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Hangover News, 20. Juni 2016

Audis und der Reichsparteitag, frauenfeindliche Fußballfans und Görings wirklich letztes Höschen: Alles Wichtige, was Du verpasst hast am Wochenende.

Die Regenbogenparade zieht durch Wien, die Fußball-Kommentatorin des ZDF muss sich weiter mit Sexismus rumschlagen, in Neuseeland werden Avocados geklaut und Görings letztes Höschen kam unter den Hammer. Willkommen bei den Hangover News.

Bundeskanzler Kern spricht auf der Regenbogenparade

Am Samstag zogen laut Veranstalter bei der Regenbogenparade etwa 130.000 Menschen über den Ring—obwohl, oder gerade weil es keine sieben Tage her war, dass in einem Schwulenclub in Orlando 49 Menschen ums Leben gekommen sind. Die Ereignisse zeichneten sich deutlich in der Gestaltung der Wägen ab, die vermehrt Banner mit Slogans wie etwa "We stand with Orlando" trugen. Auch der Moment des Gedenkens, bei dem die gesamte Parade für eine Minute stillstand, war dieses Jahr besonders den Opfern von Orlando gewidmet.

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Eine Österreich-Premiere und darüber hinaus eine europaweite Seltenheit gab es mit der Ansprache von Bundeskanzler Christian Kern bei der Abschlusskundgebung im Regenbogenpark. In der 21-jährigen Geschichte der Regenbogenparade war es das erste Mal, dass ein amtierender Bundeskanzler an der Demonstration teilnahm. Parallel zur Regenbogenparade fand am Albertinaplatz der Marsch für die Familie statt, auf dem etwa 200 Menschen für ein traditionelles Familienbild und gegen Abtreibung eintraten. Nicht zu verwechseln mit dem Marsch für Jesus, der unmittelbar vor der Regenbogenparade über den Ring zog—und mit dem sich die Veranstalter der Regenbogenparade problemlos arrangieren konnten.

Fußball bleibt sexistisch

Foto: imago | APress

Am 11. Juni wurde in Deutschland Fußballgeschichte geschrieben: als erste Frau überhaupt hat Claudia Neumann für das ZDF zwei Spiele der Männer-EM kommentiert. Doch Frauen im Fußball scheinen auch 2016 immer noch ein Problem für einige Männer zu sein. Statt Respekt für ihre Arbeit schlägt ihr im Internet vor allem Sexismus und Hass entgegen.

Zum Glück sehen das nicht alle so. "Die Fähigkeit, ein wichtiges Fußballspiel zu kommentieren, ist keine Frage des Geschlechts, sondern eine Frage von Kompetenz" heißt es auf Change.org. In einer Petition, gerichtet an ARD und ZDF, fordert ihr Initiator Dirk Schoenmarks, dass Neumann im Finale der Europameisterschaften kommentieren soll. Knapp 13.000 Menschen haben sie bis zum Sonntagabend unterzeichnet.

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Wenn ihr unterzeichnen wollt, könnt ihr das hier tun. Wenn ihr was dagegen habt, könnt ihr das für euch behalten.

Audi, die Bildzeitung und der Reichsparteitag

Sagen wir es mal so: die Bildzeitung ist nicht gerade für ihre niveauvolle Berichterstattung oder ihr besonderes Fingerspitzengefühl bekannt. Was sich Auto Bild allerdings für ihren Test mit getunten Audis ausgedacht hat, ist so unterirdisch, dass sie es wohl selbst eingesehen haben:

Screenshot von bild.de

Der Artikel ist mittlerweile gelöscht. Wer sich fragt, wo hier jetzt das Problem sein soll: Das Gebäude dort im Hintergrund ist die ehemalige (und niemals fertig gestellte) Kongresshalle auf dem das Gelände des Reichsparteitages in Nürnberg. Seit 1933 hielten Adolf Hitler und die NSDAP hier ihre Propagandaveranstaltungen ab. In dem halbrunden Gebäude befindet sich jetzt ein Dokumentationszentrum.

Na, wer weiß, was für eine coole Location @BILD für dieses #Audi-Shooting gewählt hat. Tipp: irgendwo in Nürnberg. pic.twitter.com/HpU5V9r2Bz
— Thorsten Denkler (@thodenk) 18. Juni 2016

Auf Twitter wurde die Bildzeitung gefragt, was um Himmelswillen sie sich die Redakteure von Auto Bild dabei gedacht haben, genau vor diesem Hintergrund ihren Auditest zu inszenieren. Eine Antwort bleibt sie bis jetzt schuldig.

Avocadoklau in Neuseeland

Sie kommen nachts, mit Werkzeug, Taschenlampen und Bettlaken ausgerüstet, und der Schaden, den sie anrichten, ist enorm. Schon 30 bis 40 Mal hat im Norden Neuseelands eine Bande Avocadodiebe zugeschlagen doch erst ein oder zwei Diebe konnte die Polizei bis jetzt schnappen. Der Polizeisprecher in Tauranga, einer Stadt in der betroffenen Gegend, erklärte der DPA, die Diebe pflücken die Früchte entweder direkt vom Baum, manchmal sammelten sie sie auch in Bettlaken. Die tiefer hängenden Früchte würden sie mit Harken holen, ergänzte die Chefin des Avocadobauernverbandes.

Als Grund für den Avocadoklau vermutet die Polizei die gestiegenen Avocadopreise. Seit wenigen Jahren erleben die gesunden Früchte in Europa einen Boom. Weil die kleinen Betriebe die Nachfrage kaum befriedigen können, ist der Preis für eine einzige Avocado auf umgerechnet 3,75 Euro gestiegen. Zum Vergleich: In unseren Supermärkten kostet eine Avocado zwischen 99 Cent und 2,75 Euro. Die kommen allerdings aus Holland, Peru oder Spanien, die neuseeländischen Früchte sind vor allem für den heimischen Markt bestimmt. Es wird vermutet, dass die Diebe die Avocados auf Wochenmärkten verkaufen. Das würde bei den Kunden allerdings zu Enttäuschungen führen, denn die Früchte sind noch nicht reif und deswegen ungenießbar, teilte der Bauernverband mit. Denn obwohl die Avocados nachreifen, müssten sie mindestens bis August am Baum hängen bleiben.

Nazi-Devotionalien in München versteigert

Foto: imago | Unites Archives International

Die Unterhose von Hermann Göring hat Dokumentationskraft. Das zumindest sagt Wolfgang Herrmann, Betreiber des Auktionshauses "Hermann Historica" in München. Und deswegen scheint es wohl auch kein Problem für ihn gewesen zu sein, trotz Protesten des Zentralrats der Juden und Kritik von Münchens Oberbürgermeister am Wochenende 169 Nazi-Relikte zu versteigern. Der verstorbene Arzt John K. Lattimer aus den USA hatte sich während der Nürnberger Prozesse um die Angeklagten gekümmert und dabei alles abgegriffen, was ihm von Hitler, Göring und Konsorten in die Finger fiel.

Jetzt ist er tot und die Unterhosen, Brillen, Jacken und Kleider sollten einen neuen Besitzer finden. Der Käufer ist ein unbekannter Argentinier, der für gut 600.000 Euro fast 60 Teile ersteigerte. Darunter eine Röntgenaufnahme von Adolf Hitler, der Hundesteuerbescheid seines Schäferhundes, Görings Giftkpaseldöschen, seine Fliegeruhr und eben auch seine seidene Unterhose. Auf Nachfrage der Bild sagte der Mann, er sei aus Argentinien. Nach Kriegsende hatten sich dort viele Nazis verkrochen, um juristischen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. Seine Errungenschaften seien für ein Museum, sagte der Käufer. Welches, wollte er nicht sagen.