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Astronomen diskutieren: Sollen wir Aliens unsere Wikipedia schicken?

Die Frage, was wir Außerirdischen über uns erzählen wollen, ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Bild: Aricebo Observatory | H. Schweiker/WIYN, NOAO/AURA/NSF | CC BY-SA 2.0

Schon im Dezember haben Astrobiologen ​erneut vorgerechnet, dass es da draußen statistisch gesehen Aliens geben muss, diese aber wohl nicht in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zu finden sein werden. Sollten wir unseren galaktischen Mitbewohnern also Signale senden, um eine Kontaktaufnahme zu beschleunigen?

Führende Astronomen überlegen jetzt, ob sie regelmäßig detaillierte Nachrichten in hunderte Sternsysteme übertragen sollen. Dafür möchten sie die kräftigsten Radioteleskope der Erde auf die nächstbesten Planetensysteme ausrichten, damit potentielle Alien-Zivilisationen in einem Umkreis von 20 Lichtjahren genügend Informationen zusammentragen können, um die menschliche Rasse zu verstehen.

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Aber welche Botschaften sollen wir ins Weltall schicken? Ein Vorschlag zur Repräsentation unserer Spezies wäre es, den Inhalt unserer Wikipedia ins All zu senden.

Der Bildschirmschoner von SETI@home, mit dem Benutzer freie Rechenleistung ihres PCs zur Suche nach außerirdischem Leben opfern können.

Der Bildschirmschoner von SETI@home, mit dem Benutzer freie Rechenleistung ihres PCs zur Suche nach außerirdischem Leben opfern können. Bild: ​Wikimedia Commons | ​Namazu-tron | ​GNU Lesser General Public Licence

Am vergangenen Wochenende trafen sich führende Astrophysiker im kalifornischen San Jose, um auf einer Konfere​nz über ein gemeinsames Vorgehen zu diskutieren, METI genannte Nachrichten (Messaging to Extra-Terrestrial Intelligence) in Richtung Kosmos abzuschicken. Gesendet würden die Nachrichten an Außerirdische beispielsweise vom Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico, das 1974 ein einfaches Bild ins All schickte, das 10 hoch 5 mal stärker als die Sonne leuchten sollte. Die extraterrestrische Antwort, wie wir mittlerweile wissen, fiel eher spärlich aus.

Wäre es nicht folglich schön, Mittel und Wege zu finden, um unseren Platz im Universum besser einschätzen zu können und eine verständnisvolle Kontaktanbahnung mit anderen Lebewesen zu versuchen? Die Frage nach einer kosmischen Kommunikationsstrategie—nach außerirdischen Signalen suchen oder selbst senden?—gestaltet sich seit Jahrzehnten kontroverser als man denkt.

Vor allem das SETI-Institut (Search for Extraterrestrial Intelligence) der Universität Berkeley sucht schon seit Jahren nach der richtigen galaktischen Ansprache. So werden mit dem über hunderte Computer verteilten SEITI@home Programm zahlreiche Himmelsabschnitte gezielt nach Radiosignalen von Außerirdischen gescannt.

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Das Konzept der vorerst noch recht einseitigen, aber aktiven Kommunikation könnte nun den nächsten logischen Schritt einläuten: „Seit einem halben Jahrhundert suchen wir bei SETI nach etwas, was wir selbst nicht produzieren: Übertragungen in fremde Welten", wird Douglas Vakoch vom SETI Institute zitiert.

#msgtospace I hope that we can learn from each other.

— J.J.L. (@justinjlockhar1) February 14, 2015

Doch es gibt auch starke Gegenstimmen: Astrophysiker wie Stephen Hawking warnen vor den unabsehbaren Konsequenzen, die unserer Spezies drohen könnten, würden Außerirdische von unserer Existenz erfahren. Speziell für diese Risikobewertung wurde die San Marino-Skala entwickelt. Eine im Jahr 2008 gesendete Nachricht hatte die Stufe 8—was auch immer das konkret heißen mag.

Auch Pläne für eine Planetare Verteidigung bei einer möglichen Invasion Außerirdischer gibt es schon zuhauf. Sollten wir uns also lieber nicht die Borgs für einen kleinen Hausbesuch einladen und unauffällig schweigen? Hier diskutiert das SETI Institut jedenfalls schon einmal die praktisch-technischen Details:

Das hochgeschätzte Publikum zweifelt allerdings trotz aller Überlegungen an der Umsetzbarkeit dieser hochgesteckten Ziele: „Ihr wollt mit Außerirdischen in Beinahe-Infrarot kommunizieren, aber habt noch nicht mal gelernt, wie man mit einfachen Erdlingen mit einem Mikrofon kommuniziert", nölt das Internet angesichts der dürftigen Tonqualität des Videos.

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„Das Problem an der Active SETI", schreibt ein anderer, „ist, dass sie nicht nach Leben suchen, sondern nach Technologie. Wir sind die einzige Spezies in vier Milliarden Jahren Evolution, die zufällig auf Technologie gestoßen ist, wer sagt, dass andere Lebewesen im Kosmos das überhaupt verstehen?"

Im Vorfeld der Konferenz hat das SETI Institut jedenfalls seine Teilnehmer gefragt, welche Nachricht sie ins All senden würden. Die Statements sind so unterschiedlich wie die teilnehmenden Experten:

Der Physiker Paul Farber plädiert beispielsweise für eine eher zurückhaltende, bescheidene Anfrage: „Bitte kontaktiert uns ganz vorsichtig"—also vielleicht eher nicht mit dem überraschend angekündigten Bau einer hypergalaktischen Umgehungsstraße durch Planet Erde, wie Douglas Adams sie sich ​ausgemalt hatte. Wieder andere stellen direkt eine neugierige philosophische Frage, wie zum Beispiel Douglas Malkoch, der den schönen Berufstitel „Direktor für das Verfassen interstellarer Nachrichten" trägt:

RT @NewsfromScience: @SETIInstitute's Douglas Vakoch has a #msgtospace. What's yours? http://t.co/ED0Tr4vmFH

— The SETI Institute (@SETIInstitute) February 13, 2015

Wer einen besseren Vorschlag für ein Grüßchen ins All hat, kann diesen gern mit den Forschern am SETI-Institute teilen oder ihn auf Twitter unter dem Hashtag #msgtospace absetzen.