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Kunst

Wir waren bei der Vernissage von Dean Blunt in London

„Sie ist genauso witzig und hinterlistig wie alle guten Sachen von Dean Blunt."
Dean Blunt, installation view Cubitt Gallery, London 2016. Photography Mark Blower, courtesy of Cubitt Artists.

Dean Blunt hat eine Ausstellung in der Cubitt Artists Gallery im Londoner Stadtteil Angel, die vom 28. Januar bis zum 28. Februar läuft und meiner Meinung nach genauso witzig und hinterlistig ist wie alle guten Sachen von Dean Blunt. Ich weiß es, da ich bei der Vernissage war.

Sie ist zunächst einmal wirklich winzig. Du gehst blinzelnd an einem Scheinwerfer an der Tür vorbei in einen sterilen, kargen Raum, der durch einen dünnen, langen Streifen aus Büroleuchten erhellt wird. Du murmelst ein paar entschuldigende Worte, während du an Leuten mit Mützen und Jutebeuteln vorbeischlurfst, um einen Blick auf das einzige Bild an der Wand zu erhaschen. Es ist ein einfaches Foto im Plastikrahmen, das aussieht wie ein Stockfoto einer Bildagentur und auf dem ein lachendes, professionell aussehendes Paar zu sehen ist, das während eines Kaffees unschuldig schmust. Dir fällt auf, dass sie dunkle Haut hat und er so weiß ist wie Tom Cruise in TopGun. Du denkst dir vielleicht: Na und? Wen interessiert das? Na ja, dich nicht, aber dein Kopf fängt an, beinahe aufgrund des permanenten, hoch-gepitchten Krachs zu bersten, der dir am Eingang aufgefallen ist, jetzt aber immer ausgeprägter und immer offensichtlicher ‚Teil der Kunst' wird. Nach ein paar Minuten fällt dir die Plastikhupe auf, die sich am linken oberen Rand in einem Plastikkäfig befindet und du musst lachen. Dean Blunt: Wie immer ein gewaltiger Verarschungskünstler.

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Dean Blunt ist ein genialer Lügner. Es ist nichts Neues, dies zu erwähnen, aber seine Arbeit bedient sich ausgiebig an Klischees und naheliegenden Unwahrheiten, um seine merkwürdigen, täuschenden Welten zu erschaffen. Montaigne hat geschrieben, dass „wenn du der Zunge erlaubst, sich die Angewohnheit des Lügens anzueignen, dies eher mit dem Tode bestraft gehört als andere Verbrechen." Blunt liebt es, Journalisten zu belügen (einmal hat er gegenüber einem leichtgläubigen Guardian-Journalisten behauptet, dass die einzige Musik, die er hört, Oasis ist), aber er ist auch extrem gut darin, ein leichtgläubiges Publikum in eine Falle zu locken, die es sich selbst gestellt hat. Er ist dafür bekannt, gegen die Reflexe und Annahmen von dem, was er „die liberale Linke, die Pickel mit Concealer überdeckt", nennt, zu wettern, die mitten im blendenden Licht und ohrenbetäubenden Krach steht, um sich ein extrem nichtssagendes Bild von Schauspielern anzusehen, die bei einem Kaffe ein kitschiges Paar darstellen.

Die Ausstellung ist mit ihrem Humor und ihrer Hinterhältigkeit ein klassischer Dean Blunt. Sie lohnt sich besonders, wenn du—wie dieser Kritiker—einer der verbitterten Liberalen bist, die, in Blunts etwas spöttischen Worten ausgedrückt, „denken, dass sie alles wissen". Weiter sagt er: „Ignoranz ist jedoch nichts, für das man sich schämen muss, wenn du offen dafür bist, zu lernen, aber dieses vorgegebene Wissen führt zu allem möglichen albernen Verhalten."

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