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Die Verurteilung von Jeremy Hammond wird Aktivisten nicht stoppen

Für Hacktivisten ist das Cyberspace das neue Schlachtfeld in einem viel größeren Krieg für Demokratie - und so leicht kapitulieren sie nicht.

Am 15. November 2013 wurde der Anonymous und LulzSec Hacker Jeremy Hammond zu zehn Jahren Haft verurteilt, nachdem er letztes Jahr ein Geständnis über den Stratfor Hack und andere Verbrechen im Bereich des Computermissbrauchs, abgelegt hat. Jetzt, wo die Regierung mit Hammond ein Exempel statuiert hat, stellt sich die Frage, was das für die Zukunft des ethisch und sozialverantwortlichen Hacken bedeutet.

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Angesichts der Folgen für Hacktivismus, hilft es vielleicht, wenn wir uns an den öffentlich Tenor nach den Enthüllungen von Chelsea Manning als WikiLeaks Whistleblower erinnern. Als die Regierung ihren Fall gegen Manning aufbaute, haben viele gesagt, dass dies einen Abschreckungseffekt haben könnte. Dann, zwei Jahre später, kam der Whistleblower Edward Snowden, der sehr genau wusste, dass ein gerechtes Verfahren nicht in Reichweite war, aber trotzdem deckte er die Massenüberwachung der NSA auf.

Manning war kein Hacker, aber in einem Memorandum der Urteilsverkündung sagten Hammonds Anwälte, dass er von dem in Haft sitzenden Whistleblower inspiriert wurde. Ähnlich wie Manning, empfand Hammond, wenn jemand Zugang zu Informationen hat, die politische und gesellschaftliche Verbrechen preisgeben, ist es eine ethische und moralische Notwendigkeit, diese der Öffentlichkeit mitzuteilen. In einer etwas verzerrteren Art und Weise wandte Hammond seine Überzeugung an. Er drang in private Datenbanken ein und nahm eine Reihe von Protest-Hacks gegen Stratfor, dem Arizona Department of Public Safety, der FBI-Virtual Academy, der Jefferson County, Alabama Sheriff Office und anderen Organisationen vor.

Wie auch Manning und Snowden, war sich Hammond der starren Bundesanwaltschaft und einer eventuellen Verurteilung unter dem Computer Fraud and Abuse Act (CFAA) bewusst. Hammond ging das Risiko trotzdem ein. Für ihn überwiegenten die ethischen und moralischen Verpflichtungen der psychischen und physischen Qualen der Gefangenschaft. Er war, um mich einer Idee von Autor Eric Hoffer zu bediehnen, ein wahrer Gläubiger einer größeren Sache - eine offene Gesellschaft mit einem offenen und freien Internet. So scheint es, dass Hammond nicht vom Fall Mannings abgeschreckt wurde, sondern eher davon ermutigt wurde.

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Womit Hammond nicht rechnete, war die Tatsache, dass das FBI seinen LulzSec Kumpel, Sabu, zu einem Lockvogel machten. Auch wenn es technisch gesehen keine Falle war - das FBI hätte offenkundig illegale Aktionen vorschlagen müssen - denn die Rolle Sabus als Informanten hat Hammond auf bestimmte Art beeinflusst. Sabu war mehr oder weniger ein Cheerleader für Anonymus und LulzSecs Bemühungen und hat nicht gegen die Hacks abgeraten, nicht einmal mehr nach seiner Entlarvung, besonders nicht im Zusammenhang mit Hammond.

Könnte dies eine Pause für andere ethisch- und sozialverantwortliche Hacker sein? Es ist durchaus möglich. Dank Sabu können sich Hacker jetzt nicht mehr sicher sein, ob die Regierung heimlich anonyme Hacker Protestbewegungen manipuliert.

Bedeutet das, dass die Zeit der ethischen Hacker gestorben ist? Solange es Regierungs-, industrielle- und finanzielle Kriminalität gibt, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch sozialbewusste Hacker geben. Sicher, Hacker müssen nun zwischen 10 Jahre Haft und ihrem Wunsch offizielle Korruption und Fehlverhalten aufzudecken, abwiegen, und zwei Mal über ihre Wahl von Komplizen nachdenken; aber für manche wird es das wert sein.

Die Weltgeschichte ist voll von gewaltlosen Radikalen und Aktivisten, die politischen Wert im inhaftierten Märtyrerstatus finden. Wir haben diese risikoreiche Mentalität im Arabischen Frühling gesehen, in Ländern, wo die Bestrafung wesentlich härter ausfallen kann, als in den USA, in manchen Fällen sogar tödlich.

Die simple Wahrheit ist, dass für viele Aktivisten das Brechen des Gesetzes notwenig ist, um die Dinge aufzudecken, die sie als viel schlimmere Verbrechen empfinden. Das ist das wahre Zeichen zivilen Ungehorsams. Genauso auch das Schicksal eines Whistleblowers, ob sie nun offiziellen Zugang du den Datenbänken haben oder die digitalen Barrieren brechen, um an sie zu gelangen.

Letztendlich kann die Verurteilung von Jeremy Hammonds auch die gegensätzliche Wirkung haben, die von der Regierung beabsichtigt war: der inhaftierte Hacker wird zu einer Quelle der Inspiration. Genau genommen ist es sehr wahrscheinlich, dass Hammond, ähnlich wie Manning, schon jetzt zu Inspiration für viele politisch motivierte geworden. Für solche Hacktivisten ist das Cyberspace das neue Schlachtfeld in einem viel größeren Krieg für freie und offene Demokratie. Und so leicht kapitulieren sie nicht.