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Nationalmannschaft

Selbst die größten Trikotausrutscher von früher waren nicht so grau-enhaft

Das neue Auswärtstrikot der Deutschen Nationalmannschaft ist im Internet aufgetaucht. Es ist so hässlich, dass wir uns für die Kritik und den Hass für Designs der Vergangenheit entschuldigen müssen.
imago/Norbert Schmidt

„Das neue Trikot ist ja so unglaublich hässlich", hört man die Fußballfans jedes Jahr im Sommer klagen, wenn die Erst- und Zweitligisten Europas ihre neuen Trikots vorstellen. Waren Trikots früher noch Mittel zum Zweck, lässt sich heute mit ihrem Verkauf jede Menge Geld generieren. Auch die meisten Medien erfreuen sich an den kontroversen Diskussionen über die Hightech-Hemden und laden Bildergalerien hoch oder lassen Modedesign-Studenten über die schönsten und hässlichsten Jerseys urteilen. Der Hype vergeht aber nach einiger Zeit.

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Die Trikotvorstellungen der deutschen Fußballnationalmannschaft haben einen etwas höheren Stellenwert. Der Aufschrei bei der Präsentation ist eigentlich immer groß, da zu den DFB-Trikots nicht nur eingesessene deutsche Sitzplatzpöbler, sondern auch gemeine Schland-Eventies eine Meinung haben. Seit der WM 2006 im eigenen Land gehört es schließlich zum guten Ton, auf der Fanmeile, beim Public Viewing oder beim Fußballgrillabend mit Freunden sein Deutschlandtrikot zur Schau zu stellen. Es soll doch keiner auf die Idee kommen, man stehe nicht voll und ganz hinter Schweini, Reusi und Löwi und dem gemeinsamen Ziel, den Titel zu holen. Der Eventcharakter tut das Übrige.

Der im Jahr 1900 gegründete Deutsche Fußball-Bund spielt schon seit dem ersten offiziellen Fußballländerspiel 1908 in Schwarz und Weiß, den Farben Preußens und des Deutschen Ordens. Trotz der verschiedenen politischen Neuordnungen Deutschlands steht Weiß mit dezentem Schwarz bis heute für die deutsche Fußballnationalmannschaft. Bis zur WM 1986 in Mexiko änderte sich daran nichts. In Mexiko lief das DFB-Team dann erstmals mit den drei Streifen von Adidas auf und Teile des Kragens wurden in den Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold gehalten. Die Designelemente in den deutschen Nationalfarben änderten immer wieder und versuchten, die jeweiligen Turniertrikots stylisch zu prägen. Spätestens mit dem WM-Titel in Italien 1990 begann der Hype um die Trikots der großen Mannschaften und schon die Nachwuchskicker trugen zum Training ihrer Dorfmannschaft die Shirts von Klinsmann, Brehme und Co. Fortan versuchten sich die Experten der Trikot-Design-Welt von Jahr zu Jahr mit gewagten Ideen gegenseitig zu überbieten.

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#WMSerie90: So sah der Weg zum Titel aus: http://t.co/XjCAHkGPFC #DFBHistory #Finale90 #Weltmeister pic.twitter.com/Fr1tkYP3yz
— DFB-Team (@DFB_Team) 8. Juli 2015

Da die Auswärtstrikots in einer Ausweichfarbe gehalten werden müssen, toben sich die DFB-Designer schon seit Jahren vor allem an diesem Trikot aus. Die Mannschaft lief meist mit der DFB-Logo-Farbe Grün auf, doch kam ab 2004 Rot dazu, dann Rot-Schwarz und schließlich wieder Grün. Bei der WM vergewaltigten sie unsere Augen aber auch schon mal mit der durchaus langweiligen Mischung aus Grau und Schwarz–dass die Weltstars um Carsten Ramelow und Jens Jeremies mit noch langweiligerem Fußball durch Zufall ins WM-Finale kamen, lag wohlmöglich auch an diesen Trikots.

Fans, Medien und Modemacher müssen sich in Zukunft aber eins vorwerfen lassen: Wir haben völlig zu Unrecht gemeckert und all die Jahre diverse Trikotdesigns kritisiert. Selbst der langjährige Hausdesigner des VfL Bochum, der mit dem Faber-Regenbogen-Trikot und diversen anderen Ausrutschern ein leider noch nicht aufzufindender Kultdesigner geworden ist, muss sich nicht mehr verstecken. Auch die Neonaffen, die es in den letzten Jahren sehr lustig fanden, aus den Spielern von Chelsea London und dem FC Barcelona bei Auswärtsspielen Warnleuchten zu machen, dürfen ebenso aufatmen, wie auch der leicht verrückte und offensichtlich farbenblinde Spezialist, der die Bayern neben dem „weißen Ballet" von Real Madrid mal als „goldene Hampelmänner" zu etablieren versuchte. All das ist Geschichte.

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Modisches Highlight oder krasser Fauxpas? Das FABER-Trikot ist unser Trikot des Monats. http://t.co/nBal0QHkyE pic.twitter.com/yQKHcHDc7L
— Aus Liebe zum Spiel (@3zwo5) 16. Juli 2015

Der Express hat nämlich die neuen Auswärtstrikots der Deutschen Fußballnationalmannschaft für die EM 2016 präsentiert. Das Trikot ist grau mit gewebten dunkelgrauen Querstreifen und weißen Längsstreifen unter den Achseln. Die Ärmel sind grün und neongelb abgesetzt. Hosen und Stutzen sollen schwarz sein. Zusammengefasst: richtig hässlich mit einer Prise fehlendem Geschmack. Dazu kommt noch ein Schlag allgemeines Unverständnis. Twitter und andere Kanäle laufen seit Stunden heiß. Positive Stimmen bleiben so gut wie aus.

Das neue Design und die Farben Grau und Grün sollen bewusst an ein Trikot aus dem Straßenfußball erinnern. Das besondere Extra: Der neue Auswärtsdress ist ein Wendetrikot! Dreht man es um, ist es neongrün und kann als Leibchen genutzt werden. Auf dem Leibchen werden zusätzlich noch zwei Wörter eingestickt: „Bolzen. Pöhlen." Jürgen Klopp gefällt das. Uns nicht.

Wenn das hier ein Trikot ist, dann ist Kotze auch Essen. #EMTrikot #dfb pic.twitter.com/r2vjHe6yQf
— Jan Köppen (@koeppenjan) 31. Juli 2015

Fakt ist: Wir haben uns all die Jahre zu Unrecht über schlechte Trikotdesigns aufgeregt, denn der Endgegner wartet im nächsten Jahr auf uns. Das bunte Allerlei aus den 90ern ist wesentlich schöner als die Mischung Grau und Neongrün. Stellt sich nur die Frage, ob diese farbliche Kombination gerade in Mode ist oder—was weitaus wahrscheinlicher ist—ob ein Orangutan mittels einer Designsoftware die Trikots entwerfen durfte. Oder fallen wir alle auf einen miesen Scherz rein und das neue Trikot sieht ganz anders aus? Wir hoffen es. Am 11. November wollen Adidas und der DFB das Trikot vorstellen.

Den Weg zu diversen Modefachleuten können wir uns sparen, denn egal wie wenig Geschmack oder Modegespür wir haben: Das Trikot ist ziemlich hässlich. Auch nach längerem Betrachten können wir uns an den Anblick nicht gewöhnen. Es wird nur schlimmer.