FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Erdogan will jetzt auch Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner vor Gericht zerren

Und sein Medien-Star-Anwalt zieht bei seinem Mandanten Parallelen zu Opfern von Massenvergewaltigungen.

Foto: imago | Zuma Press

OK, Erdoğan dreht jetzt völlig ab. Er will nun auch Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner anklagen. Döpfner hatte vor einem Monat in einem offenen Brief um Solidarität mit Böhmermann geworben und in dem Welt-Artikel unter anderem erklärt: "Ich möchte mich, Herr Böhmermann, vorsichtshalber allen ihren Formulierungen und Schmähungen inhaltlich voll und ganz anschließen und sie mir in jeder juristischen Form zu eigen machen. Vielleicht lernen wir uns auf diese Weise vor Gericht kennen."

Diese und vermutlich noch weitere Formulierung in dem Artikel müssen dem türkischen Staatschef bitter aufgestoßen sein, denn jetzt beantragte er eine einstweilige Verfügung gegen den Springer-Chef. Doch wie der Spiegel berichtet, habe das Landgericht Köln bereits schon angedeutet, dass man der einstweiligen Verfügung eher nicht stattgeben werde. Vertreten wird Erdoğan auch in dieser Sache von seinem Medienanwalt Ralf Höcker, der ihm raten werde, in die zweite Instanz zu gehen, sofern die Andeutung sich bewahrheiten sollte.

Aber es kommt noch viel besser, denn Höcker vergleicht das Schicksal seines Mandanten—also dem repressiven und die freie Presse unterdrückenden Staatsoberhaupt—mit dem eines massenvergewaltigten und wehrlosen Opfers: "Es ist wie bei einer Massenvergewaltigung: Wenn einer anfängt, kriechen alle aus den Löchern und machen mit. Vor allem, wenn es das Opfer angeblich nicht besser verdient hat. Wir müssen als Gesellschaft aufpassen, wenn der dünne Lack der Zivilisation blättert und kollektive Enthemmung losbricht. Herr Erdoğan ist ein Mensch, und die Menschenwürde ist unantastbar."

Wenn es das liest, weiß das Auge echt nicht, ob es vor lauter Lachen oder Fassungslosigkeit Tränen vergießen soll.