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FBI hat ein As im Ärmel: Unbekannte bieten Hack des San Bernadino-iPhones an

Knapp 24 Stunden vor dem ersten Gerichtstermin im Krypto-Kampf Apple vs. FBI könnte der Fall eine überraschende Wendung nehmen.

Nur knapp 24 Stunden vor der ersten Anhörung im Krypto-Kamp Apple vs. FBI hat der Fall eine überraschende Wende genommen: Das US-Justizministerium hat am späten Montagabend kurzfristig beantragt, den Gerichtstermin abzusagen, bei dem verhandelt werden sollte, ob Apple dazu verdonnert werden kann, den PIN-Code des iPhones von San Bernadino-Attentäter Syed Farook zu entschlüsseln und damit faktisch eine Hintertür in die eigene Software einzubauen. Nun könnte sich der Fall ohne einen Showdown vor Gericht in Luft auflösen.

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Wochenlang hatte das FBI darauf bestanden, dass Anti-Terror-Ermittler auf die Entwicklung einer technischen Lösung durch Apple angewiesen seien, um an die Handy-Inhalte des IS-Attentäters heranzukommen. Nun gab ein Sprecher des Justizministeriums bekannt: „Am Sonntag, den 20. März, führte eine dritte Partei dem FBI ein mögliches Verfahren vor, mit dem Farooks iPhone geknackt werden kann."

McAfee: Apple, gebt mir das iPhone, ich übernehme die Entschlüsselung

Die vom US-Justizministerium beim Gericht eingereichten Dokumente führen nicht aus, wer hinter dem jüngsten Hilfsangebot steckt: „Das FBI betreibt weiterhin seine eigene technische Forschung. Außerdem haben uns in Folge der weltweiten medialen Aufmerksamkeit Parteien außerhalb der US-Regierung kontaktiert und mögliche weitere Forschungswege aufgezeigt" heißt es dort.

Tatsächlich zeigt der Fall jedoch, wie sehr die iOS-Verschlüsselung, die Apple in den vergangenen Jahren immer weiter aufgerüstet hatte, den Behörden ein Dorn im Auge ist. Sollte das FBI den Fall gewinnen, liegen allein im Bundesstaat New York schon 50 weitere für Ermittlungsverfahren relevante iPhones bereit, bei denen die Behörden die programmierte Hintertür, zu der Apple gezwungen werden soll, gern anwenden würde.

Tech-Firmen aus dem Silicon Valley haben Apple in den letzten Wochen in ihrem Standpunkt den Rücken gestärkt. Gleichzeitig gibt sich Tim Cook überzeugt im Interesse seiner Nutzer zu handeln, und positioniert sein Unternehmen mit dem Beharren auf starker Verschlüsselung auch als Verteidiger der Bürgerrechte. Auch bei der gestrigen Keynote, bei der neue Apple-Produkte vorgestellt wurden, blieb das Thema der Privatsphäre und des Kampfes gegen das FBI daher nicht unerwähnt.

„Wir werden vor unserer Verantwortung nicht einknicken", sagte Tim Cook gestern, bevor er neue Gesundheitsanwendungen, die sensible persönliche Daten aufzeichnen, vorstellte. „Das schulden wir unseren Kunden und unserem Land. Wir müssen als Nation entscheiden, wie viel Macht die Regierung über unsere Daten und unsere Privatsphäre haben darf."

Noch unklar ist derweil, ob die heißen Tipps von Dritten sich tatsächlich anwenden lassen—und von welcher Seite das FBI dieses Angebot bekommen hat. Das Gericht in Riverside forderte die Regierung auf, bis zum 5. April einen Bericht über den Test der Methode vorzulegen.