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Campus, Sex und Ravioli

So erkennst du einen beschissenen Mitbewohner

Damit du deinen grauenhaften Mitbewohner beim ersten Anzeichen einer sich anbahnenden Katastrophe durch einen besseren ersetzen kannst, sagen wir dir, woran du in jedem Fall einen beschissenen Mitbewohner erkennst.

Wenn man sich als unwissender Schüler voller verblendeter Euphorie und Hoffnung dazu entschließt, für die nächsten Jahre in eine WG zu ziehen, malt man sich ein Leben voller gemeinsamer Binge-Watching-Marathons, 24/7 Turbobier-Konsum und anderen utopischen Dingen mit Menschen aus, die man gern hat und von denen man hofft, dass man sie für immer ertragen kann und dabei auch noch unendlich viel Spaß hat.

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So sieht das WG-Leben aber in der Regel nur in amerikanischen College-Filmen und feuchten Träumen von Versagern aus, die glauben, dass in der Studienzeit alles besser wird. Denn was man dabei vergisst, ist die Tatsache, dass man erst einmal Menschen finden muss, die mit einem zusammenleben wollen, mit denen man selbst zusammenleben will und im besten Fall die innige Liebe für Game Of Thrones und Nudeln mit Ketchup teilt.

Diese Wünsche gehen aber nur in den seltensten Fällen in Erfüllung, denn an seinem vermeintlichen Rückzugsort zeigt sich jeder Mensch früher oder später von seiner asozialen, durchgesessene-Simpson-Jogginghosen-tragenden Seite. Der WG-Alltag ist in der Realität häufig von zum Bersten vollen, süßlich duftenden Müllsäcken, unangenehmem Schweigen und verschimmelten Essensresten geprägt, was irgendwann unvermeidlich zum WG-Supergau führt und die zarte Blume namens WG-Harmonie mit jedem Mal ein bisschen mehr zerstört.

Damit du dich aber gar nicht erst mit solchen ekelhaften Dingen herumschlagen musst oder deinen grauenhaften Mitbewohner beim ersten Anzeichen einer sich anbahnenden Katastrophe durch einen besseren ersetzen kannst, sagen wir dir, woran du in jedem Fall einen beschissenen Mitbewohner erkennst:

Er macht einen schlechten ersten Eindruck

Das erste, was dir vermutlich in den Sinn kommt, wenn du den elterlichen Brutkasten verlässt und in deinen ersten WG-Laufstall übersiedelst, ist, dass du in deinen neuen vier Wänden alle gesellschaftlichen Konventionen über Bord werfen kannst. Du wirst von einem erhabenen Entdecker- und Eroberer-Gefühl ergriffen sein und glauben, das einzig wahre Leben ist das, das erst um 13:00 Uhr beginnt, wenn du im Aschenbecher deiner Mitbewohner aufwachst. Aber da deine Eltern doch nicht ganz so große Idioten sind, wie du glaubst, wird dein erster Eindruck von den WG-Anwärtern dir trotzdem alles sagen, was du wissen musst. Es ist furchtbar, aber dieser erste Eindruck wird irgendwann zurückkommen und dich an den Eier(stöcke)n packen. Wer schon zum ersten WG-Gespräch um eine Stunde zu spät kommt, sich als erstes eine Tschick schnorrt und dann einen ranzigen Rülpser als Reviermarkierung hinterlässt, sollte nicht bei dir wohnen. Er sollte nur jeden Samstag zu Besuch kommen und Gras mitbringen.

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Er trägt immer einen Bademantel

Wenn sich dein Mitbewohner den lieben langen Tag wie Hugh Hefner im Bademantel durch eure Wohnung schleppt und dabei auch mit Anfang 20 schon genauso aussieht wie Hugh Hefner, ist er definitiv arbeitslos und ziemlich sicher auch depressiv. Er kennt alle Serien und Comics dieser Welt, die er immer wieder mit sehr leiser Stimme in eure Unterhaltungen einstreut, und seinen Anteil der Miete hast du schon ewig nicht mehr bekommen. Hoffentlich bist du mit deiner Geduld bald am Ende und schmeißt ihn raus, denn sein angeblicher AMS-Kurs ist genauso eine dreiste Lüge wie die, dass er sich die Black Lotus oder seine anderen Magic The Gathering-Karten selbst erspielt hat (in Wahrheit ging genau dafür die letzte Miete drauf) und er will sich nur bei dir durchschnorren.

Er „borgt" sich gerne alles Mögliche von dir aus

Wir alle wissen, dass man sich ein bisschen Duschgel oder eine Tasse Reis nicht ausborgen kann. Ausborgen heißt in diesem Fall so viel wie: „Du wirst dein Zeug nie mehr zurückbekommen, aber das ist okay, weil du dich über solche Kleinigkeiten nicht aufregst und ich das Geldsystem nicht respektiere". Natürlich sind ein Batzen Duschgel oder eine Handvoll Reis wirklich nicht der Rede wert, aber wir alle wissen auch, dass es dabei nicht bleiben wird und er sich als nächstes deine letzte Scheibe Toast, deinen Fernseher und dein Sixpack Bier ausborgen wird, wenn du den Fehler begehst, diese Dinge an einem Wochenende unbeaufsichtigt in der Wohnung zurückzulassen. Wenn du genug Geld hättest, um für ihn zu sorgen, würdest du nicht mit ihm in einer viel zu kleinen Wohnung hausen, sondern längst allein wohnen. Raus mit ihm.

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Er bekommt ständig Besuch

Wenn es in deiner Wohnung ständig an der Tür läutet und täglich neue Gesichter eintrudeln, kann es zwei Gründe dafür geben. Entweder dein Mitbewohner ist der beliebteste Mensch der Welt—noch beliebter als Peter Rapp—, oder er ist Drogendealer. Nach einigen Tagen wirst du schnell den Unterschied merken: Während im ersten Fall die Menschen in deiner Wohnung bleiben, weil sie sich von deinem Mitbewohner genauso angezogen fühlen wie du, bekommt ein Drogendealer zwar auch viel, aber eher kurzen Besuch, bis eines Tages die netten Herrn in Blau vor deiner Türe stehen, etwas länger bleiben und dann nicht nur deinen Mitbewohner sondern auch dich mitnehmen—wegen Mittäterschaft. Du solltest das vermeiden, in dem du deinem WG-Anwärter 5 Gramm irgendwas abkaufst und ihn dann vor die Tür komplimentierst. Aber vergiss nicht, dir seine Nummer zu notieren.

Er verbreitet Krankheiten

Nach einem viel zu langen Tag kommst du endlich von der Uni heim und möchtest deinen Abgas-verschmutzten Körper so schnell wie möglich unter die Dusche bekommen. Nach einem fünfminütigen Wasser-Quickie (schließlich hat kein Mensch mehr Zeit für mehr) steigst du aus der Dusche und stellst fest: dein Handtuch ist nass. Dass die Nässe nicht von dir kommt, ist klar, schließlich hast du dir heute Morgen möglichst schnell nur das Wesentliche gewaschen und dein Handtuch sollte schon längst wieder trocken sein. Dein Mitbewohner hingegen ist ein ziemlich praktischer Charakter, der seine Ohren am liebsten mit der Gabel putzt die er zuvor in dein liebevoll zubereitetes Essen gesteckt hat. Er ist auch die Art von Mensch, die ihre Dreckbällchen in den Parkettritzen nicht wegputzen, sondern liebevoll „Igor" nennen und zu einem fixen Bestandteil ihres Lebens machen. Aufgrund seines igoresken Lifestyles hat er sich irgendwann erfolgreich mit der Krätze infiziert, die er in seinem Wahn der Nächstenliebe mit dir und all deinen Freunden teilen möchte. Wer denkt, wir übertreiben: leider handelt es sich hierbei um eine wahre Geschichte.

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Er dekoriert die Wohnung mit seinem Müll

In der einen Ecke eine offensichtlich viel zu lang benutzte Unterhose, in der anderen die vollgerotzten Taschentücher von der letzten Grippe—dein Mitbewohner platziert mit Liebe zum Detail widerliche Dinge überall in der Wohnung, als hätte er noch nie etwas anderes getan. Er ist wie der Junge aus The Wasp Factory, der sich im Geheimen ein perverses Reich aus Kadavern und Insekten baut—nur dass er es vor deinen Augen tut und mit etwas Glück zumindest kein Tierquäler ist. Denk bloß nicht daran, seine Müll-Installation wegzuräumen, sonst bist du auf ewig als Putz-Sklave im Hamsterrad der WG-Diktatur gefangen. Hilf ihm lieber dabei, einen anderen Ort zu finden, wo seine Kunst auch die nötige Wertschätzung erfährt (eine Brücke oder ein Bahnhof wären ein guter Anfang) und such dir jemanden, der keinen Giftmüll in deine Wohnung einschleppt.

Er ist übervorsichtig

Neben den rücksichtslosen Arschlöchern sind die Übervorsichtigen zugegebenermaßen die seltenere Mitbewohner-Spezies, aber trotzdem mindestens genau so schlimm und unerträglich. Dein Mitbewohner ist wie dein Schatten, räumt dir ständig deine Sachen hinterher, ist niemals laut, wenn du eigentlich schlafen möchtest und es wartet immer ein wunderbar duftendes Essen auf dich, wenn du heimkommst. Versteht uns nicht falsch, das ist großartig, aber es beginnt spätestens dann zu nerven, wenn du einmal eine Stunde später als vereinbart in die Wohnung kommst und dein Mitbewohner vor zwei Teller mittlerweile eiskaltem Essen sitzt. Die Gründe für diesen Charakterzug können fast alles sein; vielleicht ist er ein Violine spielender Chinese, der verdammt starke Zigaretten raucht und alles aus Höflichkeit macht oder du hast es mit einem devoten Spinner zu tun, der heimlich in dich verliebt ist. Vielleicht ist die Person auch einfach nur verdammt einsam, aber auch wenn das jetzt hart klingt: Das ist vollkommen egal, denn er macht dich zu einem passiv-aggressiven Nervenbündel mit permanent schlechtem Gewissen. Bevor er dich endgültig in den Wahnsinn treibt, solltest du dich von ihm trennen.

Er ist so asozial, dass er dir vor deiner Freundin peinlich ist

Nicht selten ist die Rücksichtslosigkeit deiner Mitbewohner das Resultat von sozialer Unterentwicklung. Leider haben aber selbst die unfähigsten WG-Hopper oft eine ganz gute Technik, um deinen Radar für kaputte Menschen zumindest kurzfristig zu stören. Zum Beispiel, indem sie dir eine monatliche Miete zusichern, ihr Nerdtum als Besonnenheit tarnen und beim ersten Treffen ein Sakko über ihrem 1Up-T-Shirt tragen. Genau diese Dinge sollten dir aber zu denken geben. Kein normaler Mensch trägt Sakko und T-Shirt bei der WG-Suche. Im vorliegenden Fall hatte der Typ beim Einzug nicht mehr Besitztümer als eine Matratze und einen alten Rechner voller Star Trek TNG-Folgen—nicht mal eine beschissene Kaffeetasse. Das Problem war letztlich gar nicht, dass seine Körperhaare wie Tumbleweed aus einem alten Western durchs Badezimmer kugelten oder er beim Gespräch keinen Blickkontakt halten konnte. Das Problem waren eher die Kackespritzer auf der Klobrille, die er zwar gelegentlich wegmachte, aber die auch immer wieder kamen (wahrscheinlich, weil er Verdauungsprobleme hatte und Stehscheißer war) und meine zunehmende soziale Isolation, weil meine damalige Freundin völlig zurecht nicht mehr zu Besuch kommen wollte. Einmal schiss er 10 Minuten ziemlich laut, während sie nebenan zu frühstücken versuchte. Das kleine Wörtchen „damalig" gibt euch eine Idee davon, wie ernst die Lage werden kann. Noch heute schuldet er mir eine volle Monatsmiete. Das Sakko habe ich nach dem ersten Gespräch nie wieder bei ihm gesehen.

Vielleicht hilft euch unsere Liste ja, um eure ganz persönliche WG-Nemesis schon vor dem Einzug oder zumindest im ersten Monat zu erkennen—jedenfalls zu einem Zeitpunkt, wenn noch kein Vertrag unterschrieben ist und ihr ihn noch ohne allzu viel schlechtes Gewissen ins Stiegenhaus komplimentieren könnt. Sicher, er wird euren Mangel an bedingungsloser Toleranz gegenüber seinem komplizierten Wesen hochgradig irritierend finden—aber nur, bis seine Gedanken wieder zum letzten Warren Ellis-Comic oder dem neuesten Nerdist-Podcast abwandern.