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Betrunkene Touristen auf Ibiza zu bedienen, ist Spaß und Alptraum zugleich

Als Kellnerin auf Ibiza macht man einiges mit. Ein Typ bestellte einen Mojito, einen Gin Tonic .. und so weiter. Und zum Schluss, als würde er ein weiteres Getränk bestellen, sagte er: „Und einen Blowjob."
Foto von Angie Torres via Flickr

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Dieses Mal: Eine Kellnerin in einem Restaurant/Nachtclub am Barceloneta-Strand in Ibiza, einer beliebten Touristenfalle voller Bars, Restaurants und einem Casino, erzählt aus dem Nähkästchen.

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Ich arbeite schon fast ein Jahr hier. Die meisten Gäste sind englische Touristen—manchmal Familien, manchmal Männergruppen, je nach dem. Wir haben auch Kunden aus den USA, aus Australien und Frankreich. Die Franzosen sind die Schwierigsten. Sie kommen herein und erwarten, dass wir ihre Sprache sprechen. Wir mussten eine eigene Karte für sie machen.

Die Russen wollen alles: den besten Service, das Sofa, die schönsten Frauen neben sich, und sie sagen es auch. Die Engländer sind sehr höflich—sie trinken viel, aber sie sind höflich. Die Kultur ist einfach anders.

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Spanier hingegen sind unfreundlich. Sie behandeln mich herablassend, weil ich Kellnerin bin. Ich bin nicht „nur" Kellnerin—ich studiere, aber ich muss Geld verdienen. In den Augen der Spanier ist man als Kellner nichts wert.

Unser Lokal ist ein schicker Ort für Touristen mit Geld. Sie wollen Spaß haben und alle, die hierher kommen, sind auf Urlaub. Die meisten Kunden sind recht nett, aber an die üblen erinnert man sich immer am meisten.

Ein Engländer wollte einmal einen Blowjob von mir. Er bestellte einen Mojito, einen Gin Tonic und so weiter, und zum Schluss, als würde er ein weiteres Getränk bestellen, sagte er: „Und einen Blowjob."

Ein anderer Typ wollte eine Shisha mit Vagina-Geschmack. Er fragte mich, welche Shisha-Geschmacksrichtungen wir hätten. Ich zählte auf: Apfel, Banane, … Und er sagte: „Ich will Vagina-Geschmack." Mein Chef hat ihn dann rausgeschmissen.

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Viele Kunden essen ihren Teller leer oder trinken ihren Cocktail aus und beschweren sich dann, dass es nicht geschmeckt hat oder dass das Getränk zu stark war. Ich denke mir dann: Wie?! Aber du hast es ausgetrunken/aufgegessen! Wieso sagst du mir das erst jetzt? Viele verschwinden auch einfach, ohne zu bezahlen. Dann muss ich manchmal die Hälfte der Rechnung aus meiner eigenen Tasche begleichen.

Ein Typ fragte mich, welche Shisha-Geschmacksrichtungen wir hätten. Ich zählte auf: Apfel, Banane, … Und er sagt: „Ich will Vagina-Geschmack." Mein Chef hat ihn dann rausgeschmissen.

In der Nacht beobachten wir die Schlägereien am Strand. Im Restaurant passiert meistens nichts, weil wir Typen mit Fußballtrikot oder offensichtlich Betrunkene gar nicht reinlassen.

Das einzige Mal, dass es eine Schlägerei gab, war, als ein Mann einem Rosenverkäufer alle Rosen abkaufte und dann jeder Frau im Restaurant eine schenkte. Ein Typ wurde extrem eifersüchtig, weil dieser Typ seiner Freundin eine Rose geschenkt hatte.

Jeden Abend fragen mich Männer nach einem Date—so viele! Es gibt keinen Abend, an dem ich nicht irgendeinem Typen meine Nummer gebe. Ich bin Single und man lebt nur einmal. Ich sage nicht zu allen ja, aber wenigstens habe ich die Wahl. Viele von ihnen sind interessant—sie sind jung, modisch und haben Geld. Sie sagen: „Du bist wunderschön. Setz dich zu mir her, ich bestelle Champagner!" Ich glaube, sie vergessen manchmal, dass ich zum Arbeiten hier bin und nur sie im Urlaub. Aber so sind diese Männer eben.

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Frauen, die in unserem Restaurant arbeiten, müssen gut aussehen. Wir wählen auch unsere Kunden aus, nicht jeder kommt rein. Die attraktiven Leute setzen wir auf Sofas, sodass die Passanten sie sehen. Die Sofas sind eigentlich für Vierergruppen gedacht, aber wenn zwei hübsche Mädchen kommen, dann lassen wir sie dort sitzen. Die Sofas sind am beliebtesten. Die Leute werden richtig wütend, wenn sie keins bekommen. Dann beschweren sie sich, dass ich nicht nett sei, weil ich nicht für jeden eine passende Lösung finde. Aber auf diese Kunden können wir ohnehin gerne verzichten!

Manchmal lasse ich Gruppen aufs Sofa sitzen, bis wir eine Reservierung haben. Dann betrinken sie sich und wollen sich nicht umsetzen. Wenn ich sie dann an einen anderen Tisch bitte, wollen sie plötzlich Essen und Champagner bestellen. Manche würden einfach alles tun, um auf dem Sofa zu bleiben—Trinkgeld springt dabei aber meistens keins für mich heraus.

Insgesamt nehmen wir jede Woche etwa 2.000 Euro Trinkgeld ein, das wir auf alle Mitarbeiter in der Küche und im Service aufteilen. Mein Anteil ist meistens ganz in Ordnung.

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Tagsüber kommen auch Familien mit Kindern ins Restaurant. Die Kindern wollen dann oft Fotos in der DJ-Kabine machen. In der Nacht sind Kinder jedoch nicht erlaubt und dann können die Kunden alles machen, was sie wollen.

Aufgezeichnet von Samantha Rea.