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Wood Pushers

Skateparks den Skatern

Neue Skateparks werden in Österreich leider oft dazu gebaut, damit Dorfprolos ihre Mopeds auf den Rampen testen und Bierflaschen daran zerschlagen können. In Wien ändert sich das langsam, wie man am neuen Skateplaza am Neubaugürtel erkennen kann.

Neu errichtete Skateparks sind in ganz Österreich mit Vorsicht zu genießen. Vor allem in kleinen Gemeinden am Land lässt die Nachricht vom neuen Skatepark Hosenzelte bei den drei bis vier Dorfskatern entstehen, während die restlichen 15 Bauern schon drauf warten, ihre Mopeds auf den Rampen zu testen und Bierflaschen im Park zu zerschlagen. Die große Enttäuschung für die Skater kommt dann spätestens am Tag der Eröffnung—Firmen, die es sogar fertig bringen, Fußballpätze zu vergewaltigen, "ultimative Skategeräte" anpreisen und verpixelte Fotos veröffentlichen, auf denen Skater Millisekunden bevor sie sich ihr Brett in der Arschritze versenken, abgebildet sind—haben leider meist die billigsten Lösungen im Angebot. Dass sich eine einzige gute Rampe für die tatsächliche Nutzung des Platzes wesentlich mehr rentieren würde als ein ganzer solcher Park, interessiert die Zuständigen meist leider wenig.

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Darko auf dem Curb, das 3rd & Army in San Francisco nachempfunden ist.

Zum Glück verändert sich die Situation diesbezüglich zumindest Wien nun schon seit einigen Jahren und so hat es die Stadt tatsächlich geschafft, bei der Planung des neuen Skateplaza am Neubaugürtel, auch einen „echten“ Skater zu Rate zu ziehen. Darko Stevanovic, angehender Landschaftsarchitekt und langjähriger Skater aus Wien, war bei der Planung und Realisierung, des Projektes involviert und musste die zuständigen Landschaftsarchitekten schon beim ersten Treffen davon überzeugen, dass ihr Entwurf zwar gut gemeint, zum Skaten aber leider Scheiße war. Mit Hilfe eines Tiefkühlpizzaschachtel-Modells ist ihm das auch tatsächlich gelungen und die Zuständigen haben scheinbar verstanden, dass es am meisten Sinn macht, zuerst die Nutzer eines Platzes zu fragen, bevor man zu bauen beginnt. Der finale Entwurf des Platzes ist an beliebte Skate-Städte wie San Francisco und Barcelona angelehnt und sehr Bank-lastig. Das liegt nicht nur am Mangel der Schrägen, die in Wien in „freier Wildbahn“ vorkommen, sondern vor allem auch an der Statik des Platzes. Weil er sich nämlich über einer alten U-Bahn-Trasse befindet, war es nicht möglich, einen Entwurf im klassischen Skatepark Stil umzusetzen, weil das schlichtweg zu schwer für den Platz wäre. Beim Zuschlag für das EU-finanzierte Projekt wurde dann wieder ganz polit-like keine spezielle Skatepark-Firma angeheuert, sondern der billigste Anbieter. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das Betonteile fertigt, sich den Auftrag zutraut und bis dato nichts mit Skaten zu tun hatte. Ein kleiner, feiner Unterschied zu einer "echten" Skateparkfirma ist allerdings, dass diese lediglich für die Bauteile zuständig war und noch viele andere Firmen angeheuert werden mussten—eine für den Unterbau, eine für das Verlegen des Granits, eine für den Asphalt, eine für die Vegetation rundherum und so weiter. Darüber, ob das Ganze unterm Strich wirklich billiger war, kann ich nur mutmaßen—anzunehmen ist es natürlich nicht.

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Zumindest wird die Bank eine Challenge.

Darko war also ab dem Zeitpunkt, zu dem er involviert war, so etwas wie ein "Skate-Consultant" für die Stadt und verbrachte den Großteil seines Sommers, natürlich zum Nulltarif, auf der Baustelle: „Als die Betonelemente gekommen sind, traten schon die ersten Probleme auf. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt war ich in Italien auf Urlaub, als ich aktuelle Fotos von der Baustelle zugeschickt bekommen habe. Gewisse Höhen waren falsch, ein Fundament war zu klein und die Bank wurde zu steil geliefert. Zuerst wollte mir keiner glauben: "Du kannst nicht anhand von Fotos Fehler erkennen!" Ich ließ aber nicht locker, schließlich kannte ich jeden Millimeter meines Designs. So geschah es, dass ich mit Hilfe einer iPhone App die Fehler aufzeigte und sie damit überzeugte dass etwas passieren muss, da sonst einige Elemente ihre Funktion verlieren würden."

Obwohl die Bank nicht mehr ganz zu retten war, ist Darko recht zufrieden mit dem Endresultat und auch mit der Zusammenarbeit mit der beteiligten Firma und den Architekten. Schließlich konnte er in diesem Fall Schlimmeres vermeiden.

Das Skateplaza am Neubaugürtel befindet sich gleich neben dem Urban-Loritz Platz. Ab 31. Oktober 2013 kann hier los geskatet werden.

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