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Vice Blog

Eurotash

Wir haben diesen Sommer an einem Buch namens Eurotash gearbeitet. Es geht darin um Schnauzbärte und Europa. Um damit durchzukommen, mussten wir uns Schnauzer wachsen lassen und zu wetteifrigen kleinen Hurensöhnen werden. Was konnte uns also schneller ans Ziel—der Fertigstellung unseres Buchprojekts—bringen, als bei den World Moustache Championships in Grundau teilzunehmen?

Ich bin noch nie irgendwelchen anderen Journalisten über den Weg gelaufen, die sich genauso schonungslos in alles hineinstürzen, wie wir. Jetzt wo das gesagt ist, muss ich zugeben, dass wir mittlerweile über den ein oder anderen Trick verfügen, der alles einfacher macht. Augenmasken und Ohrenstöpsel landen schneller in unserem Gepäck als alles Blöcke und Kameras zusammen. Ich will aber trotzdem darauf hinweisen, dass Steve und ich nicht schwul sind. Nicht, dass wir was dagegen hätte, aber auf jedem zweiten Bild von uns sieht man uns irgendwie nebeneinander schlafend. Es wird immer schwieriger die Mädchen davon zu überzeugen, dass wir nicht nur mit ihnen ausgehen, um ihre Schuhe zu zocken.

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Offensichtlich haben nur 50% aller Frauen etwas für Männer mit Bärten übrig. Bei der Meisterschaft stellte sich die Frage jedenfalls nicht, mit welcher Hälfte wir es hier zu tun hatten. Die Mädchen rutschten regelrecht von ihren Stühlen je mehr haarige Männer auf der Bühne erschienen. Diese beiden hier haben ihre Ehemänner und Hunde zurückgelassen und haben in Virginia ein Flugzeug bestiegen, um für ein langes Wochenende nach Deutschland zu kommen. Wir sind dann gegangen, als sie mitten in irgendeiner Art Haarorgie steckten. Mit kleinen Bärtchen wie unseren waren wir nämlich allenfalls so sexy wie Syphilis.

Liebevoll gezüchtete Bärte für einen Mann so ziemlich das, womit er den gigantischen Silikontitten von Frauen am nächsten kommen kann. Als die Juroren ihre Schilder hoben um eine saubere Reihe von lauter zehnen zu zeigen, zuckte er erst zusammen, dann fuchtelte er durch die Luft, nur am Ende wie ein Fünfjähriger nach seinem ersten Wespenstich zu kollabieren. „Mein ganzes Leben schon träume ich davon, einen Schnauzbartwettbewerb zu gewinnen“, sagte Garret. Der Schnauzersport ist das ultimative Eierlaufen. Wenn du nicht auf Wettkampfniveau unterwegs bist, ist es schwierig, nachzuvollziehen, was das eigentlich alles soll.

Um am Wettbewerb teilnehmen zu dürfen, mussten wir Mitglied eines Schnauzbartvereins sein. Es gibt in Irland aber keinen, also musste wir uns einen ausdenken. Club Ronnie. Offensichtlich hat Steve angeboten in den kommenden Jahren die Weltmeisterschaften in Dublin auszurichten. Hat vielleicht irgendjemand einen großen Saal, ein paar Haartrockner und ein paar Tausender für uns übrig?

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Es war einer dieser Tage, an denen es dich kein bisschen irritiert hätte, wenn sich neben dir ein Yeti niedergelassen hätte, um sich einen Schnaps einzugießen. Die Haare in diesem Bild sind wahrscheinlich älter als du. Als du noch an BH-Verschlüssen gescheitert bist und deine größte Sorge war, mit deiner Zahnspange in ihrer hängen zu bleiben, war dieser Wildwuchs wohl gerade auf Kniehöhe angelangt. Dieser Bart—entrollt natürlich—ist länger als die meisten Menschen. Beim Wettbewerb brauchten ein paar Teilnehmer länger als drei Stunden, um sich stylen zu lassen und mussten danach ihre Biere durch Stohhälme trinken, um die Kunstwerke nicht zu gefährden. Überall waren Schnauzbart-Groupies. Die meisten Typen konnten während des Stylings nicht mehr an ihre Handys gehen und es blieb ihnen nur diese komische vor-und-zurück-Bewegung übrig. Als sie ihre Preise bekamen, konnten sie die eigens dafür engagierte Blondine auch nicht auf die Wange küssen und haben sich deswegen direkt die Lippen vorgenommen.

Das ist Wolfgang Schneiders Bart. Er hat in unserer Kategorie mit einer einwandfreien Punktzahl gewonnen. Ich würde jetzt am liebsten eine sech Zeilen lange Abhandlung darüber schreiben, was für ein widerlicher, überflüssiger Bastard dieser Typ war, aber Wolfgang war einfach der coolste Typ beim ganzen Wettbewerb. Verdammt.

Unser Buch kommt diesen Oktober bei www.movember.com und www.eurotash.wordpress.com raus.

CONOR CREIGHTON
FOTOS: STEVE RYAN