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Einführung in den Zwergenweitwurf

Vor kurzem entdeckte ich, dass der Freund eines Freundes, Jared Hess, einen Dokumentarfilm über Zwergenweitwurf dreht.

Zwergenweitwurf ist eine Kneipensportart, bei der man einen kleinen Menschen einen Gurt umlegt und ein größerer Typ, mit der Statur eines griechischen Ringers den kleinen Menschen greift und soweit schleudert wie es ihm möglich ist. Normalerweise wird es wie ein Wettkampf ausgetragen, dessen Ziel es ist das Ding (in diesem Fall eine Person) soweit zu schleudern wie es nur geht.

Vor kurzem entdeckte ich, dass der Freund eines Freundes, Jared Hess (nicht der gleiche Typ, der Napoleon Dynamite gedreht hat) einen Dokumentarfilm über dieses Thema dreht. Nach ein paar kurzen E-Mails mit ihm fand ich heraus, dass Zwergenweitwurf seit 1989 illegal ist und dass die Doku den Abenteuern eines Zwergs namens Dave folgen wird, der darauf pocht, dass dieses Verbot seine Würde als Mensch einschränkt.

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Vor kurzem rief ich Jared an und sprach mit ihm über Zwergenwerfen in Kneipen.

Vice: Was genau ist Zwergenweitwurf?

Jared: Normalerweise wird es in einer Kneipe oder Bar veranstaltet und gegen Bezahlung darf sich jemand einen Zwerg greifen und sehen wie weit er ihn schleudern kann.

Aha. Wie entstand Zwergenweitwurf? Und wie kam es dazu, dass sowas überhaupt jemals legal war?

Nun, ein Gerücht besagt, dass es in Australien erfunden wurde, aber das ist nicht wirklich wahr. Die wahre Geschichte lautet, dass einem Typen namens G. Michael Harris, dem eine Kneipe in Florida gehörte, einmal ein kleiner Mensch in seinen Laden lief und er war zu just diesem Moment auf der Suche nach einem Weg um mehr Leute anzuziehen, also erfanden sie die Geschichte vom australischen Zwergenweitwurf. Der Name der kleinen Person lautete „Midge“, ich fand das sehr lustig. Er arbeitete zuvor für einen Zirkus, also kannte er sich damit aus, wie man sich richtig abrollt und all sowas.

Der Grund, weswegen es verboten wurde war schließlich der Tod von Midge. Er war Alkoholiker und stieß sich bei einer Veranstaltung den Kopf an und verblutete. Also nahm die Organisation LPA, die „Little People of America“, das zum Anlass zu sagen, dass Zwergenweitwurf unmenschlich sei.

Worauf liegt der Hauptfokus in deiner Dokumentation?

Eigentlich begleite ich nur diesen Typen, Dave Flood. Er war mal eine Berühmtheit, aber wurde ein zu großer Fan von Alkohol und Drogen und versucht nun seinen Ruhm wiederzuerlangen. Er ist sowas wie ein kleiner Mickey Rourke. Er benutzt Zwergenweitwurf also dazu, um wieder auf die Titelseiten zu gelangen.

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Ist Dave ein erfahrener Zwergenweitwerfer, oder besser Geworfener?

Nein, bislang hat er noch an keiner Veranstaltung teilgenommen. Eigentlich übt er gerade noch. Wir haben die Verwandten seiner Freundin in Polk County, Florida besucht und das ist ein einziger Trailerpark. Dort probt er nun mit einem Gummiseil.

Was für ein groteskes Bild. Irgendwie erinnert mich deine Doku ein wenig an The King of Kong. Ein Versager, der der Welt beweisen will, dass er eben keiner ist in dem er etwas vollkommen verrücktes tut.

Ja, es ist wirklich irgendwie wie The King of Kong, trifft The Wrestler, trifft Rocky.

Ihr habt also viele Trainingszenen im Film?

Ja, einer von Daves engen Freunden ist ein Zwergen-Wrestler. Er und Dave trainierten ein paar Mal und er versuchte ihm beizubringen richtig zu fallen, ohne sich zu verletzen. Dave ist ja auch nicht mehr der Jüngste, also half er ihm dabei einen strikten Trainingsplan aufzustellen. Oh und habe ich erwähnt, dass Dave in einem Stripclub arbeitet?

Nein. Erzähl mir mehr.

Also, er arbeitet in einem Stripclub und verdient sein Geld damit als DJ Amateurnächte und solche Sachen anzusagen. Soweit es den Film betrifft, zeigen wir wie Dave seine Nische im Leben gefunden hat.

Er hat da wirklich so eine Mickey Rourke Sache wie in The Wrestler am Laufen. Wie behandeln ihn die Stripperinnen?

Nun, um Dave zu zitieren: „Ich weiß nicht, ob sie es ernst meinen, ob sie dumm sind, oder nur geil, aber ich bekomme mehr Pussy als ein Tampon.“

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Gut für ihn. Ja und seine Freundin ist normal gewachsen nur mit falschen Titten. Es ist witzig. Als ich ihn bat, einen Arzt aufzusuchen, der ihn durchchecken sollte um festzustellen, ob er auch fit genug für die Sache ist, sagte er „OK“ und besuchte seinen Kumpel, einen Schönheitschirurgen.

Es passt irgendwie wie die Faust aufs Auge, dass Dave in Florida lebt. Dieser Staat hat eine seltsame Vergangenheit in Bezug auf kleine Menschen.

Ja, es gibt eine Stadt namens Sweetwater, die wirklich von einer Gruppe Zirkuszwergen aus Russland gegründet wurde.

Wow, ich habe mir das mal auf Wikipedia durchgelesen und anscheinend hat selbst die Post dort einen Schalter extra für kleine Menschen.

Das macht total Sinn. Manchmal vergesse ich, dass Dave klein ist und dann stelle ich wieder fest, dass er wirklich nicht viel höher ist als mein Knie. Ich meine, er kann nicht mal auf einer regulären Toilette pissen, also muss er in den Abfluss am Boden pinkeln, oder direkt auf den Parkplatz.

Das ist scheiße.

Er ist irgendwie ein tragischer Held. Zwergenweitwurf ist ja im Moment nicht einmal ein Thema für die LPA. Ich finde es seltsam, dass sie sich gar nicht mehr damit beschäftigen und denken, dass sie ihre Rolle in der Gesellschaft gefunden hätten, was aber einfach nicht der Fall ist. Sie bekommen immer noch keine Arbeitsplätze und als ich einmal auf einer ihrer Versammlungen war, war das Thema ausschließlich wie man einen Job bekommt. Das ist traurig.

Dave sagt selbst, dass es zwei verschiedene Blickwinkel gibt, mit denen man auf das Leben eines kleinen Menschen schauen kann. Man kann es verbissen sehen und sagen: „Starrt mich nicht an, ich bin genauso wie ihr.“ Oder man sagt „Hey, seht mich an! Ich habe vom Leben eben diese Hand Karten ausgeteilt bekommen. Ich werde Spaß haben und ein glückliches Leben führen.“ Dave meint zudem „Das ist keine Ausbeutung, das ist Marktwirtschaft. Ich suche mir meinen Lebensstil aus und verdiene mir so ein angenehmes Leben.“