FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Niantic hat einen guten Grund, alle Karten für Pokémon Go zu sperren

Mit einer leicht tollpatschigen Grafik und einem beschwichtigenden Blogpost kämpft der Entwickler gegen das PR-Desaster..
Mit einer eigens gebastelten Grafik unterstrich Niantic die schwerwiegende Belastung der eigenen Server durch sogenannte Drittanbieter. Bild: Screenshot Niantic

Pokémon Go-Entwickler Niantic hat in den vergangenen Wochen nicht gerade durch Transparenz und wirksame Öffentlichkeitsarbeit geglänzt. Stattdessen verärgerte man die weltweite Pokémon Go-Fangemeinde durch spärlich kommentierte Updates und eine schwer nachvollziehbare Kommunikations- und Veröffentlichungsstrategie.

Spätestens mit der kompletten Abschaffung des Fußspuren-Features, das vorher bereits aufgrund eines Bugs wochenlang für Missstimmung gesorgt hatte, eigentlich aber sehr praktisch war, um Pokémon auszuspüren, sowie dem Sperren des Zugriffs für Drittanbieter scheint nun für viele Spieler das Ende der Fahnenstange erreicht: Pokémon Go purzelte im App-Store auf magere 1,5 Sterne. Das Spiel droht somit zum Flop zu werden und seine in Rekordtempo angehäuften Spielermassen schon wieder zu verlieren. Wie soll man ohne Tracking-Anbieter á la Pokevision, die dir anzeigen, wo ihr wann welche Pokémon fangen könnt, und ohne das Fußspuren-Feature auch den persönlichen Pokédex auf Vordermann bringen, ohne auf gut Glück kilometerweit durch die Stadt latschen zu müssen?

Anzeige

@PokeVisionGo I also tried to go outside without Pokevision earlier pic.twitter.com/FKN1WYypOT
— Pokevision (@PokeVisionGo) 29. Juli 2016

Ob die Entwickler nun einfach nur besorgt waren angesichts der einbrechenden Nutzerzahlen oder sich den Wünschen der Community wirklich widmen wollten: Niantic hat sich nun auf dem hauseigenen Blog erstmals zum Thema Drittanbieter geäußert. Grund für das Sperren jeglicher Tracking-Sites sei das Schonen der Pokémon Go-Server, welche ja bereits kurz nach dem Start unter dem erheblichen Andrang kurzzeitig kollabiert waren. Auch der von Niantic in verschiedenen Ländern bewusst sukzessive und immer wieder verzögerte durchgeführte Launch dank global verfügbaren APK-Dateien konnte da keine Linderung verschaffen.

Und so schreibt Niantic-CEO John Hanke höchstpersönlich: „Ein Produkt wie Pokémon Go großflächig zum Laufen zu bringen, ist eine Herausforderung. Diese Herausforderung wurde noch größer, indem Drittanbieter versuchten, außerhalb des Spiels auf verschiedene Weise auf unsere Server zuzugreifen."

Auch der gestrige Launch des Spiels in Brasilien—einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio—wäre durch die „aggressiven Bemühungen" von Pokémon-Tracking-Websites wie PokéVision verzögert worden. „Weil es einiges an öffentlichen Diskussion darum gab, wollten wir aufklären, warum wir es [Sperrung der Drittanbieter] getan haben und diese scheinbar harmlosen Websites und Apps unsere Möglichkeiten einschränken, das Game neuen und schon existierenden Spielern zur Verfügung zu stellen", erklärt Hanke

Anzeige

Die spartanische Grafik, die er dann in seinen Blogpost einbindet, um zu untermauern, wie sehr die Tracking-Websites die Server-Ressourcen Niantics in Anspruch genommen hätten, mutet zwar etwas holzschnittartig an, aber ist immerhin ein echter Schritt in Richtung öffentlicher Kommunikation:

So versteht nun auch der letzte Nörgler, dass PokéVision und Co wirklich hart an den Server-Kapazitäten genagt haben müssen und sich seit der Sperrung der Drittanbieter die Server-Beanspruchung mehr als halbiert hat.

Um zukünftig Schutz vor sogenannten Scrapern zu bieten, seien nun Niantic-Entwickler im Einsatz, die verhindern sollen, dass Drittanbieter die neuen Restriktionen umgehen. „Es ist erwähnenswert, dass einige der Tools, mit denen auf unsere Server zugegriffen wird, außerdem als Plattformen für Bots und Cheating fungieren, was sich für alle Trainer negativ auswirkt. Ob nun Leute einfach Geld machen wollen oder sich enthusiastische Fans dahinter verbergen: Der negative Effekt ist derselbe."

Und so blieb den Machern von PokéVision auch bisher nichts anderes übrig als einen öffentlichen Bittbrief an Niantic abzusetzen, der Entwickler solle doch auf seine Fans hören. Laut Angaben von PokéVision hätten von 50 Millionen weltweiten Pokémon-Spielern ganze 11 Millionen die Dienste der Tracking-Website genutzt, als diese noch verfügbar war.

John Hanke versprach derweil, dass Niantic aktiv an einem Comeback des Fußspuren-Features arbeite. In der Zwischenzeit bleiben den Spielern immer noch Tools wie der von Fans gepflegte

PokéRadar

, wo die Sichtungen von Pokémon noch manuell eingetragen und upgedatet werden.