Bushido-Interview: Wie Anna-Maria den Gangster Arafat zur Strecke brachte
Arafat: imago | Olaf Wagner || Anna-Maria: imago | Future Image || Bushido: imago | Olaf Wagner || Collage: VICE

FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

Bushido-Interview: Wie Anna-Maria den Gangster Arafat zur Strecke brachte

Im Machtkampf Abou-Chaker vs. Ferchichi hatte der Rapper selbst offenbar nichts zu melden.

Was für eine Zeit, was für eine Zeit, um am Leben zu sein! Das rufen die Jungs von Zugezogen Maskulin, mit Recht: Wann sonst kann man erleben, dass ein Gangster-Rapper sich hinsetzt und ein ausführliches Interview darüber gibt, wie ein echter Gangster ihn versklavt und ausgenutzt hat?

Genau das ist jetzt passiert: Am Donnerstag erscheint die neue Ausgabe von Stern. Darin erzählt Bushido alles über seinen Bruch mit Arafat Abou-Chaker. Das Interview ist sehr lang und sehr ausführlich, und was man darin erfährt, macht plötzlich völlig klar: Es geht hier nicht um einen Streit zwischen Arafat und Bushido. Es geht um den Kampf zwischen Arafat und Bushidos Ehefrau Anna-Maria.

Anzeige

Und diesen Kampf hat Anna-Maria zu eintausend Prozent gewonnen.


Auch bei VICE: Hahnrupfen: Ein blutiges Erntedankfest


Natürlich hat man schon vor dem Interview gewusst, dass Anna-Maria Ferchichi, die Schwester von Sarah Connor und Ex von Mesut Özil (für den sie damals sogar zum Islam konvertierte), eine aktive Rolle in dem Streit hatte: In den letzten Wochen hatte sie Arafat bereits einige Male auf Instagram direkt angegriffen. Aber erst das Interview macht wirklich klar, wie wenig Bushido mit seiner eigenen Rettung zu tun hatte – und wie furchtlos Anna-Maria gegen Arafat vorging.

"Wir lassen uns nicht mehr von Arafat einschüchtern"

Wie sehr Anna-Maria diese Schlacht anführte, merkt man allein schon daran, wie viel mehr sie in dem Stern-Interview redet. Kurz nach Beginn stellen die Journalisten vier Fragen hintereinander nur an sie. Als sie sich dann endlich wieder an Bushido wenden, antwortet als erstes – wieder Anna-Maria.

Ziemlich schnell entwickelt sich eine Dynamik wie im Rektor-Zimmer in der Grundschule: Anna-Maria als die schäumende Mutter, die jetzt mal auspackt, was der Klassenschläger ihrem Liebsten alles angetan hat. Und Bushido als der Sohn, der hin und her schwankt zwischen Dankbarkeit zur Mama und dem Gefühl, dass das Ganze jetzt doch ein bisschen peinlich ist. Zum Beispiel:

ANNA-MARIA.: Er hat ihn dann antanzen lassen wie zu einem Tribunal, seine Brüder neben sich – und das sind solche Tiere. Mein Mann war auf sich allein gestellt. […] Und irgendwann gab es dieses ganz massive Treffen im Büro.

Anzeige

STERN: Massiv?

BUSHIDO: Das ist jetzt doch egal.

ANNA-MARIA: Als ich jedenfalls meinen Mann danach so gesehen habe, bin ich geplatzt. Ich beleidigte Arafat in einer Mail ganz fürchterlich. Da wollte ich eigentlich direkt auspacken und ihn in den Knast bringen.

Und ja, das klingt ziemlich stark so, als hätte Arafat seinen Schützling ordentlich zusammenschlagen lassen.

Das darf man bei der Geschichte, so boulevardesk-unterhaltsam sie nunmal ist, auch nicht vergessen: dass Arafat die Ferchichis offenbar wirklich terrorisiert hat. Ein Beispiel aus dem Interview: Als Bushidos Mutter starb, zwang Arafat ihn, sie nach streng-islamischer Sitte beerdigen zu lassen – was bedeutet, dass die Frauen nicht mit den Männern ans Grab dürfen, selbst die aus ihrer eigenen Familie. "Ich hatte die Mutter meines Mannes bis zum Schluss gepflegt, und jetzt durfte ich nicht zusammen mit meinem Mann an ihrem Grab stehen", erzählt Anna-Maria. "Stattdessen standen da irgendwelche Rocker und halb Neukölln."

Erskleinerjunge

Und trotzdem: Bushido gibt selbst zu, dass er nie die Kraft hatte, das Verhältnis zu beenden. Dazu musste Anna-Maria ihn erst verlassen – besonders schlimm, weil sie kurz danach herausfand, dass sie wieder schwanger war. Und selbst dann war es laut Bushido eigentlich Arafat selbst, der ihm erklärte, er habe "eigentlich überhaupt keinen Bock mehr" auf ihn. "Und ich so: Wow! Alles klar, machen wir."

Oder halt nicht. Denn natürlich wollte Arafat die Goldgans Bushido dann doch behalten, und am Ende musste Anna-Maria kommen und zu Arafats älterem Bruder gehen und die Gangster bedrohen. "Ich mache Sachen, die mein Mann nicht macht", will sie gesagt haben. "Mit einer Frau, die durchdreht, können die nicht umgehen." Man sieht sie vor sich, wie sie dabei das Kinn in die Welt reckt und sich den Schal nochmal um den Hals wirft.

Anzeige
Bushido und Anna-Maria

Die Ferchichis || Foto: imago | Raimund Müller

Das Bild, das das Interview von Bushido zurücklässt, ist nicht besonders vorteilhaft: Der Rapper, der in seinen Liedern gerne mal glühende Kippen auf Rücken ausdrückt, wirkt hier eher wie ein opportunistischer Feigling, der jedes Mal zusammenzuckt, wenn Arafats Name auf seinem Display vibriert. Ganz anders seine Frau.

Mit Anna-Maria, das ist nach dem Interview klar, sollte man sich nicht anlegen – vor allem nicht, wenn sie schwanger ist. Die Frau kennt sich mit Verträgen aus und hat null Scheu, das LKA auf die Matte zu rufen wie ihre persönliche Sicherheitsfirma, wenn ihr Gangster blöd kommen wollen. Vielleicht hätte Arafat sich mehr mit der arabischen Dichtung befassen sollen – die alten Dichter wussten, dass man einen großen Bogen macht um eine Löwin, die ihr Junges schützt.

Die große Ironie an der Geschichte ist natürlich: Die Ferchichis haben sich aus Arafats Umklammerung befreit, nur um jetzt in den Armen einer anderen Berliner Großfamilie zu landen. Bushido versichert zwar, dass es diesmal alles total anders sei: Der neue Pate, Ashraf Rammo, sei "höflich, elegant, verständnisvoll". Das klingt allerdings ziemlich ähnlich wie das, was Anna-Maria über ihren ersten, falschen Eindruck von Arafat erzählt: so "charmant" sei der gewesen.

Aber vielleicht müssen wir uns auch keine Sorgen machen. Selbst wenn sich irgendwann herausstellt, dass Ashraf genauso gefährlich ist wie Arafat: So hart wie Anna-Maria kann er nicht sein.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.