünden während deines ausdauerndem Alkoholkonsum sorgen machst. Denn, machen wir uns nichts vor: Du wirst dir den Bauch mit einer gesunden Currywurst vollschlagen, ob du willst oder nicht. Außerdem verleihen diese Fitnessarmbänder dir den kompetenten Look eines Cyber-Wolfgang-Petrys.

Wenn du finanziell auf Linie bleiben willst, dann schau gelegentlich mal auf die Mint-App, selbst wenn dir die angezeigten Summen, oder Ausgabenverbote vermutlich etwas unheimlich seien dürfte.

Um zu verhindern, dass du unangenehmen Bekannten über den Weg torkelst, die allein schon mit ihrer Präsenz dein Unwohlsein steigern, möchte ich dir Cloak ans Herz legen. Die App alarmiert dich per „Hate Follow“, dass dir niemand über den Weg läuft, der deinen selbstgewählten Weg des Tagtrinkers mit seiner Präsenz aus dem Gleichgewicht bringt

Natürlich läufst du mit dieser Selbstaufrüstung Gefahr wie ein Glasshole rüberzukommen—und entsprechend sozial gemieden zu werden. Vielleicht durchaus zu recht du Silicon-Valley-Alkoholiker. Aber wenn es um deine Gesundheit geht, solltest du bereit sein auch mal ein wenig sozio-technische Diskriminierung in Kauf zu nehmen.

Regel 1: Steh bloß nicht zu früh auf. Auch wenn du dein Tagesbesäuffnis sicher kaum abwarten kannst, so sollte die Spätaufsteherregel für eigentlich alle Lebenslagen auch in diesem Falle Anwendung finden.

Regel 2: Mach dich auf den Weg zu einem reichhaltigen Frühstücksbuffet deiner Wahl. Die wichtigste Mahlzeit des Tages wird dich mit Kohlenhydraten und Fetten versorgen bevor du beginnst deine Leber zuzuschütten.

Auch deutsche Behörden mit ihrer Schulung für Risikokompetenz oder die staatliche medizinische Bibliothek der USA sind, mit ihrem eigenen Guide zum verantwortungsbewussten Trinken, auf deiner Seite: „Alkohol gelangt schnell in deinen Blutkreislauf. Die Menge und Art deiner Ernährung kann beeinflussen, wie schnell das passiert. Zum Beispiel ist Essen mit vielen Kohlenhydraten und hohem Fettanteil dazu geeignet die Alkoholaufnahme deines Körpers zu verlangsamen.“

Eine große Mahlzeit vorm Betrinken wird übrigens nicht den „Alkohol aufsaugen“—egal was deine mangelhaft informierten Uni-Kollegen dir erzählen wollen. Es wird dir allerdings dabei helfen die hochprozentigen Umdrehungen im Rahmen zu halten, denn der triefende Bacon, die Vollkornpfannkuchen oder das Bauernfrühstück eignen sich perfekt dafür über lange Zeit in deinem Dünndarm zu verweilen, und dort die Absorbierung des Alkohols in deine Blutbahn konstruktiv zu begleiten.

Diese Taktik wird dich nicht davor bewahren betrunken zu werden (und ich nehme auch nicht an, dass dies dein Interesse ist, wenn du diesen Text liest), aber es dafür sorgen, dass dich die Wirkung des Alkohols, den du nunmal deinem Bauch zugeführt hast, auf einen Schlag trifft. Ein reichhaltiges Frühstück ist auch der ideale Zeitpunkt deinen Haushalt an Mineralien und Vitaminen aufzufüllen. Bananen sind zum Beispiel eine wunderbare Quelle für Kalium.

Iss gesund und iss brav alles auf. Vor dir liegt ein großer Tag.

Alkohol ist diuresefürdernd. Das ist ein wohlfeiler Ausdruck für eine Tatsache, die den meisten unter uns nur allzu bekannt sein dürfte: Von Alkohol musst du ständig pinkeln. Alkohol unterdrückt das harnhemmende Hormon im menschlichen Körper und führt so zum ausgiebigen urinieren und schließlich möglicherweise auch zur Dehydration. Und, ja genau du hast es erraten, du alkoholischer Musterschüler: Dehydration ist einer der Hauptgründe für deinen unangenehm-explodierenden Brummschädel am nächsten Morgen.

Aktiv auf deine Dehydration hinzuwirken, indem du dich an einem sonnigen Sommertag betrinkst ist also erstmal keine besonders nachhaltige Tagesgestaltung. Um ein Katz und Maus Spiel mit den Bieren, mit denen du deine Organe beglückst, wirst du nicht umhin kommen: Eine Studie, in der die Testpersonen Whiskey zum Frühstück zu sich nehmen durften, hat gezeigt, dass die harntreibende Wirkung vor allem in den ersten ein bis zwei Stunden auftritt—wenn du nun also ordentlich den Tag über trinkst, dann wird dich auch die Entwässerung kontinuierlich begleiten.

Ein Glass Wasser für jedes Glass Alkohol, dass du dir zuführst, sollten dich vor einer ernsten Dehydration bewahren—misch ruhig auch einmal ein Gatorade unter deine Wasserzufuhr. Diesen Ratschlag gründlich umzusetzen hat auch den Super-Bonus, dass du deine eigene Trinkgeschwindigkeit besser im Blick hast.

Whiskey ist das unübersehbare Distinktionsmerkmal eines Alkoholconnaisseurs, der genau weiß, wie richtig getrunken wird. Auch wenn Whiskey die alkoholische Ausgeburt von Authentizität sein mag, solltest du an einem warmen Sommertag die Finger davon lassen—insbesondere in Form von Mischgetränken.

Whiskey und andere hochprozentige Getränke machen dich nicht automatisch schneller betrunken, aber es besteht die Gefahr, dass du einfach mehr und schneller trinkst. Eine Maß zu trinken dauert für gewöhnlich länger als ein Glass guten Whiskey zu leeren.

Mischgetränke, wie Whiskey Cola, solltest du im Übrigen ohnehin meiden. Getränke mit Kohlensäure gelangen schneller ins Blut, denn sie legen den Weg durch deinen Magen bis zum Dünndarm schneller zurück. Sicher: Bier weiß ebenfalls für seine beschleunigte Verarbeitung in deinem Körper zu sorgen, aber einen freundlichen Sechser Pils abzuarbeiten, ist besser für deinen Körper, als einen Haufen Gin Tonic zu konsumieren.

Aus den Untiefen deiner Erinnerung an fragwürdige WG-Partys siehst du nun möglicherweise die übermotivierten Spaßfanatiker vor dir, die behaupten, dass Starkbier, Bierbongs oder Margarita-Eimer der einzige „wahre“ Weg zur Party seien. Sei kein Idiot. Entscheide dich für ein Bier mit einem soliden Alkoholpegel von 5,5 Prozent oder weniger. Denk dran: Tagsüber zu trinken ist ein Vergnügen von Ausdauer und Beständigkeit mein Freund.

Auf einen Tag voll von kontinuierlichem Alkoholvergügnen folgt nur allzu oft ein niederschmetternder Hangover—das scheint fast eine allgemeingültige Wahrheit unseres Universums zu sein. Hangover werden von einer Reihe zusammenhängender Faktoren verursacht: Dehydration, Entzündungen im Magen- Darmbereich, unregelmäßiger Schlaf, niedriger Blutzuckerspiegel und weitere Folgen.

Es gibt keinen Königsweg, mit dem du deinen Kater verhindern kannst. Aber viele der genannten Methoden werden dir helfen die Folgen spürbar abzumildern. Auch wenn all die genannten Strategien von Ärzten und Behörden empfohlen werden, ist natürlich die einzig wahre Methode mit der du einen Hangover verhinderst, überhaupt keinen Alkohol zu dir zu nehmen. Aber da du diesen Artikel gelesen hast, sieht es nicht so aus, als würde das jemals passieren.

Dank Nanotechnologie und biomolekularer Forschung zeichnen sich am Horizont erfreulicherweise bereits wissenschaftliche Wundermittel zur Heilung deines Katers ab. Solltest du ein ernsthaftes Suchtproblem haben, dann könntest du dich für eine experimentellere Selbstbehandlung bei den Mitteln des Silk-Road-Samariters im Darknet bedienen, wobei auch hier fundierte biomedizinische Wissenschaft der beste Freund zur Lösung deiner drängenden Probleme sein sollte.